Erziehungsexperten propagieren die autoritative Erziehung, die auf Zuwendung, Liebe, Verständnis und positive Verstärkung, statt auf Strafen und Verbote setzt. Dennoch müssen auch bei diesem Erziehungsstil Kinder lernen, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat. Doch was genau ist der Unterschied zwischen einer Konsequenz und einer Bestrafung?
Konsequenz oder Strafe – wo ist der Unterschied?
In der Theorie ist diese Frage leicht beantwortet: Während eine Strafe ein willkürliches Verbot oder ein Entzug einer „Vergünstigung“ ist, hat die Konsequenz immer etwas mit dem Fehlverhalten des Kindes zu tun. Sein Verhalten zieht Ereignisse nach sich, nämlich die Konsequenzen. In der Praxis ist es oft nicht leicht zu unterscheiden, welche Reaktion der Eltern nun als Konsequenz durchgeht und welche bereits als Strafe anzusehen ist.
Der Autor Jan Uwe Rogge definiert den Unterschied folgendermaßen:
Die Strafe lässt Schuldgefühle und das Gefühl nicht geliebt zu werden, entstehen. Weiß ein Kind, dass es bestraft wird, wenn es sich falsch verhält, wird es, um zu gefallen und angepasst wirken, das Fehlverhalten vermeiden. Beim Kind entstehen oft Rache- und Vergeltungsfantasien.
Konsequenzen dagegen sind Maßnahmen, die beim Kind eine Einsicht wecken, nämlich die, dass ein bestimmtes Verhalten eben bestimmte Folgen hat. Es ist in der Lage zu erkennen, dass es selbst für das verantwortlich ist, was ihm passiert. Es geht nicht um Schuld und Sühne durch das Abbüßen einer Strafe, sondern darum, gemeinsam Lösungen zu finden, den angerichteten „Schaden“ wieder gut zu machen.
Beispiele für Konsequenzen und Strafen
- Das Kind weigert sich, abends sein Zimmer aufzuräumen, obwohl das vorher so abgemacht war. Eine Strafe, die als Abschreckung dienen soll, wäre zum Beispiel ein einwöchiges Fernsehverbot. Eine Konsequenz ist, dass Mama oder Papa dann das Zimmer aufräumen müssen und weniger Zeit für die Gutenacht-Geschichte bleibt.
- Die neuen Wachsmalkreiden sind schon wieder zerbrochen, weil das Kind unachtsam war. Die Strafe: Drei Tage Hausarrest, eine verständliche Konsequenz: Der Kinobesuch muss leider ausfallen, weil von dem Geld neue Wachsmalstifte gekauft werden müssen.
- Das Kleinkind haut auf dem Spielplatz andere Kinder mit der Sandschaufel. Eine mögliche Bestrafung: Das Kind kriegt einen Klaps, damit es selbst mal erlebt, wie sich das anfühlt. Als Konsequenz greift hier der Abbruch des Besuches auf dem Spielplatz. Wenn sich das Kind nicht sozial benimmt, dann muss es eben zuhause spielen.
Nicht immer sind die Unterschiede so klar zu erkennen. Wichtig ist, dass Sie sich bemühen, Ihr Kind mit Einsicht statt mit Abschreckung zu erziehen. Dann wird es auch die ein oder andere Konsequenz, die im Grunde genommen doch eine Strafe ist, ohne Schaden verkraften können.