Der erste Urlaub mit Kind – eine ganz neue Erfahrung

Der erste Urlaub als Familie ist für viele Paare eine große Umstellung. Konnte man früher die Zweisamkeit genießen und ausspannen, steht nun das Kind im Mittelpunkt und fordert Zeit und Aufmerksamkeit. Erst wenn man das akzeptiert, kann man den Urlaub mit Kind richtig genießen. Ein Vater berichtet von seinen Erfahrungen.

Urlaub. Das hieß früher für uns: essen, schlafen, schwimmen, dösen, Ausflüge und auch Sex. Alles wann und wie lange man mochte. Oft denken wir noch immer an unseren letzten Urlaub der Zeitrechnung „vor-dem-Kind“ zurück. Meine Frau war zwar sehr schwanger, aber wir konnten damals noch die große Freiheit genießen. Seitdem hat sich einiges geändert…

 

Den ersten Urlaubsversuch mussten wir abbrechen

Unseren ersten Versuch auf einen ordentlichen Sommerurlaub mit unserer Kleinen mussten wir nach nur einem Tag abbrechen. Die Rundreise mit dem Wohnmobil der Schwiegereltern, auf die wir uns so sehr gefreut hatten, war nicht Baby-kompatibel. Die Kleine war kränklich und daher übelgelaunt und ob die Zeit im Wohnmobil zur Heilung beigetragen hätte war fraglich. Unsere Tochter Lilly hatte gerade angefangen zu krabbeln und das Wohnmobil bot dafür wenig Platz. Die erste Nacht war der Horror. Als dann noch dunkle Wolken über dem Gardasee aufzogen, entschlossen wir uns schweren Herzens, umzukehren und unseren Traum von der WoMo-Tour durch Europa vorerst zu begraben.

Wir planten um und entschieden uns für einen Urlaub in einer Ferienwohnung auf Mallorca. Was unserer Meinung nach dafür sprach: kurzer Flug, Wettersicherheit, ein Strand ganz in der Nähe, die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen und genügend Platz für die ganze Familie. Von einem Urlaub voller neuer Anregungen und mit viel Bewegung wechselten wir zu einem mit kurzen Wegen, wenig Aufregung und viel Beschaulichkeit. In der ersten Woche hatten auch noch die Schwiegereltern zu Gast – etwas, was uns früher nie in den Sinn gekommen wäre.

Das Kind steht auch im Urlaub im Mittelpunkt

Ein Urlaub mit Kind ist mit einem als Paar nur schwer zu vergleichen. Die Umstände sind ganz andere:

  • Der Tag beginnt dann, wenn das Kind aufwacht. In unserem Fall spätestens um 7 Uhr.
  • Wie ruhig der Nachtschlaf ist, hängt vom Kind und seinen Aktivitäten ab.
  • Ist das Kind mobil, muss man es immer im Auge behalten. Dies bedeutet: keine ruhige Minute für zumindest ein Elternteil. Auch, einfach nur ein Buch zu lesen, ist hier nicht „drin“.
  • Zeit zu zweit zu genießen gestaltet sich schwierig. Dies klappt eigentlich nur, wenn das Kind schläft.
  • Ein Abendessen im Restaurant mit mehreren Gängen ist eine Menge Stress, wenn das Kind sich bewegen möchte. Wir konnten es nicht wirklich genießen.
  • Einige Dinge gehen einfach nicht: ganztägige Touren mit dem Auto oder längere Besichtigungen machen dem Kleinkind und damit auch den Eltern wenig Spaß.

Kurz – das Kind und sein Zeitplan stehen im Mittelpunkt. Wenn man sich damit arrangiert, kann der Urlaub trotz allem viel Spaß machen. Der Schlüssel ist Gelassenheit.

Gelassenheit ist der Schlüssel

Unter Gelassenheit verstehe ich, Dinge, die ich nicht ändern kann, zu akzeptieren und das Beste aus den Umständen zu machen. Ja, es ist ein anderer Urlaub mit Kind. Nein, ich kann nicht mehr dann und so lange schlafen, wie ich will und auch viele andere Dinge, die früher selbstverständlich waren, sind nun schwierig oder nicht mehr möglich. Dafür gibt es nun jedoch einen Ersatz: ein Kind, das die Zeit mit Papa und Mama genießt und an dessen Entdeckungen man sich freuen kann.

Für uns kam die Gelassenheit in der zweiten Woche. Es gab zwar keine Probleme mit den Schwiegereltern und sie brachten auch greifbare Vorteile (ich konnte ausschlafen und meine Frau und ich konnten ein ausgiebiges Abendessen zu zweit genießen), dennoch gab es zusätzliche Reibungsflächen.

Als meine Frau, Lilly und ich alleine waren, stellten wir uns voll aufeinander ein.  Wir planten den Tagesablauf um den des Kindes herum und genossen es, als Familie zusammen zu sein. Wir hatten Spaß an unserer Kleinen, die lernte, immer besser zu laufen, und so viele neue Dinge entdeckte. Wir machten einige kürzere Ausflüge, bei denen wir die Fahrtzeiten in die Schlafenszeiten des Kindes legten. Wir gingen zwar am Abend nicht essen, genossen jedoch die Zeit auf der Veranda zu zweit und ließen uns ab und zu auch Essen vom Bringdienst kommen.

Was sich für uns bewährt hat:

  • Eine Wohnung am Meer ganz in der Nähe des Strandes. Das Auto blieb tagelang stehen und viel mehr als ein Strand und seine Eltern braucht ein kleines Kind wirklich nicht, um glücklich zu sein.
  • Ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Ein abgeschlossenes Grundstück und eine Infrastruktur mit kleinen Läden und Restaurants sind ideal.

  • Platz in der Wohnung ist Luxus. Man kann sich auch mal aus dem Weg gehen. So wird der Lagerkoller minimiert.

  • Ein Spielplatz in der Nähe ist eine tolle Sache. Dort kann sich das Kind bewegen und auch andere Kinder treffen.

  • Für uns Erwachsene war es wichtig, hin und wieder einmal einen Ausflug zu machen und „rauszukommen“. Dann kann man die Zeit in der Wohnung auch besser genießen.

  • Eine Wohnung mit Spül- und Waschmaschine ist unserer Meinung nach ideal für den Urlaub mit Kleinkind.

  • Eine Klimaanlage ist im Hochsommer auch sehr angenehm!

Fazit

Ja, der erste Urlaub mit Kind war anders als die Urlaube zuvor. Meine Frau und ich haben weniger unternommen und auch weniger geschlafen. Aber wir haben nicht weniger erlebt. Wir haben unser Kind noch intensiver erlebt und sind als Familie noch enger zusammengewachsen, wenn das geht.

 

Wie war Euer erster Urlaub mit Kind? Was hat bei Euch gut geklappt, was weniger? Wir freuen uns auf Eure Kommentare.