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Frühstück oder Süßigkeit – die Krux mit den Lebensmitteln für Kinder

Kinder sind eine dankbare Zielgruppe und leichtes Opfer für jegliche Werbekampagnen – und für die Eltern ist es oft schwer, sich abzugrenzen, wenn die Kinder ganz verrückt nach einem bestimmten Lebensmittel sind. In Sachen Child-Food, also speziell für Kinder hergestellte Lebensmittel, helfen vielleicht die folgenden Fakten uns Eltern zu mehr Konsequenz.

Ein aktueller Marktcheck des gemeinnützigen Vereins foodwatch richtet einmal mehr das Augenmerk darauf, was in Lebensmitteln speziell für Kinder drinstecken kann. So stecken in einigen Frühstücksflockensorten eines bekannten Herstellers, der sich das Wohl der Kinder auf die Fahnen geschrieben hat, sage und schreibe 30% Zucker. Damit fallen die Cerealien eigentlich bereits unter die Süßigkeiten, keinesfalls jedoch mehr unter die Kategorie gesunde Mahlzeit fürs Kind.

 

Die Lockangebote der Konzerne

Kinder sind leicht zu verführen und wenn das, was auf den Tisch kommt, dann auch noch zuckersüß schmeckt, haben Eltern einen schweren Stand. Den Konzernen ist fast jedes Mittel recht. Bunte Kartons, außergewöhnliche Farben und Formen, Sammelkarten oder –figuren und andere Lockmittel binden die jüngsten Kunden an die Marke – und sorgen für ständige Kämpfe mit den Eltern. Vorträge über gesunde Ernährung punkten kaum gegen die Verlockungen in den Flocken. Oft lassen sich auch die Eltern verführen. Denn während die Zuckerangabe im Kleingedruckten verschwindet, prangen auf der Packung groß die vollmundigen Angaben über den Vitamin- und Mineralstoffgehalt. Die Macher von foodwatch fordern deshalb eine klare Zuckerobergrenze für Cerealien, die als Kinderfrühstücksflocken deklariert werden. Es soll gesetzlich verankert werden, dass maximal 10% Zucker enthalten sein dürfen. 

 

Nicht nur die Frühstücksflocken sind zu süß!

Schon frühere Untersuchungen in diesem Jahr haben die sogenannten Kinderlebensmittel in ein schlechtes Licht gerückt. Foodwatch behauptet sogar, dass die Lebensmittelindustrie hauptmitverantwortlich wäre, dass es in Deutschland immer mehr dicke Kinder gibt. Diese Behauptung mag dahingestellt bleiben, Fakt ist jedoch, dass gerade die Lebensmittel, die speziell für Kinder hergestellt sind, deutlich zu viel Zucker enthalten. Bei einem Check von mehr als 1.500 untersuchten Lebensmitteln war das Ergebnis schockierend: Fast 75% der Kindersnacks stehen an der Spitze der Ernährungspyramide laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE), das heißt sie sind so süß und fett, dass sie allemal gelegentlich auf dem kindlichen Speiseplan stehen dürften. Wer denkt, er würde seinem Kind etwas Gutes tun, wenn er es weitgehen mit sogenannten „kindgerechten“ Lebensmitteln versorgt, der täuscht sich ganz gewaltig und hat schließlich mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem übergewichtigen Kind zu tun. 

 

Heute Kind und morgen Kunde

Die Strategie der Lebensmittelindustrie ist klar: Die Essensgewohnheiten gehören zu den eingefleischtesten überhaupt. Was sich ein Kind einmal in Sachen Ernährung angewöhnt, bleibt ihm sein ganzes Leben lang erhalten. Das ist gut für die Ernährungsbranche und schafft von Kindesbeinen an eine feste Kundenbindung und die Garantie auf satte Gewinne – lebenslang. Insofern ist der Industrie sicherlich eine Mitverantwortung daran anzulasten, dass immer mehr Kinder dick werden und die Anzahl der ernährungsbedingten Krankheiten wie Diabetes oder Neurodermitis ansteigt. Dennoch liegt die Hauptverantwortung anderswo, nämlich bei den Eltern.

 

Eltern bestimmen, was ihr Kind isst

Sicher ist es nicht immer leicht für Eltern, ihre Vorstellung von gesunder Ernährung durchzusetzen. Wer aber einmal durchschaut hat, dass die Kinderlebensmittel gar nicht so gut für das Kind sind, wie die Werbung zu vermitteln versucht, der steht in der Pflicht. Es liegt in Ihrer Verantwortung, für eine gesunde Ernährung für Ihr Kind zu sorgen, dies gerade auch angesichts der Tatsache, dass sich viele Kinder in Deutschland nicht richtig ernähren (bzw. ernährt werden). So liegt der Anteil an Obst und Gemüse etwa 50% unter der empfohlenen Menge laut DGE, dafür essen unsere Kinder weitaus mehr Süßes als ihnen gut tut. Auch Fleisch und Wurst kommen zu oft auf den Tisch, dagegen ist der Ballaststoffanteil zu niedrig. Die Fehlernährung unserer Kinder und auch die möglichen Folgen sind in der EsKiMo-Studie des Robert-Koch-Instituts dokumentiert. 

Dieser Artikel soll nun keineswegs den Lolli und das Überraschungsei vom Speiseplan des Kindes verbannen, auch die heißgeliebten Cornflakes zum Frühstück dürfen sein. Wie Paracelsus schon sagte „Die Dosis macht das Gift.“ Wir als Eltern sollten uns und unseren Kindern bewusst machen, welche Lebensmittel echten Nährwert haben und welche unter die Kategorie Süßigkeiten für den sinnlichen Genuss fallen. Dazu gehört, sich gut zu informieren und vor allem bei sogenannten „Kinderlebensmitteln“ lieber zweimal hinzugucken. Übersteigt der Zuckeranteil deutlich die 10%-Marke, gehört dieses Lebensmittel nur ab und zu auf den Tisch.