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Wenn Kinder Hörschwierigkeiten haben

Hörprobleme kommen schleichend. Den meisten Eltern fällt erst auf, dass ihr Kind schlecht hört, wenn sie bei ihm auch Sprachschwierigkeiten wahrnehmen. Dabei ist schnelles Handeln bei Hörschwierigkeiten entscheidend.

Falls Hörprobleme nicht entdeckt oder behandelt werden, wirkt sich dieses Defizit auf die gesamte Entwicklung des Kindes aus.

 

Keine Reaktion

Wenn das eigene Kind nicht hört, reagieren die Eltern erst einmal eher mit Ärger als mit Sorge. Man kennt das ja: Papa steht an der Terrassentür und ruft zum x-ten Mal nach seinem 4-jährigen Steppke, der vollkommen vertieft, aber eben nur zehn Meter entfernt im Sandkasten mit seinem Bagger spielt. Keine Reaktion auf das Rufen des Vaters. Ähnlich geht es der Mama, die am Tisch zum dritten Mal betont, dass die Tochter sich doch bitte ordentlich hinsetzen soll. Keine Reaktion. Als Elternteil ist man dann natürlich versucht zu glauben, dass dahinter eher trotzige Absicht oder eben vertieftes Spiel steht als ein körperliches Gebrechen. Deswegen sollte man in solchen Situationen wachsam sein: Wenn diese Hörprobleme öfters und nachhaltig auftauchen, sollte man umgehend einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen.

Nicht abwarten, handeln!

Proportional zum schlechten Hören verzögert sich im gleichen Zuge auch die Sprachentwicklung des Kindes. Das ist einleuchtend: Wer Sprache nicht gut wahrnehmen kann, der kann sie auch nicht ausreichend reproduzieren. Oft ist es aber leider so, dass Kinder, die mit drei Jahren noch keine ganzen Sätze bilden können, mit der Entschuldigung der „späten Sprecher“ entschuldigt werden. „Das kommt von ganz alleine“ oder „Er ist halt ein bisschen spät dran mit dem Sprechen“ hört man dann oft. Und so vergehen oftmals wertvolle Monate, in denen abgewartet wird und Hörminderungen zu spät entdeckt werden. Erschreckende Tatsache: Schwerhörigkeit, die bereits seit der Geburt besteht, wird in Deutschland durchschnittlich erst in einem Alter von zweieinhalb Jahren entdeckt.

Keine Angst vor Hörgeräten

Die Ursachen für Hörprobleme in Kleinkindalter können vielfältig sein. Eine Problematik stellen mit Sicherheit die weit verbreiteten chronischen Mittelohrentzündungen dar. Auch Kinderkrankheiten wie Mumps oder Masern können eine zukünftige Schwerhörigkeit erzeugen. Sollten sich nach diesen Krankheiten Hörschwierigkeiten herausstellen, sollte man umgehend den entsprechenden Facharzt konsultieren. In manchen Fällen ist es glücklicherweise so, dass ein Hörschaden nur vorübergehend bleibt und medizinisch gut therapiert werden kann. Sollte das Innenohr jedoch irreversibel beschädigt sein, sind Hörgeräte die passende Alternative, um den Schaden auszugleichen. Inzwischen gibt es eine breite Palette von Hörgeräten, die extra an die Bedürfnisse von Kindern angepasst sind. Während Brillen allerdings bereits auch bei Kindern etabliert sind, werden Hörgeräte bisweilen noch immer mit einer gewissen Stigmatisierung versehen. Menschen mit einem Hörgerät zählen landläufig zu den „Behinderten“. Dabei wird gerade die Hörgeräteversorgung stets besser: Moderne Hörsysteme sind robust, flexibel und so gut wie unsichtbar. Das fleischfarbene Ungetüm hinter dem Ohr gehört längst der Vergangenheit an.

Kommunikation ist alles

Ein schnelles und konsequentes Handeln bei Hörschwierigkeiten von Kindern ist wichtig, da sonst neben den bereits erwähnten Verzögerungen in der Sprachentwicklung auch schwer wiegende psychische Folgen zu erwarten sind. Kommunikation ist auch bereits für die Kleinsten die wichtigste Interaktion. Fällt die Fähigkeit zu kommunizieren weg, ist Isolation das Resultat. Das Kind entwickelt Unsicherheiten im Umgang mit anderen Menschen, zieht sich zurück und wird sich auf lange Sicht gesehen, vollkommen von der Außenwelt, die es ja ohnehin nicht versteht, abschotten. Auch in der Schule wird es zu eklatanten Schwierigkeiten kommen: Lehrer sind – meist aus einer Unwissenheit heraus – geneigt, Kinder, die nicht gut hören als begriffsstutzig oder sogar dumm einzustufen.

Doch nicht nur die schulischen Leistungen werden zwangsläufig einen Einbruch erleiden, auch der soziale Umgang mit den anderen Kindern kann zu einer schweren psychischen Belastung für die Betroffenen führen Um das zu verhindern ist der regelmäßige Hör-Check beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder beim Pädakustiker unumgänglich.

Sollte wirklich ein Innenohrschaden festgestellt worden sein und das Kind mit einem modernen Hörsystem ausgestattet werden, ist es die Aufgabe der Eltern, dies nicht zu verstecken oder zu verheimlichen. Bringen Sie Ihrem Kind das nötige Selbstbewusstsein bei, um mit diesem Umstand umzugehen. Das Kind hört nicht gut, hat aber keinen Makel. Das sollten die Erwachsenen den Kindern vermitteln. Das Kind wird nur dann keine Minderwertigkeitsgefühle entwickeln, wenn auch die Eltern entspannt damit umgehen können.

 

Weitere Informationen:
http://www.hoeren-heute.de/kinder/kinder.htm