Neugier ist eine der größten Kräfte, die ein Kind antreibt und auch eine der wichtigsten. Denn ein Kind muss lernen – schnell und viel. Nur sein großer Wissensdurst und sein Interesse an allem, was es nicht kennt, ermöglicht es dem Kind, all das zu lernen, was es zum Leben und Überleben braucht. Die kindliche Neugierde bezieht sich dabei genauso auf Gegenstände und Menschen wie auf die Erforschung von Zusammenhängen.
Neugier – Warum ist sie sie wichtig, wie können Eltern sie fördern?
Je nach Alter äußert sich die Neugier ganz unterschiedlich: Kleinkinder wollen alles anfassen und in den Mund stecken, größere Kinder nerven ihre Eltern mit unendlichen Reihen von Warumfragen. Eltern, die die Neugierde fördern und in verträgliche Bahnen lenken, machen ihrem Kind ein großes Geschenk: Es behält auch als Erwachsener die Lust daran, sich für alles Unbekannte zu interessieren und ständig neue Wunder zu entdecken. Mit Sätzen wie „Sei nicht so neugierig“ oder „Das verstehst Du noch nicht“ bremst man dagegen die Neugier des Kindes nach und nach aus.
Entwicklung der kindlichen Neugierde
Im Alter von 4 bis 5 Monaten lernen Kinder, Dinge zu greifen. Sie betrachten die Dinge, die sie in ihrem Bewegungsradius erreichen und stecken sie in den Mund. Mit steigender Mobilität wächst auch die Neugierde an allem, was die Umwelt des Kindes ausmacht. Mit circa 18 Monaten wird es dann experimentell: Kinder prüfen die Beschaffenheit von Gegenständen, erkunden, was man mit ihnen anstellen kann und wie sie reagieren, wenn sie zu Boden oder ins Wasser geworfen werden. Nach und Nach bekommt die Neugierde System. So werden zum Beispiel alle Schalter und Knöpfe in der Wohnung ausprobiert oder alle Schubladen werden geöffnet und ausgeräumt. Je größer der Wortschatz des Kindes wird, desto mehr Fragen beginnt es zu stellen, bis etwa zum Ende des Lebensjahres die berühmt-berüchtigte Warumphase beginnt. Je älter das Kind wird, desto mehr wendet sich seine Neugier auf Menschen, Gefühle und abstrakte Zusammenhänge. Kinder, die ihre Neugier so ungestört wie möglich entwickeln konnten, haben in der Schulzeit einen großen Vorteil. Denn auch dann ist die Neugier ein starker Antrieb und macht die Kinder lerneifrig und neugierig auf das, was ihnen in der Schule beigebracht werden kann.
Sehen Sie die Neugierde Ihres Kindes als das, was sie ist: Ein fortwährender Lernprozess, mit dem das Kind seinen Lebensraum erforscht. Das sogenannte Neugiermotiv ist zentraler Motor für die geistige Entwicklung und Antriebskraft für die Handlungen des Kindes in jedem Alter. Je stärker dieses Motiv entwickelt ist, desto agiler ist das Kind und desto mehr interessiert es sich für seine Außenwelt.
Neugierde in sicherer Umgebung
Zur Förderung der kindlichen Neugier gehört auch, dass Sie Ihrem Kind Freiräume lassen und nicht übermäßig ängstlich reagieren, wenn Ihr Kind Risiken eingeht. Damit Kinder unbehindert neugierig sein und ihren „Forschungen“ nachgehen können, brauchen sie eine sichere Umgebung. Das gilt insbesondere für Kleinkinder, die die Dinge dadurch be-greifen, dass sie sich anfassen, anlecken oder besteigen. Gleichzeitig können Sie entspannter zulassen, dass Ihr Kind die Welt erkundet. Eine sichere Umgebung für Ihr Kind schaffen Sie unter anderem durch folgende Maßnahmen:
- Steckdosensicherungen für Steckdosen in Kinderhöhe
- Keine losen Kabel oder andere Schnüre herumhängen oder herumliegen lassen
- Backofenfenster oder Kaminofenfenster abdecken oder mit Absperrgitter sichern
- Auf Tischdecken verzichten
- Giftiges und Gefährliches außerhalb von Kinderreichweite aufbewahren
- Möbel und Regale kippsicher aufstellen
Wo die Neugier an Grenzen stößt
So wichtig es ist, die kindliche Neugier zu fördern, so wichtig ist es auch, ihr Grenzen zu setzen, nämlich da wo es gefährlich oder unangemessen wird. Wenn Ihr Kind beginnt Elektrogeräte auszuprobieren, die Stereoanlage auseinanderzulegen oder aus Neugier auf die Straße zu rennen, ohne auf den Verkehr zu achten, müssen Sie einen klaren Stopp setzen. Denn zum einen muss Ihr Kind lernen, dass man bei aller Neugierde auch achtsam mit den Dingen (zum Beispiel der Stereoanlage) umgehen muss und zum anderen stets die eigene Sicherheit vor die Neugier stellen muss. Im Laufe dieses Prozesses lernt Ihr Kind zwei weitere wichtige Dinge im Leben, nämlich Vorsicht und Angst.
So frei wie möglich und so begrenzt wie nötig - unter diesem Motto sollten sich Kinder in ihrer Neugierde entfalten dürfen. Dabei lernen sie fürs Leben. Ein kleiner Tipp: Lassen Sie sich doch einfach einmal von der Neugierde und dem Entdeckerdrang Ihres Kindes anstecken und gehen Sie zusammen auf Erkundungsreise durch Ihre Umwelt.
Zum Weiterlesen:
http://www.win-future.de/downloads/das-spiel-ist-der-beruf-des-kindes.pdf