Eigentlich ist die Schüchternheit ein Relikt aus der Vorzeit, die unseren Ahnen – Kindern wie Erwachsenen - das Überleben gesichert hat. Heute kommt vorsichtiges Verhalten allerdings nicht mehr besonders gut an. Schüchterne Kinder werden oft zu Außenseitern. Eltern können mithelfen, damit Kinder ihre Schüchternheit zumindest zum Teil überwinden lernen.
Das schüchterne Kind
Schüchternheit – angeboren oder anerzogen?
Wenn ein Kind sehr schüchtern ist, wird dahinter oft vermutet, dass es von den Eltern zu sehr behütet wird oder zu wenig mit anderen Menschen zusammenkommt. Das stimmt nur zum geringen Teil. Schüchternheit ist eine Charaktereigenschaft, die vom Temperament des Kindes abhängt und das ist weitgehend angeboren. Manche Kinder gehen angstfrei und mutig auf alles Neue zu, während sich andere zurückhalten und erst einmal beobachten und abschätzen. Das ist an und für sich keine schlechte Eigenschaft, die Eltern zwar nicht forcieren, aber doch behutsam fördern sollten. Wenn das Kind durch übermäßige Schüchternheit zum Außenseiter wird, dann sollten Sie als Eltern allerdings einschreiten und Ihr Kind dabei unterstützen, die Schüchternheit zu überwinden.
Schüchternheit als Problem
Kinder die schüchtern sind, sind sehr vorsichtig. Diese Vorsicht kann sich durchaus nur auf andere Menschen beziehen oder auch in ein überängstliches Verhalten umschlagen. In anderen Dingen wie zum Beispiel Klettern können diese Kinder durchaus geschickt und wagemutig sein.
Um einem Kind zu helfen, seine Schüchternheit anderen gegenüber zu überwinden, sollten Sie jetzt keinesfalls das Kind in Situationen hineinzwingen, die es ängstigen und auch kein forsches Verhalten einfordern. Dies widerspricht zutiefst der Persönlichkeit des schüchternen Kindes und verstärkt das Verhalten. Eltern sollten Geduld mit ihrem schüchternen Kind aufbringen und die Schüchternheit akzeptieren, denn weder Vorwürfe noch vernünftige Argumente zeigen hier Wirkung.
Fremdel-Phase oder Schüchternheit?
Die sogenannte Fremdelphase ist eine zeitliche begrenzte Form der Schüchternheit. Ab dem sechsten Lebensmonat bemerken Kinder, dass sich die Menschen voneinander unterscheiden. Fremde oder nicht so bekannte Personen ängstigen sie, was sich oft in lautstarkem Geschrei äußert. In dieser Zeit sollten Sie die Ängste Ihres Kindes respektieren und es dem Kind weitgehend überlassen, zu wem es sich wenden will. Ein Kind, das gezwungen wird, sich von ihm fremd erscheinenden Personen (das können durchaus auch mal die lächelnden Großeltern sein) auf den Arm nehmen zu lassen, verliert leicht das Vertrauen in seine Eltern.
Diese Phase lässt sich nicht verhindern und sie vergeht meist so schnell, wie sie gekommen ist, nämlich mit circa neun bis zwölf Monaten. Allerdings neigen Kinder, die schon früh mit vielen Menschen in Kontakt kommen weniger zum Fremdeln als sehr behütet aufgewachsene Kinder.
So unterstützen Sie Ihr schüchternes Kind
Selbstvertrauen fördern:
Loben Sie Ihr Kind und zeigen Sie ihm, wie stolz sie sind, wenn es etwas gut macht. Weisen Sie auf die Talente hin, die es hat. Gerade dann, wenn Kinder an sich selbst zweifeln brauchen Sie Bestätigung und nicht noch mehr Druck.
Erfolgserlebnisse schaffen:
Für schüchterne Kinder ist es besonders wichtig, dass Sie auf sich stolz sein können. Finden Sie kleine Aufgaben, die Ihr Kind sicher bewältigt. Im Zusammenhang mit anderen Menschen kann das schon sein, dass das Kind das Geld beim Bäcker der Verkäuferin reicht oder sein Eis selbst bezahlt. Geben Sie ihm bei Aufgaben, die für das Kind schwer zu meistern sind, die nötige Rückendeckung, indem Sie es an der Hand halten oder ihm leicht die Hand auf die Schulter legen.
Kinder haben ihr eigenes Tempo sich zu entwickeln und Dinge zu meistern. Berücksichtigen Sie das bei Ihrem Kind und verlieren Sie nicht die Geduld, auch wenn Ihnen persönlich alles zu langsam geht.
Akzeptieren Sie Ihr Kind, so wie es ist
Das ist das A und O, um einem Kind Sicherheit und Selbstvertrauen zu vermitteln. Nehmen Sie Ihr Kind mit allen seinen Eigenschaften an und lassen Sie es Ihre Liebe und Unterstützung spüren. Je mehr Sie dies vermitteln, desto öfter wird Ihr Kind seine Schüchternheit überwinden und nach und nach immer mutiger und selbstsicherer werden.