© SkyLine - Fotolia.com

Einer schlampig, einer ordentlich – so lebt man trotzdem glücklich zusammen

Sie lässt gerne mal Fünfe gerade sein und den Abwasch auch mal bis morgen liegen. Er dagegen ist ein Perfektionist, auch was den Haushalt und die Ordnung im Kleiderschrank angeht. Beziehungsstress ist hier vorprogrammiert und Perfektion, wenn Kinder mit im Spiel sind, kann man sofort vergessen.

Über Ordnung lässt sich streiten – und wie! Oft sind die Frauen die ordentlichere Hälfte der Beziehung, mitunter ist es aber auch umgekehrt. Das Konfliktpotential ist hier groß, denn man fühlt sich im häuslichen Umfeld nur wohl, wenn es auch den eigenen Vorstellungen und nicht zuletzt dem, was man gewöhnt ist, entspricht. Lösungen müssen her – jeder Partner muss Kompromisse schließen, wenn das Zusammenleben harmonisch sein und bleiben soll.

 

Wie Ordnungssinn entsteht

Wir alle werden in unserer Kindheit „programmiert“. Wir lernen durch Vorbilder und übernehmen den Status quo in unserem Umfeld als Maß der Dinge für unser weiteres Leben und das in beide Richtungen. Ein Kind, das in einer ordentlichen Umgebung aufwächst, wird mit großer Wahrscheinlichkeit selbst einmal ein auf Ordnung bedachter Mensch; herrscht in der Kindheit konsequentes Chaos, dann spiegelt sich das auch in der ersten eigenen Wohnung wieder. Vor allem in Krisenzeiten möchten wir uns mit Vertrautem umgeben. Dieser Mechanismus kann umso mehr zum Problem werden, je heftiger die Auseinandersetzungen um die häusliche Ordnung werden.

 

Kompromisse finden – trotz unterschiedlichem Ordnungssinn nicht unmöglich

Treffen unterschiedliche Vorstellungen von Ordnung aufeinander, kann keiner der Beteiligten erwarten, dass der andere sich von Grund auf ändert. Und würde man das wirklich wollen? Ordnungssinn ist ein Teil der Persönlichkeit des Menschen, in den man sich ja einmal verliebt hat. Die Lösung liegt in Kompromissen und klaren Regelungen, an die sich beide halten müssen. Die zweite Zutat ist ein gut Teil an Toleranz, das fällt wohl vor allem dem Perfektionisten schwer, aber Toleranz kann man lernen. Bevor die Regeln aufgestellt werden, sollten beide Partner fokussieren, worum es geht – nämlich um friedvolles und harmonisches Zusammenleben mit dem Menschen, den man liebt. Dann geht es daran, zu überlegen, wie Ordnungsliebe und Chaos nebeneinanderstehen können:

  • Für Gemeinschaftsbereiche müssen klare Regeln gelten, der Abwasch muss gemacht werden (notfalls mit Plan), der Tisch wird nach dem Essen sofort wieder abgeräumt, der Fußboden einmal pro Woche gewischt, das Bett wird morgens wechselweise gemacht usw.
  • Allzu perfektionistische Ansprüche muss der Ordnungsfreak selber erledigen: dazu gehören Dinge wie Bücher nach Größe sortieren, Zeitschriften exakt aufeinanderstapeln, Geschirr vor dem Einlegen in den Schubladen blankpolieren.
  • In den eigenen Bereichen kann jeder so schalten und walten, wie er will, der Andere respektiert dies ohne wenn und aber. Gerade, wenn der Ordnungssinn so gegensätzlich ist, sind eigen Bereiche oder Zimmer übrigens sehr angebracht.
  • Wenn es finanziell tragbar ist, kann eine Haushaltshilfe für die grundsätzliche Ordnung sorgen, das macht es beiden Partnern leichter.
  • Diese und ähnliche Festlegungen helfen mit, die unterschiedliche Ordnungsliebe der Partner unter einen Hut zu bringen.


Ordnungsfreak und Messi – Wenn Extreme aufeinander treffen

Ordnungssinn wie auch Chaos können unter Umständen zu Zwangsneurosen werden. Mit solch einem Partner zusammenzuleben ist extrem schwer, da es hier nicht möglich ist, einfach mal ein paar Regeln aufzustellen. Der Ordnungssüchtige wie der „Messi“ leiden an einer psychischen Störung, im schlimmsten Fall an einer Neurose, die therapeutisch behandelt werden muss. Ob ein „anormaler“ Partner diesen Zustand ertragen kann, hängt von der Gelassenheit und dem eigenen Ordnungs- oder Chaosempfinden ab. Treffen die beiden Zwangsstörungen als Extreme aufeinander, ist ein Zusammenleben allerdings kaum möglich. So oder so, kann dem Ordnungsverständnis des Partners gegenüber von einer oder beiden Seiten keine Toleranz aufgebracht werden, dann sollte man getrennte Wohnungen in Erwägung ziehen – und vielleicht auf ein gemeinsames Familienleben mit Kind ganz verzichten.


Kinder mit im Spiel – keine Chance für Ordnungsfreaks

Besonders prekär kann die Lage werden, wenn ein Kind in die Familie einzieht. Dann hat der Ordnungsfreak schlichtweg das Nachsehen. Selbst mit ausgeprägtem Ordnungssinn ist mit einem Säugling oder Kleinkind vorerst keine Ordnung möglich, ist ihre Partnerin dann auch noch eine Chaosnudel, helfen einfach nur noch Toleranz, Verständnis und eine Haushaltshilfe. Jetzt gilt noch mehr als bisher: Wer Perfektion um sich braucht, muss selbst dafür sorgen und kann sich gleich schon mal daran gewöhnen, dass die nächsten Lebensjahre deutlich mehr vom Chaos als von Ordnung bestimmt sein werden. Zum Trost sei gesagt: Es wird irgendwann besser und ein ordentlicher Vater und eine weniger ordentliche Mutter geben dem Kind für die Zukunft einen gesunden Ordnungssinn mit, zumindest dann, wenn das Thema Ordnung in einem vernünftigen Maße in der Familie gelöst wird.