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Vorsorgeuntersuchungen für das Kind


Um Entwicklungsverzögerungen oder –störungen schnell erkennen zu können, gibt es in Deutschland ein Vorsorgesystem, bei dem das Kind vom Tag seiner Geburt an bis in die Pubertät hinein regelmäßig ärztlich untersucht wird. Die Untersuchungen werden vom Kinderarzt durchgeführt, die Ergebnisse werden im sogenannten „gelben Vorsorgeheft“ vermerkt. Dieses Heft erhält ein Kind mit seiner Geburt und es muss zu jeder Untersuchung mitgebracht werden.

 

 Die Vorsorgeuntersuchungen werden (bis auf die Untersuchungen U10, U11, J1 und J2) von allen Krankenkassen bezahlt.

U1
Direkt nach der Geburt wird das Neugeborene in Hinblick auf die sogenannten Apgar-Werte untersucht. Anhand verschiedener Tests zu Hautfarbe, Atmung, Reflexen und allgemeinem Verhalten wird eine Punktzahl vergeben, die zwischen 8 und 10 liegen sollte.

U2
Zwischen dem 3. und 10. Lebenstag werden die Reflexe untersucht. Der Kinderarzt hört das Herz und die Lunge ab und untersucht die Genitalien. Jetzt wird auch der sogenannte Guthrie-Test durchgeführt. Aus der Ferse wird Blut entnommen und auf verschiedene Stoffwechselerkrankungen untersucht.

U3
In der 4. bis 6. Lebenswoche wird der Kopfumfang gemessen, die Fontanelle (Öffnung in der Schädeldecke) wird in Hinblick auf ihre Offenheit geprüft. Schwerpunkt liegt hier auf der neurologischen Entwicklung des Kindes. Diese Untersuchung gibt erste Aufschlüsse über Entwicklungsstörungen. Meist findet hier auch die erste Impfberatung statt, da die Säuglinge in der Regel im Alter von 9 Wochen ihre erste Impfung erhalten. Eine Ultraschalluntersuchung zeigt, ob die Hüftgelenke entsprechend entwickelt sind.

U4
Zwischen dem 3. und 4. Monat prüft der Kinderarzt vor allem die Reaktionen auf soziale Kontaktaufnahme. Aber auch die körperliche Entwicklung, das Richtungshören und die Entwicklung der Hand-Auge-Koordination werden getestet. Wurde das Kind in der 9. Lebenswoche geimpft, kann jetzt die zweite Impfung erfolgen.

U5
Im 6. bis 7. Monat wird nochmals viel Wert auf die Koordination der Hände gelegt, ist dies doch eine wichtige Grundvoraussetzung für die weitere Entwicklung. Die Fortschritte in der Feinmotorik werden ebenso geprüft wie das Hör- und Sehvermögen. Mit der steigenden Interaktion des Kindes lassen sich auch Störungen in der Entwicklung immer leichter entdecken.

U6
Im 10. bis 12. Monat erfolgt die letzte Vorsorgeuntersuchung im Säuglingsalter. Diese Untersuchung berücksichtigt sehr viele Aspekte und ist dementsprechend ausführlich. Zahlreiche Tests werden durchgeführt, um den Entwicklungsstand möglichst genau zu beschreiben.

U7
Nach einer längeren Pause findet zwischen dem 21. und dem 24. Monat die Vorsorgeuntersuchung statt, die Ärzte auch als Angst- oder Schreiuntersuchung bezeichnen. Meist fremdeln die Kinder jetzt stark und haben nur wenig Lust zu kooperieren. Das Sprach- und Hörvermögen wird eingeschätzt und nochmals mit verschiedenen Tests geprüft. In körperlicher Hinsicht wird die altersgemäße Entwicklung der Grob- und Feinmotorik getestet. Dazu müssen die Kinder einfache motorische Aufgaben erfüllen.

U7a
Diese Zusatzuntersuchung zwischen dem 34. und dem 36. Lebensmonat erkennt unter anderem Sehstörungen, soziale Defizite, Übergewicht oder Zahnanomalien. Gegebenenfalls werden die entsprechenden Therapien eingeleitet. Hier spricht der Kinderarzt auch eine Empfehlung für den Besuch des Kindergartens aus.

