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Snow, Peaches oder doch lieber Kurt? Dem Kind einen Namen geben

Eltern sollten sich genau überlegen, was sie ihrem Kind antun, wenn sie ihm auf Teufel komm raus einen ausgefallenen oder exotischen Namen geben wollen. Denn nur weil der Lieblingsschauspieler Bruce Willis heißt, muss sich ein 5-jähriger Steppke nicht besonders über den Vornamen Bruce freuen.

Nomen est omen. Sagt man. Aber was sagt es über ein Kind aus, wenn es nun Pandora oder Kevin heißt? Maria oder Ocean? Hedwig oder Hannibal?

Jedes Jahr mit Spannung erwartet. Jedes Jahr eine Enttäuschung, weil sich eigentlich wieder einmal nichts geändert hat. Die Hitliste der häufigsten Vornamen kennt seit knapp einem Jahrzehnt stets die gleichen Spitzenreiter: Marie, Sophie, Maximilian, Paul, Leon und Felix. Jahr für Jahr. Gähn-Stimmung im einfallslosen Namens-Deutschland?


Hauptsache kreativ – koste es, was es wolle!

Kein Wunder, dass sich Eltern immer wieder berufen fühlen, diesen Nameneinheitsbrei durchbrechen zu müssen. Dass dabei so bedenkliche Auswüchse entstehen wie Wilson Gonzales (wie bei den Ochsenknechts passiert) oder Don Hugo (wie bei Franziska van Almsick geschehen) kann man unter der Rubrik „Vornamen-Kollateralschäden“ verbuchen.

Früher erhielten die Kinder den Namen des Vaters. Und des Großvaters. Des Oheims. Der Oma. Und so weiter. Da gab es gar keine langen Diskussionen. Seit das Fernsehen und damit ein gewisses Maß an Internationalität in den 60er Jahren Einzug in die deutschen Wohnzimmer gehalten hat und außerdem der Vorname des Kindes auch die (eitle) Persönlichkeit der Eltern mitgestalten soll, werden die Namen immer abstruser, ausgefallener und ideenreicher.

Frei nach dem Motto: Wenn ich schon selbst Sabine heiße und mein Leben fad und monoton ist, soll wenigstens meine Tochter Shakira gerufen werden und damit die exotische Aura quasi in die Wiege gelegt bekommen. Rassig, stylisch, talentiert. Wie der Name, so das Kind. Ob Shakira Breithuber allerdings auch noch in 15 Jahren über diesen Namen besonders glücklich sein wird, sei einmal dahingestellt.


Richtlinien der Namensgebung

Glücklicherweise wird einigen „Vornamen“ in Deutschland durch gewisse Richtlinien doch noch Einhalt geboten. Namen wie Pilot Inspektor Riesengraf Lee (so heißt beispielsweise der Sohn von Schauspieler Jason Lee) oder auch Apple (zu deutsch: Apfel, so der Name der Schauspielerin Gwyneth Paltrow) würden in den Kreisverwaltungsreferaten Deutschlands auf Unbehagen stoßen.

So dürfen Babys in Deutschland keine lächerlichen Namen gegeben werden (z. B. Poopy oder Tarzan), aber auch Markennamen wie Pepsi-Cola in der Geburtsurkunde sind untersagt. Ebenso Namen, denen „der Geruch des Bösen anhaftet“ (wie z. B. Satan) oder Namen aus der Politik und Geschichte (beispielsweise Hindenburg). Eine weitere Richtlinie, an die Eltern sich halten müssen, ist auch, dass Geschwister nicht denselben Vornamen tragen dürfen. Eine exakte Geschlechterzuordnung muss in Deutschland außerdem gegeben sein. Sollten sich Eltern aber durchaus auf einen geschlechtsneutralen Namen versteifen, dann muss der zweite Name zumindest ganz konkret erkennbar machen, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Ausgeschlossen wird nach wie vor dass ein typisch weiblicher Name für einen Jungen verwendet wird und umgekehrt. Die Ausnahme ist der Name Maria für Jungen.

Grundsätzlich sollten sich Eltern auch auf maximal fünf Namen beschränken. In Adelskreisen hält man sich allerdings auch relativ selten an diese Richtlinien (Karl-Theodor zu Guttenberg hat ja bekanntermaßen zehn Vornamen!).


Entscheidend: das Wohl des Kindes!

Wichtig sei es, das Wohl der Kinder im Auge zu behalten und sie vor Hänseleien zu schützen. Daran sollten Eltern immer denken, bevor sie ihr Kind Hannibal oder Scheherazade nennen. Nicht selten kommt es vor, dass diese Kinder, wenn sie dann im erwachsenen Alter sind, ihre Namen ändern lassen – wenn der Leidensdruck gar zu groß wird. Ob der Vorname geändert werden darf, entscheidet das zuständige Standesamt, Kreisverwaltungsreferat oder Ordnungsamt.

Dieser Leidensdruck fängt bei vielen Kindern schon in der Schule an. Im Jahr 2009 wurden rund 500 Pädagogen zu ihren Namensfavoriten und den entsprechenden Assoziationen befragt. Laut dieser ausgewerteten Studie wurde beleget, dass Jungs, die auf den Namen Kevin oder Justin getauft wurden, von Pädagogen und Lehrern eher als leistungsschwach und verhaltensauffällig eingestuft werden. Hingegen wird einem Maximilian und einem Justus auf der Schulbank viel mehr zugetraut.

Bevor man seinem Kind also den oft zitierten „Jean-Jaques Rammerl“ antut, sollte man sich vielleicht doch noch einmal die Hitliste der Vornamen zu Herzen nehmen. Elias, Julia und Anna sind nämlich durchaus auch sehr schöne Namen. Und auch, wenn es fünf Annas auf dem Spielplatz gibt.... Das ist immer noch besser als wenn der eigene Spross mit Namen Cheyenne-Indira im pubertierenden Alter vor den Eltern steht und verzweifelt fragt: „Warum habt ihr mir diesen Namen angetan?“

 


Zum Weiterlesen:
http://www.vorname.com/