Um sich zu entwickeln braucht der Mensch Herausforderungen. Den Mut, diese auch anzunehmen, geben Eltern schon im Kindesalter mit, indem Sie Rückhalt, Zuwendung und Respekt vermitteln. Herausforderungen anzunehmen sollte von klein auf geübt werden, um das Kind zu stärken. Wie Kinder dadurch stark werden, erklärt vaterfreuden im folgenden Artikel.
Kinder herausfordern und ermutigen
In den meisten Familien sind besonders die Väter zuständig, wenn es um körperliche Herausforderungen und Leistungen geht. Sie sind in der Regel diejenigen, die ein Kind auch mal an die Grenzen führen und es dazu bewegen möchten, in die Geisterbahn einzusteigen oder das Ein-Meter-Brett im Schwimmbad auszuprobieren. Auch wenn es gut ist, Kinder zu fordern, muss doch ein feines Gefühl dafür entwickelt werden, wann ein Kind überfordert wird.
Traust du dich das?
Für Kinder ist das Leben ein großes Geheimnis mit vielen Unbekannten. Sie können nicht einschätzen, was gefährlich ist und was nicht. Je nach Naturell sind sie deshalb mehr oder weniger wagemutig und zögerlich, wenn es darum geht, etwas Neues auszuprobieren. Das muss bei weitem nicht immer eine körperliche „Mutprobe“ sein. Es kann auch darum gehen, zum ersten Mal ein Eis allein zu kaufen oder das erste Mal ohne Papa und Mama den Weg zum Spielplatz zu finden. Eine beliebte Herausforderung – die viele Kinder verabscheuen – ist es, wenn das Kind zum ersten Mal den Kellner im Restaurant zum Bezahlen heranruft. Daneben gibt es dann die Situationen, die dem Kind zusätzlich zum Mut noch die Bereitschaft abverlangen, ein körperliches Risiko einzugehen. Die Rutschbahn, die Abfahrt mit Skiern oder Schlitten einen steilen Hang hinab und andere Herausforderungen kosten das Kind Überwindung und dafür braucht es Rückhalt und Ermutigung von den Eltern.
Du schaffst das!
Ein Kind ist umso stärker, je mehr die Eltern an es glauben. „Du schaffst das!“ Diese ehrliche Botschaft muss das Kind als Rückhalt haben, um mutig zu sein. Um das im Kind zu verankern, reicht es allerdings nicht, es einfach zu sagen, Sie müssen das auch fühlen und glauben. Kinder sind sehr empathisch und spüren genau, wann ein Ausspruch ein reines Lippenbekenntnis ist und wann er von Herzen kommt. Wenn Sie also Ihr Kind dazu ermutigen, die Treppe zum Drei-Meter-Sprungbrett zu erklimmen und sich selbst Gedanken machen, ob es springt oder ob es sich verletzen könnte, brauchen Sie sich nicht wundern, wenn es umkehrt. Ohnehin lässt sich das Vertrauen, das Eltern in ihr Kind setzen, nicht mit bloßen Worten ans Kind vermitteln. Es erlebt dies von Anfang an oder auch nicht: Schon die ersten Versuche, sich selbstständig zu bewegen, bilden die Basis für die spätere Selbstsicherheit des Kindes. Lassen Sie es ausprobieren und auch einmal – kontrolliert - versagen oder rennen Sie sofort und unterstützen und helfen, damit es ein Erfolgserlebnis hat? Im ersten Fall zeigen Sie Vertrauen in Ihr Kind und seine Fähigkeiten, im zweiten dagegen nicht.
Unterstützung geben
Wie bringt man nun aber als Vater sein Kind dahin, dass es sich traut, etwas Schwieriges auszuprobieren? Formulieren Sie die Herausforderung, die Sie angedacht haben, erst einmal als ganz selbstverständlichen Vorschlag: „Komm, wir rutschen mal auf der großen Rutsche!“ (zum Beispiel im Schwimmbad). Jetzt kann Ihr Kind selbst signalisieren, wie es dazu steht, Sie haben keine Haltung vorgegeben. Je nachdem, wie es reagiert, stellen Sie vielleicht erstaunt fest, dass es gar keine Probleme mit der Rundfahrt in luftiger Höhe hat. Wenn doch, dann müssen Sie einschätzen, was richtig ist:
- Reagiert Ihr Kind mit echter Panik, dann sollten Sie es für dieses Mal auf sich beruhen lassen und den Vorschlag wiederholen, wenn es etwas älter ist.
- Zeigt es Angst, aber auch einen Funken Neugier, dann können Sie ansetzen: Bieten Sie Ermutigung, indem Sie es auf ein ähnliches Erlebnis hinweisen, bei dem das Kind schon erfolgreich war.
- Weisen Sie es darauf hin, dass Sie ja bei ihm sind.
- Zeigen Sie ihm eine Alternative auf, falls es sich doch nicht traut: „Wir klettern mal die Leiter hoch und sehen, wie es da oben aussieht. Wir können ja immer auch wieder herunter klettern.“
Wenn Ihr Kind einen Rückzieher macht, egal zu welchem Zeitpunkt, dann gehen Sie darauf ein. Manchmal braucht es aber wirklich nur noch den sprichwörtlichen mentalen „Schubs“ (aber bitte nicht die Rutsche hinunter), um sich zu trauen und ein tolles Erlebnis zu haben.
Fordern ja – Überfordern nein
Kinder brauchen Herausforderungen, sie wachsen daran und entwickeln sich weiter. Kontraproduktiv wirkt sich dies allerdings aus, wenn die Aufgaben überfordern und es von vorneherein schon klar ist, dass sie fürs Kind nicht zu bewältigen sind. Also überlegen Sie gut, wozu Sie Ihr Kind ermutigen. Ein Dreijähriger kann definitiv noch nicht das Tablett für den Kaffeetisch aus der Küche auf die Terrasse tragen, ein Sechsjähriger ist mit dem Großeinkauf im Supermarkt überfordert. Fangen Sie klein an. Die Herausforderung sollte immer dicht an der körperlichen und kognitiven Grenze des Kindes liegen. Wenn statt des Tabletts nur die Teller nach draußen getragen werden, ist das ein toller Erfolg, holt der Sechsjährige zum ersten Mal die Brötchen vom Bäcker alleine, dann hat er wirklich etwas geschafft.
Das sollten Sie auf keinen Fall tun
Erwartungshaltungen bringen immer auch Enttäuschungen und Frust mit sich. Durchkreuzt Ihr Kind Ihre Pläne und will eben nicht rutschen oder springen oder die Brötchen vom Bäcker holen, dürfen Sie im keinesfalls Vorwürfe machen, es als feige bezeichnen, es mit Liebesentzug und Verachtung bestrafen oder es gar zu etwas zwingen. Respektieren Sie seine Gefühle. Ihr Kind lernt dadurch, dass es seinen Gefühlen trauen kann und, dass es von Ihnen geliebt wird – auch wenn es mal den Erwartungen nicht entspricht. Versuchen Sie es einfach später noch einmal und trösten Sie bis dahin Ihr Kind, wenn es frustriert ist, weil es diese spezielle Herausforderung diesmal noch nicht meistern konnte.