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Die ganze Familie unter einer Decke?

Etwa ein Viertel aller Babys und Kleinkinder haben Einschlaf- und Durchschlafprobleme. Die Ursachen dafür lassen sich meist nicht ergründen. Oft ist das Ende vom Lied: Das Kind kriecht Nacht für Nacht mit den Eltern unter eine Decke. Für manche Eltern ist es die Lösung für ruhige Nächte, andere bringt der anhängliche Sprössling nachts um den Schlaf und zur Verzweiflung.

Was früher selbstverständlich war, ist heute vielen Eltern undenkbar und zusätzlich auch unangenehm: Das Kind schläft nachts bei den Eltern im Bett. So gerne Sie bereit sind, Ihr Kind tagtäglich zu versorgen, so wichtig ist ihnen doch die nächtliche Distanz. Für viele Kinder ist das unproblematisch. Sie gewöhnen sich schnell an die nächtliche Distanz. Doch Kinder, die unter Ein- oder Durchschlafproblemen leiden, können die nächtliche Abwesenheit der Eltern nicht aushalten und tun das dann auch entsprechend vehement kund oder kommen jede Nacht zu den Eltern ins Bett.

 

Ein- und Durchschlafprobleme von Babys und Kleinkindern

Es gibt viele Gründe, warum Kinder nachts nicht schlafen. Fast immer gehen diese Phasen vorüber. Oft können Kinder nicht schlafen, weil sie krank sind oder gerade in einer besonders aufregenden Lebensphase stecken. Gerade im Alter zwischen zwei und fünf Jahren kommt es häufig zu nächtlichem Schlafwandeln oder zu Alpträumen, mit denen das intensive Erleben des Tages verarbeitet wird. Und manche Kinder sind einfach besonders. Sie brauchen ein Maß an Zuneigung, das jede Norm übersteigt. Diese Kinder werden oft auch 24-Stunden-Babys genannt, da sie jede Sekunde auf die Aufmerksamkeit und Zuwendung der Eltern angewiesen sind.
 

Das Familienbett

Gemeinsam schlafen war in Familien noch vor 200 Jahren gang und gäbe. Damals war die Idee, dass ein Kind ein eigenes Bett, geschweige denn ein eigenes Zimmer hätte, zumindest in der Mittel- und Unterschicht undenkbar. Ist dies die einfachste Lösung, mit der alle Familienmitglieder gut leben können, dann gibt es darüber nichts weiter zu reden. Allenfalls die ungläubigen Blicke und die klugen Bemerkungen von Freunden und Verwandten können etwas störend wirken. Das Familienbett hat viele Vorteile. So erspart es schon den stillenden Müttern das nächtliche Aufstehen und meist schlafen Kinder bei den Eltern entspannter und ruhiger. Kluge Ratschläge gehen aber meist in eine andere Richtung: Kinder die bei den Eltern schlafen, würden verwöhnt werden, sie hätten später Probleme selbständig zu werden und sich zu lösen und vor allem würden sie niemals freiwillig aus dem Bett der Eltern ausziehen. Die Erfahrung, die viele Familien gemacht haben, lautet anders, nämlich dass ein wichtiges Bedürfnis des Kindes gestillt wird. Irgendwann hat das Kind durch die Nähe und das Vertrauen die nötige Reife, um selbst zu entscheiden, dass es von nun an allein schlafen kann.

Es gibt eigentlich nur einen echten Grund, der gegen das Familienbett spricht: Eines der beiden Elternteile fühlt sich damit nicht wohl. Für diesen Fall gibt es verschiedene andere Methoden, um Bedürfnisse von Eltern und Kind möglichst unter einen Hut zu bringen.
 

Nicht im Elternbett, aber im Elternzimmer

Gerade Säuglinge profitieren sehr davon, wenn sie im Zimmer der Eltern schlafen und die Eltern letztendlich auch: Stillende Mütter müssen nicht erst durchs halbe Haus wandern, um dann müde und frierend das Kind in einem Sessel zu stillen. Väter, die nachts ihr schreiendes Kind beruhigen müssen, haben die gleichen Vorteile. Wenn das Kind in der Wiege oder im Babybett für seinen Geschmack schon zu weit von den Eltern entfernt ist, die Eltern aber das Kind nicht direkt im Bett mit haben wollen, bietet sich ein sogenannter Babybalkon an. Die ist ein Gitterbett, das direkt an das Elternbett angrenzt und mit ihm verschraubt ist. Alternativ kann das auch ein Gitterbett sein, von dem eine Seite der Gitterstäbe entfernt wurde. Das Kind ist nah bei den Eltern, hat aber doch seinen eigenen Bereich. Dies erleichtert auch eine spätere Umgewöhnung an das eigene Bett.
Wem das noch zu dicht ist, der legt einfach eine entsprechend große Matratze auf den Fußboden. Gut abgesichert kann das Kind dort schlafen. Wacht es nachts auf, kann ein Elternteil oder die stillende Mutter sich zu dem Kind legen und meist schlafen dann alle friedlich weiter.

Lösungen im Kinderzimmer

Wenn Mutter oder Vater einen sehr leichten Schlaf haben, dann funktioniert die Lösung Kind im Elternbett oder –Schlafzimmer leider gar nicht. Dann bleibt immer noch die Matratze im Kinderzimmer bzw. ein Einzelbett, das so groß ist, dass ein Erwachsener mit darin Platz hat. Erwacht das Kind, kann sich ein Elternteil dazulegen und entweder dort bleiben, bis das Kind wieder fest schläft, oder gleich den Rest der Nacht dort verbringen.

Für Eltern, deren Kinder Schlafprobleme haben, gilt als oberste Regel, dass der Zweck die Mittel heiligt. Alles was funktioniert und keinem schadet ist in Ordnung. Auch wenn man manchmal als Exot angesehen wird, ist der ruhige Nachtschlaf wichtiger als die Erfüllung gesellschaftlicher Normen.