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Abstillen – wie geht das?

Wird ein Kind abgestillt, gibt es dafür meist verschiedene Gründe und Umstände, jedoch keinen richtigen Zeitpunkt. Die WHO empfiehlt eine Stillzeit von mindestens sechs Monaten (besser noch 12), als Ergänzung sogar bis zu zwei Jahre. Viele Mütter stillen früher oder auch viel später ab und hier gibt es weder richtig noch falsch. Denn entscheidend ist, dass eine Mutter gern stillt.

Wer als Mutter mit Widerwillen stillt, der bereitet weder sich noch dem Baby eine wirkliche Freude. Das Kind spürt die Abneigung, bei der Mutter kommt es zu Anspannungen, die den Milchfluss stören können. So wird jede Mahlzeit zur Qual und unangenehmen Notwendigkeit. Dies wiederum hat unter anderem Einfluss auf den späteren Genuss am Essen beim Kind und andere Verknüpfungen, die mit der Stillzeit zusammenhängen.

 

Anzeichen für den richtigen Zeitpunkt

Zwar gibt es keinen generell richtigen Zeitpunkt zum Abstillen, sehr wohl aber individuelle Anzeichen und äußere Umstände, die nahelegen, übers Abstillen nachzudenken:

  • Die Elternzeit geht zu Ende und die Mutter muss wieder arbeiten.
  • Der Milchfluss lässt nach oder versiegt komplett.
  • Das Kind verliert das Interesse an der mütterlichen Brust und dem Stillen generell.
  • Das Stillen wird durch die durchbrechenden Zähne schmerzhaft.
  • Bei der Mutter entsteht ein innerer Widerstand gegen das Stillen.
  • Krankenhausaufenthalte der Mutter oder Medikamenteneinnahmen machen das Abstillen nötig.

Manchmal kommt die Anforderung ans Abstillen auch von außen, zum Beispiel vom Partner, den Eltern oder Freunden. Dann sollte eine stillende Mutter auf jeden Fall ihrem Gefühl und den Bedürfnissen des Säuglings folgen und sich nicht etwaigem Druck von außen beugen.

Weicher Übergang oder harter Schnitt?

Geduldige Mütter, die dem Stillen sehr positiv gegenüberstehen, folgen oft dem Rhythmus des Kindes, das dann selbst entscheidet, wann es keine Muttermilch mehr möchte und lieber auf feste Nahrung zugreift. Wird sozusagen „gegen den Willen“ des Kindes abgestillt, gibt es die Möglichkeit, dies langsam mit weichen Übergängen über einen längeren Zeitraum zu tun oder als schmerzhaften, dafür aber kurzen Schnitt. Grundsätzlich sind für die Psyche des Kindes die weichen allmählichen Übergänge die bessere Wahl, da es in diesen Fällen weniger mit den Gefühlen von Entzug von Liebe und gefühlter Zurückweisung zu kämpfen hat. Bei diesem Vorgehen wird das Stillen ganz allmählich je nach Alter durch Fläschchen oder Breinahrung ersetzt. So kann zum Beispiel zu den Mahlzeiten erst Brei oder Flasche gereicht werden und das Stillen bildet nur noch den Abschluss der Mahlzeit. Nach und nach wird das Kind immer mehr essen und entsprechend weniger Appetit auf die Muttermilch haben. So können über mehrere Wochen und angelehnt an das Tempo des Kindes die Mahlzeiten nach und nach ersetzt werden. Folgende Tipps erleichtern das Abstillen:

  • Die ersten Mengen fester Nahrung sollten ganz gering gewählt werden. Anfangs probiert das Baby vielleicht nur einen halben Löffel und will dann doch wieder die Brust. Ein Schuss Muttermilch im Brei kann diesen schmackhafter machen.
  • Eine andere Variante ist eine Verkürzung der Stilldauer. Anschließend wird dem noch nicht ganz satten Baby Obstbrei oder ein anderer wohlschmeckender Brei angeboten.
  • Verweigert das Baby den Löffel, kann das am ungewohnten Esswerkzeug liegen. Idealerweise sollte das Baby bereits vorher Gelegenheit haben, mit dem Löffel zu experimentieren. Auch der Geschmack des Breis kann die Ursache für die Verweigerung sein. Hier müssen Sie durch Probieren herausfinden, was Ihrem Baby wirklich gut schmeckt.
  • Als Zeitpunkt fürs Abstillen eignen sich möglichst ruhige Zeiten, in denen für das Kind selbst keine großen Veränderungen wie verstärktes Zahnen oder Krippeneingewöhnung anstehen.
  • Die Milchmahlzeiten sollten nach und nach ersetzt werden. Ideal ist es, mit einer Mahlzeit anzufangen, in der ohnehin wenig Milch in der Brust vorhanden ist, weil der Hunger des Kindes zu dieser Zeit nicht sehr groß ist. Dies ist bei vielen Frauen die Nachmittagsmahlzeit.

Beim harten Cut – wie er zum Beispiel bei einer plötzlichen Erkrankung, einem Unfall oder einem Krankenhausaufenthalt nötig werden kann - erfolgt das Abstillen abrupt. Das Kind muss damit klar kommen, dass die gewohnte Nahrung wie auch ein wichtiges Näheritual mit der Mutter auf einen Schlag komplett wegfallen. Doch auf für die Mutter ist das plötzliche Abstillen oft problematisch, es kann zu Milchstau und Brustentzündungen kommen. Grundsätzlich sollte auf diese Variante also nur in Notfällen zurückgegriffen werden. Beim abrupten Stillende sind folgende Tipps für Mutter und Kind hilfreich:

  • Mit dem Entzug der Muttermilch und des Stillens darf keinesfalls ein Entzug von Zuwendung und Körperlichkeit verbunden sein. Auch wenn das Kind auf dem mütterlichen Arm verstärkt nach Brust und Milch suchen und fordern wird, ist körperliche Nähe gerade jetzt besonders wichtig.
  • Um Milchstaus und die unangenehmen Folgen zu vermeiden, können Abstilltees mit Minze und Salbei, sowie Abpumpen in den ersten Tagen hilfreich sein. Dies aber nur zu Linderung des größten Drucks! Ansonsten wird die Milchbildung nicht reduziert.

Abstillverweigerer – Was nun?

Einige Kinder weigern sich standhaft, etwas anderes als Muttermilch aus der mütterlichen Brust zu sich zu nehmen. Hartnäckige Kinder nehmen dafür sogar Hunger in Kauf. Soll das Abstillen nicht zu einem Machtkampf werden, bei dem es nur Sieger und Verlierer geben kann, können folgende Umstellungen hilfreich sein:

  • Änderungen der Gewohnheiten wie zum Beispiel Stillen zum Einschlafen
  • Änderung der Stillposition
  • Änderung der Abläufe beim Stillen, zum Beispiel wird das Baby nicht mehr wie sonst ins Elternbett geholt, sondern es wird auf einem Stuhl gestillt und es schläft danach in seinem Bettchen weiter.

Eine drastische, aber oft wirkungsvolle Methode bei etwas älteren Babys ab sechs Monaten kann es sein, wenn die Mutter für einige Tage verreist. Der Vater übernimmt dann die Fütteraufgaben. Ideal ist es, wenn dafür noch abgepumpte Muttermilch zur Verfügung steht und das Baby bereits gewohnt ist, aus einem Fläschchen zu trinken. Dieses Vorgehen verlangt Herz und Nerven beider Eltern viel ab und sollte wohlüberlegt sein.