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Au Pair – hilfreicher Babysitter oder noch ein Kind?

Der französische Begriff „au pair“ heißt übersetzt „auf Gegenleistung“ und bezeichnet junge Erwachsene aus dem Ausland, die für einen festgelegten Zeitraum in einer Familie leben und dort im Gegenzug einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Was darf man von einem Au Pair Mädchen oder -Jungen konkret erwarten?

Wer sich entschließt, ein Au Pair zu suchen, hat einiges zu tun. Eine passende Agentur muss gefunden werden und natürlich die passende Person. Zusätzlich sind rechtliche und persönliche Aspekte zu bedenken, damit der Aufenthalt für alle Beteiligten positiv verläuft und die Erwartungen erfüllt.


Ein Au Pair finden

Es gibt eine Vielzahl von Vermittlungsstellen, bei denen sich deutsche Familien um ein Au Pair bewerben können. Dort erhalten die zukünftigen Gasteltern Angebote verschiedener junger Erwachsener aus der ganzen Welt, die sich um eine Au Pair-Stelle in Deutschland bewerben. Meist wird ein Profil mit Foto zur Verfügung gestellt. Trotzdem bleibt die Auswahl zum Teil ein Glücksspiel, denn es gibt zwar die Möglichkeit zu telefonieren, ein vorheriges Treffen findet jedoch nicht statt. Gerade deshalb ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass sich die Eltern vor der endgültigen Entscheidung über ihre Erwartungen im Klaren sind und auch über die Verantwortung, die sie mit der Aufnahme eines fremden, jungen Menschen übernehmen.


Voraussetzungen der Gastfamilie

Die Kinderbetreuung, die ein Au Pair während seines Aufenthalts übernimmt, ist die Gegenleistung für Kost, Logis und Taschengeld. Meist haben die jungen Erwachsenen ein großes Interesse daran, das Land, in dem sie sich für 6 bis 12 Monate, kennenzulernen. Oft ist dies die Hauptmotivation für den Aufenthalt. Das bedeutet für die Gasteltern gleichzeitig, dass das Au Pair nicht ständig zur Verfügung steht. Pro Monat wird ein Taschengeld fällig, das auch im Krankheitsfall weitergezahlt wird. Das Au Pair muss ein eigenes Zimmer haben, das abschließbar ist und in der Wohnung der Familie liegt. Die Verpflegung ist ebenso frei, bei vielen Vermittlungen verpflichten sich die Gasteltern kostenlose Sprachkurse zu finanzieren. Ebenso hat ein Au Pair Anspruch auf bezahlten Urlaub. Grundsätzlich sind pro Beschäftigungsmonat zwei Urlaubstage anzurechnen. Die Gasteltern unterstützen den Gast auch bei allen Formalitäten, die bei einem längeren Aufenthalt in Deutschland erforderlich werden, so zum Beispiel die Beantragung von Visa, Arbeitserlaubnis oder Aufenthaltsgenehmigung.

Wenn Sie ein Au Pair, ganz gleich ob männlich oder weiblich, aufnehmen möchten, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass es sich um junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren handelt, die auch die alterstypischen Ansichten und Lebenseinstellungen mitbringen. Wer ein Au Pair beherbergt übernimmt eine große Verantwortung und muss bei Heimweh, Liebeskummer oder anderen Problemen für den Gast emotional da sein. Ein bisschen ist es so, als hätte man für einen festgelegten Zeitraum ein zusätzliches Kind aufgenommen.


Erwartungen an das Au Pair

Au Pairs sind keine Vollzeit-Babysitter oder kostengünstige Haushaltshilfen, das sollte klar sein. Pro Woche ist eine maximale Arbeitszeit von 30 Stunden vereinbart, den Rest der Zeit hat das Au Pair zur freien Verfügung. Ein Au Pair hilft bei der Kinderbetreuung und sollte deshalb kinderlieb und nach Möglichkeit erfahren im Umgang mit kleinen Kindern sein. Neben dem Babysitting kann auch die Mithilfe bei der Hausarbeit eingefordert sein. Dazu gehören leichte Tätigkeiten wie Aufräumen, Kochen, leichte Gartenarbeit oder Einkaufen. Der Gast sollte möglichst Deutsch sprechen, bzw. in Sprachkursen vor Ort seine Kenntnisse zusätzlich erweitern.


Die Ankunft

Die Anreise ins Gastland organisiert das Au Pair selbstständig. Die erste Begegnung findet meist am Flughafen oder am Bahnhof statt, wenn der Gast von dort abgeholt wird. Nun muss erst einmal ein Kontakt aufgebaut werden, man sollte den Neuankömmling also entsprechend freundlich aufnehmen und ihn nicht gleich mit seinen Aufgaben überlasten. Lassen Sie sich Zeit für die Gewöhnung aneinander und das erste Kennenlernen. Auch die Kinder müssen sich an den neuen Mitbewohner gewöhnen, der Lebensrhythmus innerhalb der Familie muss sich neu organisieren. Idealerweise planen Sie am Anfang einige gemeinsame Unternehmungen mit dem Au Pair und Ihren Kindern, damit sich alle etwas besser kennenlernen können. Nehmen Sie sich in den ersten Tagen auch Zeit, dem Au Pair die Abläufe in Ihrer Familie gut zu erklären und spielen Sie mit dem Neuankömmling und Ihren Kindern, damit diese zu der neuen Betreuung Vertrauen fassen.


Und wenn es gar nicht klappt?

Manchmal passen Menschen einfach nicht zueinander. Kommen Sie oder Ihre Kinder mit dem Au Pair Gast gar nicht zurecht oder findet sich umgekehrt das Au Pair nicht in Ihre Familie ein oder ist mit den Aufgaben überlastet, sollte man sich an die Vermittlungsstelle wenden. Gute Au Pair Vermittlungen kümmern sich dann darum, dass ein neuer Platz, bzw. ein neues Au Pair gefunden wird. Damit es nicht soweit kommt, hilft oft auch ein ehrliches Gespräch, in dem alle Beteiligten Ihre Schwierigkeiten formulieren. Auch ein klarer Arbeitsplan und Regeln für den Umgang miteinander erleichtern das Zusammenleben.


Ein Au Pair kann eine Familie entlasten. Wenn man sich darüber im Klaren ist, welche Anforderungen die Gastgeberrolle mit sich bringt und seine Erwartungen nicht zu hoch steckt, kann der Aufenthalt eines jungen Erwachsenen zu einer Win-Win-Situation werden, von der alle profitieren.