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Waffen als Spielzeug

Spielzeugwaffen üben vor allem auf Jungs ab einem gewissen Alter eine unglaubliche Faszination aus. Warum ist das so? Und wie sollten sich Eltern dazu verhalten, wenn das Kind plötzlich unbedingt eine Pistole oder einen Panzer zum Spielen haben will?

Im Alter von etwa vier Jahren, manchmal sogar schon früher, entwickeln Jungs plötzlich ein deutliches Interesse an Waffen aller Art. Es beginnt damit, dass Stöcke aus dem Wald in Pistolen umfunktioniert werden und endet damit, dass Sohnemann seinen Eltern in den Ohren liegt: Er braucht unbedingt ein Schwert, eine Pistole, einen Panzer und eine Armbrust.

 

Die Lust an der Macht

Erziehungswissenschaftler erklären das Interesse für Waffen, das Jungs zeigen, mit dem Rollenbild, mit dem sie aufwachsen. Die Väter kämpfen und rangeln von klein auf mit ihren Söhnen, in Bilderbüchern und Geschichten erleben sie Ritter und Piraten, die sich mit Waffen und Kämpfen Anerkennung verschaffen. Waffen verleihen Macht, das lernen die Kleinen früh – und diese Macht wollen sie auch verspüren. Kinder lernen durch Nachahmen und so wie die Mädchen sich gern als Prinzessinnen verkleiden und so behandelt werden wollen, möchten die Jungs die Rollen des edlen und siegreichen Kämpfers erproben.

Der Wunsch nach Waffen – kein Grund zur Sorge

Sie sorgen sich, weil Ihr Kind ein derart großes Interesse an Waffen aller Art zeigt? Erst einmal ist diese Sorge unbegründet. Wie viele andere Entwicklungsschritte auch, ist die Lust an der Macht und an der Gewalt eine kindliche Phase – auch bedingt durch die Testosteronschübe, die kleine Jungs immer mal wieder haben. In unserer Kultur spielen Waffen eine große Rolle. Kinder erleben und sehen Waffen und ihre Träger in Büchern und im Fernsehen. Mancher Opa weiß noch so einiges aus dem zweiten Weltkrieg zu erzählen. Die Freunde im Kindergarten tun ihr übriges: Wenn alle Jungs von ihren tollen Waffen erzählen, möchte kein Kind außen vor bleiben. Es herrscht schon im Kindergarten ein gewisser Gruppendruck, der natürlich auch vor dem Thema Waffen nicht halt macht. Irgendwann sind die Kinder damit durch. Sie waren Ritter, Pirat, Cowboy oder Indianer auf dem Kriegspfad, haben in allen möglichen Kämpfen gesiegt und wenden sich irgendwann wieder anderen Dingen zu. Wenn die Jungs in die Schule kommen, dann hat in der Regel das Interesse an den Waffen schon deutlich nachgelassen.

Grenzen der Toleranz

Auch wenn es bis jetzt keinen Beweis gibt, dass das Spiel mit Waffen unseren Söhnen schadet oder ihre Entwicklung negativ beeinflusst, gibt es doch Grenzen. So lehnen die meisten Eltern – und übrigens auch sehr viele Spielzeughersteller – Kriegsspielzeug ab. Panzer, Maschinenpistolen oder Handgranaten als Spielzeug überschreiten ethische Grenzen, denn sie erinnern zu sehr an die echten Kriege, bei denen täglich Menschen sterben. Eine weitere Grenze sollten Sie dann ziehen, wenn Ihr Sohn sich ausschließlich auf Waffen konzentriert und alle anderen Interessen brach liegen. Meist gibt es dann ein ernstes Problem, vielleicht im Kindergarten oder in der Schule, dem Eltern unbedingt auf den Grund gehen sollten. Darüber hinaus sollten Sie für den Umgang und die Benutzung von Waffen die Regel aufstellen, dass sie nicht auf Menschen oder Tiere gerichtet werden dürfen. Auch Drohgesten müssen tabu sein. Werden diese Regeln nicht befolgt, dann wird die Waffe als Sanktion für eine Weile entzogen.

Spielzeugwaffen müssen keinen schädlichen Einfluss auf Ihr Kind haben. Trotzdem sollten Sie den Umgang und das Verhalten sorgfältig beobachten, damit Sie einschreiten können, wenn das an sich harmlose Spiel mit Schwertern oder Pistolen in eine gewaltorientierte Lebenshaltung umschlägt.