U8
Zwischen dem 46. und dem 48. Monat wird vor allem das entwicklungsgerechte Wachstum geprüft. Verhaltensauffälligkeiten oder Interaktionsstörungen sowie die Entwicklung der Feinmotorik sind wichtige Aspekte dieser Untersuchung. Erneut werden Seh-, Sprech- und Hörvermögen getestet. Eine gründliche internistische Untersuchung schließt Erkrankungen der inneren Organe aus.

U9
Im 60.-64. Lebensmonat bewegt sich das Kind schon in Richtung Einschulung. Dahingehend ist auch die Vorsorgeuntersuchung ausgerichtet. Wahrnehmung, Motorik, soziale und sprachliche Fähigkeiten werden überprüft. Gegebenenfalls empfiehlt der Kinderarzt geeignete Behandlungsmethoden.

 

Die Untersuchungen U10, U11 und J2 werden nicht von den gesetzlichen Krankenkasse bezahlt, sind aber von Kinderärzten empfohlen, um den Entwicklungsfortschritt des Kindes weiter beobachten zu können. Manche Krankenkassen erstatten allerdings die Kosten im Rahmen eines Bonusprogrammes als Präventionsleistung.

U10
Im Alter zwischen 6 und 7 Jahren können jetzt vor allem auch Lese-, Rechtschreib- oder Rechenstörungen erkannt werden. Auch Entwicklungsstörungen wie zum Beispiel das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom können jetzt erkannt werden.

U11
Im Alter zwischen 9 und 10 Jahren liegen die Schwerpunkte der Vorsorgeuntersuchung auf Leistungsstörungen, Sozialisations- und Verhaltensauffälligkeiten, Zahnanomalien, aber auch auf gesundheitsschädlichem Medienverhalten. Suchtverhalten und gesundes Essverhalten sind ebenso Thema dieser Zusatzuntersuchung.

J1 (Kassenleistung)
Mit 13 Jahren wird nun zwar auch die gesunde körperliche Entwicklung geprüft, hauptsächlich geht es hier aber um gesellschaftliche Probleme, Drogenmissbrauch und psychosomatische Erkrankungen auf Grund von sozialem Stress. Der Impfstatus wird geprüft.

J2
Diese allerletzte Vorsorgeuntersuchung im Alter von 16 bis 17 Jahren hat die Schwerpunkte Pubertäts- und Sexualstörungen, Haltungsstörungen, Stoffwechselprobleme, Diabetes-Vorsorge. Weiterhin wird bei Verhaltens- und Sozialisationsstörungen beraten.

 

Lassen Sie die Vorsorgeuntersuchungen bei einem Kinderarzt Ihres Vertrauens durchführen. Dieser sollte Sie auch darauf hinweisen, dass sich jedes Kind individuell entwickelt und dass ein „Defizit“ bei einer Vorsorgeuntersuchung noch längst nicht auf eine echte Entwicklungsstörung hinweist. Trauen Sie auch Ihren eigenen Beobachtungen. Ein Kind, das normalerweise gut hört, den Hörtest bei der Vorsorgeuntersuchung jedoch nicht besteht, ist sicher nicht schwerhörig, sondern hat einfach Angst oder keine Lust.

Durch die Wahrnehmung sämtlicher Vorsorgeuntersuchungen haben Eltern die Gewissheit, dass die Entwicklung ihres Kindes altersgerecht und ohne Störungen verläuft. Allerdings sollten Sie sich nicht scheuen, auch außerhalb dieser Untersuchungen den Kinderarzt auf Auffälligkeiten im Verhalten oder in der körperlichen Entwicklung des Kindes hinzuweisen.

 

Zum Weiterlesen:

http://www.gesundes-kind.de/u-untersuchungen/vorsorgeuntersuchungen.jsp

http://www.onmeda.de/arztbesuch/vorsorge/kinder/frueherkennungs-untersuchungen_kinder-tipps-zum-umgang-mit-den-vorsorgeterminen-2324-13.html