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Mein Baby schreit, was kann ich tun?

Zunächst einmal: alle Babies schreien. Auch wenn die Eltern alles richtig machen. Wie viel das einzelne Kind schreit, liegt in erster Linie in dessen Eigenheiten begründet und erst in zweiter Linie am Verhalten der Eltern. Nach der Geburt nimmt die Zahl der "Schreistunden" pro Tag bis zur sechsten Woche zu, danach in der Regel wieder ab.

In der sechsten Woche (bei Frühgeburten ist der errechnete Geburtstermin relevant) schreien Babies normalerweise zwischen 1,5 und 3 Stunden pro Tag. Nach drei Monaten haben sie das Schlimmste hinter sich - insbesondere das Schreien ohne ersichtlichen Grund, das häufig in den Abendstunden auftritt.

 

Warum schreien Babies?

Da Babies keine andere Möglichkeit haben, sich auszudrücken, schreien sie. Sie zeigen durch ihr Geschrei Hunger, Unwohlsein (physisch und psychisch), Müdigkeit, Schmerzen, Hitze oder Kälte sowie Missfallen. Erwachsene, die viel Umgang mit Säuglingen haben, können Hungerschreie und Schmerzensschreie meist ziemlich zuverlässig erkennen. Ansonsten hilft nur das Ausschlussverfahren. Körperliche Gründe für Babygeschrei sind: Hunger oder Durst, Müdigkeit oder Überreizung, volle Windeln, Schmerzen oder Krankheit sowie Wetter- oder Mondphasenfühligkeit. Emotionale Gründe sind ein Verlassenheitsgefühl, der Wunsch nach Körperkontakt, sowie die Angst bei neuen Personen oder unbekannten Umgebungen. Dazu kommt speziell in den ersten Wochen das erwähnte Schreien ohne ersichtlichen Grund.

Darüber hinaus haben Babies früh ein gutes Gefühl für Spannungen in der Umgebung. Wenn also die Familienlage angespannt ist und die Eltern unter Stress stehen (auch solchem, der durch das Baby selbst verursacht wird), dann fängt das Kind unter Umständen an, zu schreien. Also - versuchen, sie nicht, sich verrückt machen zu lassen. Es bringt nichts.

 

Sofortmaßnahmen

Was kann man also im Einzelfall tun? Im Ausschlussverfahren die einzelnen Möglichkeiten durchgehen. Sehen sie hierzu auch unsere Checkliste Babygeschrei.

Wenn das Kind schreit, sind die wirksamsten Maßnahmen, es anzusprechen, es aufzunehmen und zu bewegen, egal ob durch wiegen oder indem man das Kind herumträgt. Die Bewegung beruhigt das Baby (vestibuläre Stimulierung). Dieses Phänomen nutzen auch Kinderwiegen mit Aufhängung oder einem Schaukelstuhl nachempfundenen Beinen. Es hilft auch, sich selbst in einen Schaukelstuhl zu setzen und das Kind dabei zu halten. Empfohlen werden ebenfalls die Bewegung in Hängematte oder Kinderwagen.
Hilfreich bei der Beruhigung eines schreienden Babies kann auch ein Schnuller sein. Viele Eltern sind für die Verwendung eines Schnullers, einige dagegen. Die Wissenschaft ist sich inzwischen einig, dass die heutigen Modelle nicht gesundheitsschädlich sind. Der Nachteil eines Schnullers ist, dass er irgendwann wieder abgewöhnt werden muss. Aber er kann ein Baby beruhigen.

Man sollte seine Methode der Beruhigung auch auf die Situation abstimmen. Ein Kind, das aus dem Schlaf aufgewacht ist und auch noch nicht hungrig sein sollte, braucht vielleicht nur den Zuspruch der Eltern. Das Baby beruhigend anzusprechen, ihm eine Hand leicht zu streicheln und ihm seinen Schnuller zu geben, reicht vielleicht, um es zu beruhigen. Eventuell schläft es dann wieder ein. Nimmt man es in diesem Moment auf, kann es sein, dass das Baby überreizt ist und erst recht anfängt, zu schreien. Also - mit gesundem Menschenverstand der Situation angemessen handeln.

 

Ein regelmäßiger Tagesrhythmus und viel Schlaf sind die bestmögliche Prävention

Es gibt Erfahrungswerte, wie man die täglichen Schreizeiten generell reduzieren kann:

  • Babies, die über den Tag verteilt regelmäßig getragen werden - und nicht erst, wenn sie schreien  - schreien im Schnitt deutlich weniger. Offensichtlich beruhigen hier der Körperkontakt, die Wärme und die Bewegung das Kind. In Gesellschaften, in denen die Kinder von den Müttern über viele Stunden täglich am Körper getragen werden, ist das "Schreien ohne Grund" weitgehend unbekannt.
  • Bei einigen Babies im Alter bis zu 2 Monaten hat es sich auch bewährt, sie in eine Decke einzuwickeln (Kopf jederzeit frei lassen!). Entweder der Säugling geniesst das Gefühl von Wärme und assoziiert mit der Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit Sicherheit (erinnert an Mutterleib) oder es gefällt ihm gar nicht und er schreit noch mehr. Einfach einmal ausprobieren.
  • Je früher sich ein Kind an einen regelmäßigen Tagesrhythmus gewöhnt, desto weniger schreit es. Wie dieser Rhythmus aussieht, liegt zu einem guten Teil an den Eigenheiten des Babies (zum Beispiel dessen Schlafbedürfnis) und zum anderen an dem von den Eltern durchgeführten Aktionen (Fütterungen, Spieleinheiten, Unternehmungen, Einschlafritualen). Wichtig ist, dass sich hier eine Regelmäßigkeit entwickeln kann. Dies hilft dem Kind, einen eigenen Tagesrhythmus zu entwickeln und entlastet so die Nerven der Eltern. Bis zum dritten Lebensmonat schaffen es übrigens 70 Prozent der Säuglinge, einen eigenen Rhythmus zu entwickeln und als Folge auch durchzuschlafen.

Letztlich kann festgestellt werden, dass Kinder, deren Eltern sich mit ihnen während ihrer Wachperioden wirklich beschäftigen, leichter einschlafen und daher auch weniger schreien.

Was man auf keinen Fall tun sollte, ist das Kind "einfach schreien lassen". Abgesehen davon, dass es eine Qual für das Baby ist, hilft es auch nicht. Das Kind wird sich verlassen fühlen, weiß sich nicht anders zu helfen und wird weiterschreien. Es wird in seiner Entwicklung nicht weiterkommen und diese "erzieherische Maßnahme" läuft völlig ins Leere.

Ab dem sechsten Monat wird übrigens von vielen Seiten empfohlen, die Kinder langsam daran zu gewöhnen, dass die Eltern nicht immer beim allerersten Anzeichen einer Unzufriedenheit nach dem Kind springen (was nicht heißen soll, dass man die Kinder ewig schreien lassen oder gar ignorieren soll). So kann auch ein langsamer Abnabelungsprozess beginnen.

 

 

Literaturempfehlungen

Remo H. Largo - Babyjahre
Volker Baisch & Bernd Neumann - Das Väter - Buch

 

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