Im Februar ist Zeugniszeit. In allen Bundesländern endet jetzt das erste Schulhalbjahr und mit den Zwischenzeugnissen werden aktuelle Bewertungen und Einschätzungen über die schulischen Leistungen Ihres Kindes getroffen. Nicht immer ist der Inhalt der Zeugnisse ganz einfach zu verstehen – insbesondere die sogenannten Kopfnoten.
Zeugnisse richtig verstehen
Neben der Bewertung der Leistung aufgrund von Noten gibt es in einigen Bundesländern zusätzliche Bemerkungen, die sogenannten Kopfnoten. Diese sind für die Versetzung nicht relevant, bewerten aber das allgemeine Verhalten des Kindes im Schulalltag. Gerade diese Formulierungen sind für die Eltern oft schwer verständlich, bzw. kaum nachvollziehbar.
Wie Schulzeugnisse entstehen
Für die Erstellung eines Schulzeugnisses werden für die Notengebung sämtliche Noten des Halbjahres zusammengefasst und nach bestimmten Kriterien bewertet. In der Regel zählen Klassenarbeiten doppelt, schriftliche Wissensabfragen, Hausarbeiten und mündliche Wissenstests einfach. Aus allen Noten zusammen wird dann der Durchschnitt für das jeweilige Unterrichtsfach ermittelt.
Kopfnoten und Bewertungen des Verhaltens sind dagegen schwerer festzuhalten. Als Lehrer muss man dabei sehr darauf achten, sich nicht von persönlichen Vorlieben oder Abneigungen leiten zu lassen. In der Grundschule dienen die sogenannten Schulbeobachtungen, die schriftlich festgehalten wurden. Das können zum einen zufällige Beobachtungen sein, zum anderen aber auch gezielte Beobachtungen, bei denen nach einem bestimmten Raster die Verhaltensweisen und Reaktionen eines Kindes wahrgenommen werden. Für die letztendlichen Formulierungen werden Textbausteine verwendet, die zumindest an dieser einen Schule einheitlich gesetzt sind. Wünschenswert für die Vergleichbarkeit (zum Beispiel auch bei einem bundeslandübergreifenden Schulwechsel) wäre ein bundesweiter Standard. Da jedoch Schulrecht Länderrecht ist, ist dies bis jetzt noch nicht umgesetzt.
Was sagen die Noten über die Leistung aus
Das Notensystem in Deutschland ist ein sehr starres und einheitliches System, dass die Leistung eines Schülers anhand messbarer Ergebnisse bewertet. Anhand von Punktzahlen für richtig gelöste Aufgaben wie in Mathematik oder in anderen Wissensfächern oder auch durch die Bewertung von Aufsätzen in den sprachlichen Fächern wie Deutsch oder Englisch, wird eine Note vergeben. Diese Note sagt allerdings in vielen Fällen nicht wirklich etwas über die persönlichen Leistungen des Kindes aus. Das sollten Eltern nie vergessen. Ein Schüler mit geringer Sprachbegabung und Problemen mit der Rechtschreibung glänzt mit einer „Drei“ in Deutsch, vor allem dann, wenn auf dem letzten Zeugnis noch eine „Vier“ stand. Wer sich die deutsche Sprache mit allem was dazugehört, ohnehin aus dem Ärmel schüttelt, für den ist die „Drei“ eine magere Leistung. Also gilt es, vor allem dann, wenn ihr Kind noch in die Grundschule geht, genau hinzusehen und die Noten auf dem Zeugnis entsprechend den persönlichen Stärken und Schwächen Ihres Kindes zu bewerten.
Die Kopfnoten
In den Schulen gibt es einheitliche Formulierungen, um Mitarbeit und Verhalten der einzelnen Schüler schriftlich zu bewerten. Diese Textbausteine sind für Eltern jedoch oft schwer zu verstehen und sagen manche Dinge – ähnlich, wie wir es auch von den Arbeitszeugnissen kennen – nur durch die Blume. Missverständlich und unklar für Eltern sind oft Floskel wie folgende: „Die Schülerin löste die ihr gestellten Aufgaben meist zügig.“ Was bedeutet nun das kleine, aber entscheidende Wörtchen „meist“? Wird es im Sinne von „fast immer“ verwendet oder eher im Sinne von „oft“? Im zweiten Fall fragt man sich als Eltern dann doch, warum das Kind denn manchmal (oder vielleicht ebenso „oft“) nicht in der Lage ist, die Aufgaben richtig zu lösen.
Beispiele dieser Art gibt es auf Zeugnissen recht oft zu lesen, eine gewisse Ratlosigkeit bleibt und die Kopfnoten, die eigentlich Auskunft über das Verhalten des Kindes geben sollen, sorgen eher für Verwirrung.
Was der Lehrer wirklich sagen will
Für eine renommierte deutsche Zeitschrift entschlüsselte der Vorsitzende des Grundschulverbandes in Deutschland Horst Bartnitzy gängige Formulierungen:
Mit der Formulierung „achtet wieder bewusster auf die Aufmerksamkeitssignale des Lehrers und trägt so zu einem störungsfreien Unterricht bei“ will der Lehrer sagen, dass das Kind in der Zeit davor häufig gestört hat. Dies scheint vorbei zu sein – dies ist also als Lob zu verstehen.
Steht im Zeugnis, dass der Schüler es selbst mit der Hilfestellung des Lehrers nicht schaffte, neue Lösungswege auszuprobieren, stellt sich die Frage, ob er denn bereits gelernte Wege eigenständig nachvollziehen kann? Wenn ja, ist dies doch schon mal ein schöner Erfolg.
Wenn es für den Schüler das wichtigste war, möglichst schnell mit der Arbeit fertig zu werden, steckt ein Tadel in der Bemerkung. Es scheint hier an Sorgfalt bei der Durchführung der Aufgaben zu mangeln. Dadurch schleichen sich Fehler ein.
An diesen Beispielen lässt sich gut erkennen, dass man genau lesen muss, um die Formulierungen zu verstehen. Scheuen Sie sich nicht, beim Lehrer nachzufragen, wenn Ihnen etwas unklar ist. Denn grundsätzlich können diese Bemerkungen sinnvoll auf Defizite Ihres Kindes hinweisen. Zusammen mit dem Lehrer kann dann eine Strategie entwickelt werden, mit der Schwächen und auch Stärken des Kindes entsprechend behandelt werden können.
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