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Über das Glück, als Papa wieder Kind sein zu dürfen – unvergessliche Erlebnisse, die man nur beim Spielen mit Kindern hat

"Die Kinder kennen weder Vergangenheit noch Zukunft, und - was uns Erwachsenen kaum passieren kann - sie genießen die Gegenwart", meinte der französische Schriftsteller Jean de La Bruyère (17. Jh.). Da kann ich nur sagen: "D'accord Monsieur de La Bruyère". Die Kinder sind die Meister des Augenblicks, alles Glück und Unglück der Welt passiert genau jetzt, no past, no future, die Kids kultivieren die Philosophie des Punk. Und genau da möchte ich auch wieder hin. Nicht direkt zum Punk. Aber zum Aufgehen im Moment. Und es gibt ganz bestimmte Rituale und Beschäftigungen mit meinen beiden Töchtern, in denen es mir – mit ihrer tatkräftigen Hilfe – gelingt. Ganz egal, wie das Wetter ist. Ganz egal, was die Steuererklärung sagt. Ganz egal, welche Art von Stress im Büro oder sonst wo auf mich wartet. Hier eine Hitliste meiner Lieblings-Zeit-Stopp-Aktivitäten und "Die-Welt-kann-mich-mal-gerne-haben"-Phasen:

Trampo-Kicken

Wie das geht? Ganz einfach: Man nehme ein handelsübliches Gartentrampolin mit Sicherheitsnetz, Schuhe ausziehen, Wasserball aufpusten und ab geht die Gaudi. Die "Regeln" sind schnell erklärt: Jeder, der den Ball vor den Fuß kriegt, zieht ab, als gäbe es kein morgen. Kann bei Bedarf noch untermalt werden mit Sport-Kommentator-Phrasen: "Robben zu Ribéry, Ribéry vorbei an Schmelzer, Pass zu Lewandowsky und ... TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORR!!!!" Die Jubelsprünge gehen auf dem Trampolin nahtlos in die Balleroberungsbewegungen über. Besonders beliebt sind jene Volltreffer, wenn Papa die Kugel in die Fresse kriegt. Das gibt doppelte Punktzahl.

 

Die singende Acht

Tatort Familientherme. Nach dem obligatorischen Aufwärmen im Kleinkinderbecken geht es ans Eingemachte. Wir holen uns den 8-förmigen Rutschreifen und erklimmen die Stufen zur Riesen-Tunnelrutsche. Ich und die Kleine platzieren uns hinten, vorne am "Steuer" und an der vorderen Rundung des Achters: meine größere Tochter. Vorschriftsmäßig warten bis das grüne Licht erscheint. Dann mit vollem Karacho nach unten. Gerne soundtechnisch begleitet von dem Mama Muh-Zitat: "Ich föhre durch eine Röhre" oder mit Kampfliedern wie "Jo, wir san mit dem Reifen do ...".

 

Papa Ballerina

Ob "Eiskönigin", "Barbie und die geheime Welt der Glitzerfeen" oder "Dschungelbuch". Am Abspann jedes anständigen Films gehört Musik, die einen dazu animiert, die aufgestaute Spannung des Films auf dem Parkett wieder loszuwerden. Die Frage, ob ich von Natur aus ein Tanzmuffel bin oder nicht, stellt sich hier gar nicht. Am Anfang musste ich förmlich in die Mitte der "Wohnzimmer-Disco" geschleift werden. Mittlerweile bin ich der Erste von uns Dreien, der sich elfengleich zur Musik bewegt. Na gut, wie eine völlig hüftlahme, rheumatische und unmusikalische Elfe, aber immerhin mit großer Begeisterung.

 

Gelati mit Vati

Ja, ich weiß, da sind böser Zuckersachen und alle möglichen Aromastoffe drin. Aber es schmeckt. Es gehört zu einem sonnigen Badetag dazu. Und so lange wir nicht mehr als 300 Kugeln pro Saison verdrücken, sehe ich keine Gefahr. Ob am Strand von Corfu oder im heimischen Freibad. Zwischen Planschen, Rutschen und Tauchen gönnen wir uns ein Eis. Aus. Basta. Stracciatella. Ich bleibe meist beim traditionellen Cornetto, die Jugend fährt mittlerweile auf Slush Becher in den giftigsten Farben ab. Wir setzen uns in die Sonne und schlecken bzw. schlürfen uns sämtliche negativen Gedanken weg, wenn die nach einem Sprung ins Wasser nicht ohnehin schon verpufft sind wie das Gefühl in der Zunge nach einem Schluck Ice-Slush.

 

Wasser marsch, Sorgen vorbei am ...

Omas Garten hat eigentlich nur einen Sinn, wie wir alle wissen: Es sind nicht die Zierpflanzen, es ist nicht der Auslauf für den Pudel, es ist nicht das ökologische Gleichgewicht dank vermehrter Verfügbarkeit von Rasenflächen. Der Zweck von Omas Garten an einem warmen Tag ist: Ausziehen bis auf die Unterhose, Gartenschlauch an und durch den Sprühregen tanzen wie ausgeflippte Woodstock-Hippies. Dieser Endorphin-Trip macht zwar süchtig, aber verursacht kein Kopfweh. Nur wunderschöne Erinnerungen. Ausprobieren und genießen! Sie haben keinen Gartenschlauch? Dann auf zum Baumarkt. Und machen Sie einen Zwischenstopp beim Eissalon.

 

Christoph Bauer ist Vater von zwei Töchtern (4 und 8). Er arbeitet als freier Texter, Autor und Redakteur. Mehr auf www.christoph-bauer-text.com