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Jungen richtig fördern - die Rolle des Vaters

Tut man den Jungs unrecht, wenn man davon spricht, dass sie spezielle Förderung brauchen? Sind Jungs denn nicht genauso gut wie Mädchen? Natürlich sind sie das. Aber gleichzeitig „ticken“ sie auch anders. Das ist kein Bauchgefühl, es lässt sich belegen. Woher kommt es aber, dass Jungs eine besondere Behandlung brauchen? Man könnte sagen, dass es bei den Genen beginnt und der Erziehung endet - mit reichlich Platz dazwischen.

Das Bildungssystem ist gnadenlos, besonders wenn es um Statistiken geht. So ist belegt, dass Jungen häufiger als Mädchen später eingeschult werden. Auch die Quote der „Sitzenbleiber“ ist bei den Jungs höher als bei den Mädchen, und zwar deutlich. Fast doppelt so viele Jungs drehen während ihrer Schullaufbahn eine „Extrarunde“, das Abitur machen gerade einmal 44 Prozent junge Männer, der Rest sind Frauen. Was können Väter also tun, um die Jungs zu unterstützen?

 

 

Ist später wirklich schlechter?

Die Förderung für Jungen beginnt natürlich schon vor der Einschulung, das Gleiche gilt für Mädchen. Trotzdem ist der Zeitpunkt der Einschulung ein wichtiges Ereignis, das über den späteren Werdegang mitentscheidet. Falscher väterlicher Ehrgeiz kann durchaus Auswirkungen haben. Studien belegen, dass es in vielen Fällen nicht falsch ist, noch ein Jahr auf den Schulgang zu verzichten. Jungen, die später eingeschult werden, haben oft eine deutlich bessere Quote, was die Wiederholungen von Schuljahren betrifft.

Leider liegt die Entscheidung, noch ein Jahr auf den Schulbesuch zu verzichten, nicht allein bei den Eltern oder dem pädagogischen Personal. Die Bundesländer handhaben die Praxis zwar unterschiedlich, aber häufig wird ein ärztliches Attest verlangt, um eine spätere Einschulung erwirken zu können.

 

Jungs sind anders – und werden anders behandelt

Eine mehr als gewagte These, die vielen Pädagogen die Haare zu Berge stehen lässt. Erst Recht, wenn sie von einem Vater kommt. Das ist nur nachvollziehbar, denn welche Lehrkraft möchte sich schon gern vorwerfen lassen, Mädchen zu bevorzugen? Trotzdem muss ein Blick auf die Realität erlaubt sein. Fakt ist, dass besonders in den ersten vier Schuljahren Kinder in der großen Mehrheit durch Lehrerinnen unterrichtet werden. Die wiederum reagieren auf das Verhalten von Jungen anders als auf das von Mädchen. Das ist selbstverständlich weder ein bewusster und beabsichtigter Vorgang, noch sollen Jungen damit benachteiligt werden. Und darüber hinaus trifft es nicht auf alle weiblichen Lehrkräfte gleichermaßen zu. Zudem tragen die Jungs selbst dazu bei, dass sie von den vornehmlichen weiblichen Lehrkräften anders wahrgenommen werden.

  • Jungs stellen sich häufiger laut und dominant dar.

  • Sie neigen öfter als Mädchen dazu, den Unterricht zu stören und sich dadurch selbst darzustellen.

  • Klug zu sein, ist für Jungen nicht so wichtig. Befragungen ergaben, dass für sie späterer Reichtum viel wichtiger sei.

Man muss dazu anmerken, dass auch gesellschaftliche Vorstellungen männlichen Verhaltens dazu beitragen, dass schon bei Jungen zuweilen problematische Ansichten erwachsen. Für Väter bedeutet das, dem Sohn beizubringen, dass nicht jedes Bild vom Mann auch ein richtiges ist.

 

Lösungen suchen, keine Schuldigen

Die Tatsache, dass Jungs anders sind und teilweise anders behandelt werden, mag richtig sein, doch eine Lösung stellt diese Erkenntnis natürlich nicht da. Außerdem geht es nicht nur darum, Jungen in der Schule zu fördern, sondern auch darüber hinaus. Trotzdem ist beispielsweise ein Blick auf die Fähigkeiten in den einzelnen Fächern mehr als sinnvoll. So schneiden Jungs bei der Rechtschreibung in der Regel schlechter ab als Mädchen. Am geringeren Wortschatz liegt das übrigens nicht, der ist ähnlich wie bei Mädchen. Aber Mädchen werden häufiger an Bücher herangeführt als Jungs. Schon im Jahr 2006 haben Untersuchungen ergeben, dass Mädchen häufiger lesen als Jungs. Das steigert die Auffassungsgabe, die Leistungen im Fach Deutsch und dementsprechend auch in vielen anderen Fächern.

 

Förderung außerhalb der Schule

Jungen haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Im Zeitalter hoher Bildschirmpräsenz bleibt der jedoch oft auf der Strecke. Für die Konzentration ist eine zu lange Verweildauer vor dem PC oder Fernseher im Übrigens auch nicht gerade förderlich.

  • Sport ist eine unbedingt geeignete Maßnahme, um dem Bewegungsdrang von Jungen zu entsprechen. Quasi als Nebeneffekt werden zusätzlich aufgestaute Aggressionen abgebaut.

  • Gruppendruck ist bei Jungen oft höher als bei Mädchen. Mutproben hat es immer schon gegeben, doch sie nehmen neue Gestalt an und sind heute zuweilen mit einem hohen Risiko verbunden. Auch hier kann Sport ein Ansatz sein.

  • Kein Junge würde es zugeben, aber nicht selten fühlen sich Jungen gegenüber Mädchen im Nachteil. Gerade weil Mädchen in der Schule besser zurechtkommen, wird das Gefühl bei Jungs verstärkt, als dominante männliche Parts punkten zu müssen. Für Väter ist es wichtig, bei Söhnen ein gesundes Selbstbewusstsein gegenüber dem anderen Geschlecht zu vermitteln. Dabei geht es nicht um eine Auf- oder Abwertung, sondern dem Verständnis dafür, dass beide Geschlechter ihre Berechtigung haben. Mit allen Stärken und Schwächen.

Letztlich geht es immer auch darum, als Vater seinem Sohn zu vermitteln, dass er sich darüber klar werden muss, was für ihn wichtig ist. Das ist in der ersten Klasse sicher noch nicht so bedeutend. Trotzdem tauchen die grundlegenden Fragen des Lebens früher auf, als man als Vater denkt. Besser, man ist vorbereitet. Auch auf die Frage mit dem Reichtum.