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Piercing und Tattoos für minderjährige Kinder

Das Thema kommt auf viele Eltern mit Kindern im Teenageralter zu: Sie wünschen sich ein Tattoo oder ein Piercing. Das zu verbieten ist leicht, in vielen Fällen aber sinnlos. Eltern sollten zusammen mit den Kindern das Für und Wider des dauerhaften Körperschmucks und gegebenenfalls den Weg der Kinder begleiten.

Körperschmuck – voll im Trend

 

Mit dem Zeitgeist ändern sich auch die Schönheitsideale und Modeerscheinungen. Dauerhafter Körperschmuck liegt gerade voll im Trend. Da wundert es nicht, dass viele Teens Lust auf Tattoos und Piercings haben. Die elterlichen Argumente stoßen bei ihnen meist auf taube Ohren. Vor allem Tattoos können schwer wieder entfernt werden, auch wenn sie missglückt sind; bei Piercings und Tattoos im sichtbaren Bereich kann es Nachteile bei der Jobsuche geben. Darüber hinaus bestehen einige gesundheitliche Gefahren, vor allem durch Entzündungen.

Während die Hinweise zu den gesundheitlichen Risiken durchaus berechtigt sind, greift das zweite Argument nur noch bedingt. Tattoos und Piercings sind längst salonfähig geworden – gepiercte Jugendliche und Erwachsene sind mittlerweile in fast allen Branchen und allen Schichten zu finden. Darüber hinaus können Piercings bei Bewerbungsgesprächen und später während der Arbeitszeit entfernt werden. Bei Tattoos ist das zwar nicht der Fall, meist sind diese aber sowieso an Stellen, die in der Regel gut verdeckt werden können, also am Oberarm, auf dem Rücken oder am Unterschenkel.

 

Gesundheitliche Bedenken

 

Hier kommt es in erster Linie darauf an, wie professionell der Körperschmuck angebracht wurde. In seriösen Tattoo- und Piercingstudios werden sehr hohe Hygienestandards eingehalten, um die Gefahr von Entzündungen und Infektionen so gering wie möglich zu halten. Das ist sehr wichtig, da durch die ungenügende Reinigung der Instrumente gefährliche Krankheiten wie Aids oder Hepatitis übertragen werden können.

Aber auch dann, wenn alles hygienisch und professionell zuging, können im Nachhinein Probleme auftauchen. Besonders bei Piercings kommt es oft zu Entzündungen, wenn der Jugendliche nicht hygienisch genug mit dem Piercing umgeht oder eine Allergie gegen das Material des Steckers auftritt. Auch der Standort des Piercings kann Probleme machen:

 

  • Augenbrauen- oder Nasenpiercings können den Trigeminusnerv treffen und zu starken Gesichtsschmerzen führen.
  • Piercings an der Zunge, an den Zähnen oder am Lippenbändchen schädigen langfristig Zähne und Zahnschmelz.
  • Bei Intimpiercings, die nicht vollständig verheilt sind, steigt das Risiko, sich beim Geschlechtsverkehr mit Aids, Hepatitis oder anderen Geschlechtskrankheiten anzustecken.

 

Bei Tattoos besteht ebenfalls die Gefahr einer Entzündung, die allerdings so gut wie immer durch unsachgemäßes und unhygienisches Tätowieren verursacht wird. Darüber hinaus können die verwendeten Farben gesundheitsschädlich sein. Ist eine Tätowierung einmal abgeheilt, gibt es keine Komplikationen mehr.

 

Gesetzliche Regelungen

 

Grundsätzlich darf sich jeder Mensch piercen oder tätowieren lassen. Da dieses Vorgehen jedoch einen Akt der Körperverletzung darstellt, müssen die Kunden eine Verzichtserklärung unterschreiben. Minderjährige brauchen darüber hinaus eine schriftliche Einwilligung der Eltern, allerdings klafft hier eine Gesetzeslücke: Wenn der Jugendliche nach Einschätzung des Behandlers über die geistige Reife verfügt, die Folgen des dauerhaften Körperschmucks abzuschätzen, kann auf die Einwilligung der Eltern verzichtet werden. Viele Piercer und Tätowierer lehnen die Behandlung von Jugendlichen unter 14, manchmal sogar unter 16, Jahren grundsätzlich ab. Allerdings gibt es immer wieder auch Anbieter, die Jugendliche ohne das Einverständnis der Eltern piercen und tätowieren.

Fazit ist: Jugendliche, die sich piercen lassen wollen, können das auch erreichen.

 

 

Kriterien für ein seriöses Piercing- oder Tattoostudio

 

Wenn es nun gar keinen Ausweg gibt und Ihr Kind unter allen Umständen ein Piercing oder ein Tattoo möchte, sollten Sie ein passendes Studio auswählen. Schauen Sie ruhig verschiedene Studios an und prüfen Sie diese auf folgende Punkte:

 

  • Wird Piercing-Schmuck aus nickelfreien Edelmetallen verwendet? Geeignet sind Gold, Silber, Titan oder Platin.
  • Gibt es ein ausführliches Vorgespräch, in dem der Piercer oder Tätowierer nach chronischen Krankheiten oder regelmäßiger Medikamenteneinnahme fragt?
  • Wird eine schriftliche Erklärung der Eltern und die Vorlage des Personalausweises verlangt?
  • Werden Einweg-Instrumente verwendet?
  • Wird auf eventuelle Folgeschäden hingewiesen?
  • Machen Piercer bzw. Tätowierer und das ganze Studio einen hygienischen und gepflegten Eindruck?
  • Benutzt der Behandler Einweg-Handschuhe während der Behandlung?
  • Gibt es detaillierte Anweisung zur Nachbehandlung?

 

Bei Tätowierungen sollte man zusätzlich beim Hausarzt einen Allergietest mit den verwendeten Farben vornehmen und sich vorab einige Arbeiten des Tätowierers (am besten live) ansehen.

Auch wenn Sie selbst Tattoos und Piercings nicht mögen, kommen Sie manchmal nicht umhin, die Wünsche und Vorstellungen der Kinder zu respektieren, um den Einfluss nicht zu verlieren. Wenn Sie Ihr Kind auf diesem Weg begleiten, bleibt Ihnen zumindest die Kontrolle über das Wie, Was und Wo und Sie und Ihr Kind müssen sich nicht im Nachhinein mit den Spätfolgen eines unprofessionellen Piercings oder eines missglückten Tattoos herumärgern.

 

 

Zum Weiterlesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Piercing

http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%A4towierung

http://www.body-art-tattoos.de/tattoo-piercing.php

http://www.jugendinfo.be/leben/tattoos.html

http://www.kwick.de/magazine/article/7879/

http://www.focus.de/schule/gesundheit/tid-11447/jugendtrend-letzter-schrei-augapfel-tattoos_aid_324321.html