Die Redaktion von vaterfreuden.de hat mich gebeten, etwas zum Thema „Vaterstolz“ zu schreiben. Und das ist in der Tat eine Herausforderung, denn ich glaube, Vaterstolz kann man(n) nicht beschreiben. Das fühle ich einfach. Ich möchte es dennoch versuchen und habe mir ein paar Gedanken zu dieser Thematik gemacht.
Vaterstolz - eine ganz persönliche Sache
Es gibt vieles in meinem Leben, auf das ich stolz und froh bin, es zu haben. Meine Eltern zum Beispiel, die stets alles für mich getan und mir vieles ermöglicht haben. Auch auf meine Frau bin ich stolz, denn ich glaube, ich habe die Beste von allen erwischt. Stolz bin ich auch auf meinen beruflichen Erfolg, der es mir ermöglicht, diese Zeilen für Sie zu schreiben. Und so gibt es noch viele weitere Dinge, die mich mit Stolz und Freude erfüllen.
Vaterstolz – mit nichts zu vergleichen
Doch das alles ist nicht vergleichbar mit dem Stolz, den ich als Vater empfinde.
Mittlerweile habe ich eine fast siebenjährige Tochter und einen Sohn, der in wenigen Wochen zwei Jahre alt wird. Beide sind absolute Wunschkinder und der Begriff „Stolz“ beschreibt nur unzureichend, was ich für sie fühle. Alle Worte dieser Welt würden nicht genügen, um meine unendliche Liebe für sie auszudrücken. Aber natürlich bin ich auch stolz. Und nicht erst, seitdem sie das Licht der Welt erblickt haben.
Nein, es begann schon viel früher, nämlich an dem Tag, als meine Frau zum ersten Mal den blauen Mutterpass in der Hand hielt, nachdem sie das Zimmer ihrer Ärztin verlassen hatte. Ich werde mich wohl auf ewig an dieses Gefühl erinnern, als sich ihre Schwangerschaft bestätigte. Es war eine Mischung aus Glück, Zufriedenheit und unsagbarem Stolz, die alle Ängste und Zweifel vor der kommenden, neuen und unbekannten Aufgabe beiseite wischte.
Und ich bin fest davon überzeugt, dass ich die Praxis um ein Stück größer und um einiges aufrechter verließ. Natürlich bin ich anschließend nicht durch die Straßen gelaufen, habe mir mit den Fäusten auf die Brust getrommelt und laut „Uaaah, ICH habe Leben geschaffen!“ gerufen. Gefühlt habe ich mich allerdings so. Ein wenig zumindest.
Dieses Empfinden verstärkte sich im Laufe der Schwangerschaft immer mehr. Es war eine schöne Zeit, den Bauch meiner Frau immer weiter wachsen zu sehen und später dann die ersten Tritte daraus zu spüren. Selbst das Einrichten des Kinderzimmers oder das Aussuchen der ersten Sachen machte mich immer stolz und gaben mir das Gefühl, vor einer wundervollen Aufgabe zu stehen.
Natürlich war die Geburt das nächste Highlight und der Moment, in dem ich die Nabelschnur mit zittrigen Händen durchschnitt, hat sich mir für immer ins Gedächtnis eingebrannt. Tja, und dann war es soweit. Nach 40 Wochen langen Wartens hielt ich plötzlich meine Tochter im Arm. 3350 Gramm Schönheit verteilt über 50 Zentimeter. Ich möchte gar nicht weiter ausführen, was ich dabei gedacht oder empfunden habe. Nur eines: Grenzenloser Stolz war ganz sicher mit dabei.
Es sind die kleinen Dinge
Die folgenden Jahre vergingen wie im Fluge, viel schneller als uns lieb war. Und es gab immer wieder Momente, wo ich nicht nur stolz war, sondern eben ganz besonders stolz. Angefangen vom ersten bewussten Lächeln, über die ersten Gehversuche bis hin zu den ersten Worten, die mein Kind an mich richtete. Vieles ist mittlerweile auch in Vergessenheit geraten, denn wir erlebten quasi jeden Tag etwas Neues und Aufregendes.
Seit knapp fünf Monaten ist meine Tochter nun ein Schulkind. Sie ist sehr beliebt in ihrer Klasse und die Lehrer loben ihren Fleiß und ihre Hilfsbereitschaft. Auch das macht mich über alle Maßen stolz, denn diese vielen positiven Reaktionen beweisen, dass wir mit unserer Erziehungsstrategie nicht ganz falsch gelegen haben. Wobei ich mir gerade die Frage stelle, warum sich dieser Fleiß nicht auch beim Aufräumen ihres Kinderzimmers niederschlägt!?
