© Tatyana Gladskih - Fotolia.com

Sammeln – eine kindliche Leidenschaft

Dinge zu sammeln, ist für Kinder ein immer wiederkehrendes Vergnügen und lässt auch viele Erwachsene nicht los. Um Werte geht es unseren Jüngsten so gut wie nie – der Spaß am Sammeln und Horten steht eindeutig im Vordergrund. Deshalb kann es sich beim Sammelgut um alles Mögliche und Unmögliche handeln.

Warum Kinder so gerne Dinge sammeln, das weiß nicht einmal die Wissenschaft ganz genau. Es gibt zwar jede Menge Erklärungen – die der Kinder „Weil es Spaß macht!“ ist allerdings nicht dabei. Zum Teil wird die Leidenschaft auf die Menschheitsgeschichte zurückgeführt, denn der Mensch überlebte über lange Zeit durch das Jagen und Sammeln von Dingen. Ein anderer Ansatz besteht darin, dass die Kinder durch das Sammeln von Dingen die Welt erleben und ihre Umwelt kennenlernen und das in all ihren Facetten. Das Sammelgut wird so zum Abbild der vielen Möglichkeiten, die die Realität uns zu bieten hat.

 

Sammeln ist lernen!

Uns erscheint das Ziel der kindlichen Sammelfreude vielleicht banal und wertlos, für das Kind heißt Sammeln jedoch immer auch die Auseinandersetzung mit einem bestimmten Gegenstand bzw. einer Gruppe von Gegenständen. Sammelt es zum Beispiel Blätter, wird es sich irgendwann nicht mehr darauf beschränken, die unterschiedlichen Formen spannend zu finden, sondern es will wissen, warum Blätter unterschiedlich aussehen. Das führt hin zu den Baumarten, den Jahreszeiten und sorgt schließlich dafür, nicht nur den Blätter-, sondern auch den Wissensschatz des Kindes zu vergrößern. Das passiert wie von selbst und spielerisch. Ein Kind, das auf diese Weise die Baumarten im Wald kennengelernt hat, wird dieses Wissen nie mehr vergessen. Durch das Sammeln von Dingen werden Kinder also zu Experten in einem bestimmten Bereich und erarbeiten sich Wissen auf ihre eigene und gründliche Art und Weise. Dies gibt Kindern häufig auch ein Gebiet, auf dem sie mehr wissen, als ihre Eltern – was wiederum zu einem gewissen Stolz und Selbstbewusstsein führt.

Wie das Sammelfieber entsteht

Dinge zu sammeln ist das Eine, der Enthusiasmus der dabei entsteht und ein regelrechtes Sammelfieber auslöst, liegt im menschlichen Belohnungssystem verborgen. Denn durch die Freude am Gesammelten werden Glückshormone ausgeschüttet und die haben den Effekt, dass noch mehr gesammelt werden will. Was beim Pilze oder Beeren sammeln zu durchaus erwünschten Ergebnissen hinsichtlich der Quantität führt, kann bei anderem Sammelgut zum lästigen Ärgernis für Eltern werden: Denn schnell platzt das Kinderzimmer aus den Nähten, wenn die Kinder in Maßen Stöcke, Steine oder anderes sperriges Gut sammeln. Dann müssen Eltern einen Riegel vorschieben. Dies sollte aber achtsam und respektvoll geschehen.

Sammeln für den Kommerz

Die Sammelleidenschaft unserer Kinder hat natürlich auch die Aufmerksamkeit des Handels auf sich gezogen. Der nutzt diese kindliche Vorliebe auf eine recht schamlose Art und Weise aus. Aufkleber, billiger Plastikkram und der gesamte Bereich des Merchandisings zielen auf die Sammelfreude der Kleinen ab – und ziehen uns Erwachsenen das Geld aus der Tasche. Das nervt einerseits, bietet uns Eltern aber andererseits immer wieder die Möglichkeit, einen kritischen Umgang mit der Werbung zu fördern und deren Verlockungen und Manipulationen bewusst werden zu lassen.

Der Sammelwut Grenzen setzen – aber richtig

Schon aus Platzgründen muss der kindlichen Sammelleidenschaft irgendwann Grenzen gesetzt werden. Dies können Eltern auf verschiedene Art und Weise tun. Immer sollte dabei jedoch der Respekt vor dem Bedürfnis des Kindes erhalten bleiben. Versuchen Sie es doch einmal mit folgenden Methoden:

  • Für Kinder, die gern Naturmaterialien sammeln, ist es meist verständlich, wenn die Sammelregel folgendermaßen lautet: Mitgenommen werden darf, was das Kind selbst tragen kann. So regeln sich die gesammelten Mengen ganz automatisch.
  • Damit das Kinderzimmer oder gar die Wohnung nicht aus den Nähten platzt und von den Sammelgütern des Kindes überschwemmt wird, sollten Sie eine Platzbegrenzung vereinbaren. Gesammelt werden darf so viel wie in der Kiste, im Regal oder an einem anderen festgelegten Ort Platz findet.
  • Weitet sich bei älteren Kindern die Sammelfreude auf Kommerzielles aus, gibt es auch hier eine einfach Lösung, um Begrenzung zu betreiben: Der Sammelstoff muss vom eigenen Taschengeld bezahlt werden.

Was Sie nicht tun dürfen: Sich selbst an der Sammlung zu schaffen machen und heimlich ausmisten. Das ist grenzüberschreitend und verletzt die Privatsphäre des Kindes.