Für manche Eltern ist es ein Ort an dem sie morgens schnell ihre Kinder abgegeben und sie am Nachmittag wieder abholen: die Kinderkrippe, Kita oder der Kindergarten. Für andere ist es Teil einer Lebensphase ihres Kindes an dem sie sich aktiv beteiligen möchten, sei es als Elternvertreter oder Elternbeirat. So kann, gemeinsam mit den Erziehern, noch mehr für die Kinder erreicht werden, als nur die tägliche Betreuung. Ein Erfahrungsbericht unseres Autoren.
Engagiert durch die Krippen – und Kindergartenzeit
Noah, unser Sohn, war gerade ein Jahr alt geworden und wir hatten uns entschlossen, ihn in die örtliche Kinderkrippe zu geben, damit meine Frau in ihren Beruf zurückkehren konnte. Nach den ersten vier Wochen Eingewöhnungszeit folgte der erste Elternabend. Im Programm für den Abend stand, neben weiteren Themen, dass an diesem Abend der Elternbeirat gewählt werden sollte. Wir beschlossen, dass ich zu dem Abend gehen würde. „Lass dich da bloß für nichts einspannen“, rief mir meine Frau noch nach, als ich mich auf den Weg zur Kinderkrippe machte. Natürlich nicht, dachte ich, ich habe doch keine Zeit, mich da zu engagieren.
Elternbeirat wider Willen
Der Elternabend verlief, wie Elternabende eben verlaufen. Es wurde uns berichtet, wie die Eingewöhnung war, wie die Kinder sich machten, was man als Nächstes plante und wie das Jahr im Groben aussehen würde. Dann folgte der eigentliche Anlass des Abends: die Verabschiedung des alten Elternbeirates und die Wahl des neuen. Dazu gingen alle Eltern in die jeweiligen Gruppen ihrer Kinder. Also die Eltern der „Bambi-Kinder“ in die „Bambi-Gruppe“, die Eltern der „Häschen-Kinder“ in die „Häschen-Gruppe“ usw. Aus jeder Gruppe heraus sollten dann zwei Eltern gewählt werden, sodass am Ende der gesamte Elternbeirat aus 6 Mitgliedern bestünde. Ich tat, wie meine Frau mir geheißen hatte, und hielt mich zurück. Als dann aber die Erzieherin in die Runde fragte, wer denn bereit wäre als Elternbeirat zu fungieren, meldeten sich plötzlich zwei Väter, die ich, um es diplomatisch zu sagen, nicht sonderlich schätzte. Also erklärte ich mich eilig bereit, auch zu kandidieren – und wurde gewählt.
Und nun auch noch den Vorsitz
Als kurz darauf die gewählten Eltern aus allen Gruppen wieder zusammenkamen, ging es darum, wer dem Elternbeirat vorsitzen sollte. Da die Mütter sich freuten, dass ganze zwei Beiratsmitglieder Väter waren, also ein Drittel, war schnell entschieden: Es soll ein Mann sein. Quote einmal umgekehrt. Weitere fünf Minuten später hatten sich alle – außer mir – auf mich geeinigt. Somit war ich plötzlich Vorsitzender des Elternbeirats. Meine ursprüngliche Absicht, mich für nichts einspannen zu lassen, war also auf ganzer Linie gescheitert. Noch am selben Abend ging es los. Das erste Beiratstreffen musste organisiert werden, die Programmpunkte bestimmt und ein Plan für das Jahr aufgestellt werden. Mir war schnell klar: Elternbeirat ist nicht nur ein Titel. Dahinter steckt Arbeit.
Erste Erfolge motivieren
Das Ziel des Jahres bestand unter anderem darin, das Geld für eine neue Schaukel zu sammeln. Also überlegten wir, wie man schnell und einfach an Geld kommen könnte. Die Lösung: Wir stellen uns auf den Marktplatz und verkaufen Kuchen. Mit Unterstützung der Gemeinde, eines Supermarktes und der anderen Eltern wurde daraus ein schöner Erfolg und wir kamen der Schaukel ein gutes Stück näher. Fast noch wichtiger war aber das gemeinsame Erlebnis, denn viele Eltern lernten sich erst durch dieses Projekt kennen. So taten wir etwas für die Krippe und stärkten den Zusammenhalt der Eltern untereinander. Dieser erste Erfolg motivierte uns gleich zu weiteren Vorhaben im nächsten Jahr und alle Beteiligten spürten, dass es über die investierte Zeit und geleistete Arbeit richtig Spaß macht, sich als Elternteil für die Krippe einzusetzen.
Es macht Spaß sich einzusetzen
Sicherlich: Ohne Investition von Zeit geht es nicht, aber demgegenüber steht der Einfluss, den man als Elternvertreter oder Elternbeirat ausüben kann. So hat man die Möglichkeit, die Zeit, die das eigene Kind in der Krippe oder im Kindergarten verbringt, mit zu gestalten. Soll es musikalische Frühförderung oder ein neues Spielgerät geben? Wie soll die Weihnachtsfeier ablaufen? Sollen die Kinder basteln oder lieber mehr rausgehen? Machen wir einen Flohmarkt in der Krippe? Wollen wir Experten einladen, die zu bestimmten Erziehungsthemen sprechen? Das sind nur einige der Dinge, die der Elternbeirat gemeinsam mit den Erziehern bespricht und plant. Dabei hält sich der Aufwand in Grenzen und ist auch für Berufstätige machbar. Darüber hinaus ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass das Angebot der Krippe oder des Kindergartens dadurch immer noch ein Stückchen besser wird. Mir macht es sogar so viel Spaß, dass ich schon heimlich darüber nachdenke, mich auch im nächsten Jahr wieder aufstellen zu lassen, aber davon sage ich meiner Frau lieber noch nichts.