Übrigens, dabei fällt mir ein, worauf ich aktuell gar nicht stolz bin. Meine Tochter berichtete mir neulich, dass ihr ein Junge „Ich liebe dich!“ zugeflüstert hätte. Unglaublich, oder? Tatort war die Turnhalle der Schule, die Tatzeit irgendwann zwischen 8.45 Uhr und 9.30 Uhr (laut Stundenplan meiner Kleinen) und der Täter war ein Viertklässler!
Und so möchte ich die Gelegenheit gleich einmal nutzen, um einen gewissen Dario - ja, ich weiß, wie du heißt! - schon einmal vorzuwarnen und ihm zu raten, sich die nächsten Schritte gut zu überlegen.
Das positive Feedback der Menschen außerhalb meiner Familie ist natürlich erfreulich, viel wichtiger ist jedoch, was das eigene Kind von den Eltern denkt und wie es dies ausdrückt.
Und Sie können sich nicht vorstellen, was in mir vorgeht, wenn meine Tochter zu mir sagt:
„Papa, du bist der beste Papa auf der ganzen weiten Welt!“
Schon oft hat sie das gesagt – mit verbalen Variationen – und es ist immer wieder ergreifend und wunderschön. Nein, es ist mehr als das – es ist unbeschreiblich! Und seit sie den Begriff „Universum“ und dessen Bedeutung kennt, bin ich in ihrer Gunst noch ein gewaltiges Stück nach oben geklettert.
Und natürlich wünsche ich mir, dass mein Sohn diese Worte irgendwann auch zu mir sagt. Noch ist er nicht sehr gesprächig, was jedoch angesichts seines Alters nicht verwunderlich ist. Er ist charakterlich ganz anders als seine Schwester, sehr willensstark und will mit seinen zwei Jahren immer mit dem Kopf durch die Wand. Aber, selbst wenn er in ein paar Jahren sagen sollte „Ey, Alter, du bist schwer in Ordnung!“, dann würde mich das nicht minder stolz machen.
Mädchen und Junge – ich bin Kerl, Mann und …
Wir hatten das große Glück, nach unserer Tochter noch einen Sohn zu bekommen, wobei ich anfangs dachte, zwei Mädchen wären auch nicht schlecht gewesen. Schon allein deshalb, weil die Kleidungsstücke meiner Tochter aus vergangenen Tagen ausgereicht hätten, um die Kinder eines mittleren peruanischen Bergdorfes prunkvoll auszustatten und wir erheblich an Geld gespart hätten.
Doch nun bin ich froh, dass es so ist, wie es ist. So ein Pärchen ist schon etwas ganz Besonderes, und ich freue mich auf die Zeit der Autorennbahnen und ferngesteuerten Hubschrauber, die dann Prinzessin Lillifee und Konsorten ablösen.
Zur Geburt meines Sohnes erhielt ich übrigens eine SMS von einem Freund, der selbst Vater einer Tochter und eines Sohnes ist. Darin stand, neben den Glückwünschen, Folgendes:
„Kerle machen Mädchen! Männer machen Jungs! Und Helden machen beides!“
Tja, auch wenn ich mich nun nicht gerade wie ein Held gefühlt habe, so war ich doch eines ganz sicher. Sie ahnen es bestimmt bereits: Ich war stolz.
Ich könnte noch viele weitere Begebenheiten erzählen, die sich zu einem großen Ganzen vereinen:
Nämlich zu unbändigem Stolz auf meine Kinder und das Glück, Teil dieser Familie zu sein.
Ja, ich denke, der Stolz auf die eigenen Kinder erwächst auch aus den vielen kleinen Alltagssituationen, die wir zusammen meistern. Und das gemeinsame Lösen von Problemen gehört ebenso dazu wie das positive Feedback, welches wir von außen erhalten.
Aber wie gesagt, und ich bleibe dabei, eigentlich lässt sich Vaterstolz nicht beschreiben. Man fühlt ihn. Jeden Tag etwas mehr. Und ich bin mir sicher, dass dies vielen Vätern in Deutschland und in aller Welt genauso geht.
Ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern meines Beitrages und wünsche Ihnen und Ihren Kindern eine wunderbare Adventszeit.
Der Autor:
Daniel Polzer arbeitet als freiberuflicher Texter und Werbetexter.
Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in Leipzig.