© MaFiFo - Fotolia.com

Erklärungen für Kinder – In der Kürze liegt die Würze

Kindern etwas zu erklären, so dass es bei ihnen auch ankommt, ist manchmal gar nicht so leicht. Der falsche Zeitpunkt, nicht altersgerechte Formulierungen, aber auch zu ausschweifende Erläuterungen erzeugen beim Kind oft Durchzug. So erklären Sie richtig und vor allem im richtigen Maß.

„Papa, was ist das?“ Der vierjährige Anton zeigt auf das Umspannwerk, an dem das Auto gerade vorbeifährt. „Also, …“ beginnt sein Vater mit einer langatmigen Erklärung über den Strom, wo er herkommt, wie er erzeugt wird und was Atomkraftwerke sind. Anton hört längst nicht mehr zu. Er versteht schon längst nicht mehr, wovon sein Papa spricht und beschäftigt sich lieber wieder mit seinem Bilderbuch über Bauernhoftiere. Dieser Fall ist klassisch. Langatmige Erklärungen langweilen und überfordern Kinder, sie schalten ab.


Ausführliche Antworten auf einfache Fragen

Natürlich meint man es nur gut, wenn man auf eine schlichte Frage ausführlich antwortet. Schließlich müssen Kinder etwas lernen und wenn man gleich noch ein paar Zusatzinformationen einflicht, dann kann das doch nicht schaden. Tut es oft auch nicht, allerdings können manche Erklärungen Kinder zusätzlich verwirren oder ihnen sogar Angst machen. Wenn Papa auf Antons Frage gleich noch über die Bedrohung durch einen möglichen Super-GAU im Kernkraftwerk schwadroniert, dann muss er seinen Sohn möglicherweise aus einem nächtlichen Alptraum holen. Zumindest bekommt er das Gefühl, in einer äußerst komplizierten und verwirrenden Welt zu leben, die noch dazu unverständlich ist. „Papa, was ist das?“ ist natürlich eine Frage, die sich oft nicht so ohne weiteres beantworten lässt. Zumindest dann nicht, wenn man den Anspruch hat, etwas vollständig zu erklären. In Antons Fall wäre die zufriedenstellende Antwort gewesen: „Da kommt der Strom her, den wir aus unseren Steckdosen holen.“ Will der Vierjährige mehr wissen, wird er schon nachfragen, vielleicht reicht ihm diese Information aber bereits völlig aus.


Das Fragealter

Etwa mit drei bis vier Jahren beginnt das Fragealter, das schon manche Eltern zur Verzweiflung getrieben hat. Auf jede Antwort folgt unausweichlich die Frage „Warum?“ Wenn ganz offensichtlich ist, dass das Kind nur Aufmerksamkeit erregen will, dann darf diese Endlosschleife getrost abgebrochen werden. Fragt ein Kind aus Interesse, gilt auch hier wieder die Regel: Auf jede Warum-Frage folgt eine Antwort die so kurz, aber auch so erschöpfend wie möglich ist. So hangeln Sie sich zusammen mit Ihrem Kind durch die Klärung eines Sachverhaltes. Erst im Vor- und Grundschulalter haben genauere und ausführlichere Erklärungen einen echten Sinn, denn das Kind kann erst dann mehrere Sachverhalte gleichzeitig erfassen und kompliziertere theoretische Zusammenhänge begreifen und verknüpfen.


Was fragt das Kind?

Ebenso wichtig wie die Kürze der Antworten ist, die kindliche Frage überhaupt richtig zu verstehen. „Wo komme ich eigentlich her?“ kann die Frage nach der biologischen Entstehung, aber auch nach der Stadt sein, aus der das Kind kommt. Aufmerksamkeit und Interesse sind wichtig, damit das Kind merkt, dass es mit seiner Frage ernstgenommen und respektiert wird. Sehr wichtig ist es ebenfalls, das Kind ausreden zu lassen. Selbst wenn man glaubt, die Frage bereits verstanden zu haben, sollte es seinen Satz beenden können. Das hat Vorbildfunktion, denn wir wollen auch nicht unterbrochen werden und jemanden ausreden zu lassen, zeugt von Respekt.


Der richtige Zeitpunkt

Sie haben in der Zeitung einen Bericht über jemanden gelesen, der versucht, Kinder für sexuelle Handlungen zum Mitkommen zu überreden? Natürlich ist man jetzt sofort in Versuchung, seinem Kind zu erklären, dass es niemals mit Fremden mitgehen darf. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter gerade ins Spiel vertieft ist, haben Sie keine Chance, ihr Anliegen wird buchstäblich auf taube Ohren stoßen und das nicht etwa aus Desinteresse, sondern einfach deshalb, weil Ihr Kind gerade mit etwas anderem – wichtigerem – beschäftigt ist. Treffen Sie dagegen den richtigen Zeitpunkt, dann wird es Ihnen aufmerksam zuhören und gedanklich mitverfolgen können, um was es Ihnen geht. Gerade bei schwierigen Themen wie sexuellem Missbrauch ist es wichtig, so einfach und verständlich wie möglich und vor allem altersgerecht zu erklären.


Fantasie oder Wirklichkeit?

Für Kleinkinder ist ihre Fantasie genauso real wie die Wirklichkeit um es herum. Deshalb nehmen sie vieles, was sie hören, allzu wörtlich. Spricht der Vater von Müllbergen, in denen die Menschheit irgendwann noch ersticken wird, dann hat ein Kind gleich eine angstvolle Vorstellung davon, wie es langsam in einem Meer von Abfällen versinkt. Es nimmt das, was als Metapher gemeint ist, wörtlich. Wenn Kinder lernen, selbst zu beurteilen, was wörtlich und was sinnbildlich gemeint ist, werden sie auch offener für Erklärungen und können größere Zusammenhänge erfassen. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, werden Sie feststellen, wenn Sie oft mit Ihrem Kind im Gespräch sind. Die Unterhaltungen werden ausführlicher, die Themen gehen mehr in die Tiefe und Ihr Kind wird immer genauer nachfragen.

 


Zum Weiterlesen:
http://www.elternwissen.com/erziehung-entwicklung/erziehung-tipps/art/tipp/schwierige-kinderfragen-keine-angst-vor-loechern-im-bauch.html

http://www.blinde-kuh.de/

http://www.kindergartenpaedagogik.de/1391.html