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Ein Leben unterwegs - wenn Papa für die Arbeit reisen muss

Von einem modernen Arbeitnehmer wird heutzutage ganz selbstverständlich erwartet, dass er bereit ist, zu reisen. Und viele haben auch gar nicht die Wahl, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Doch Berufspendler müssen einiges erdulden, wenn sie von montags bis freitags in der Ferne sind. Nicht weniger aufreibend ist es für die Daheimgebliebenen. Besonders wenn kleine Kinder mit dabei sind.

Eine Herausforderung ist es für durchweg alle Beteiligten, wenn der Vater pendeln muss. Die Beziehung wird oft auf harte Proben gestellt, von der Entwicklung der Kinder bekommen Pendel-Väter nur wenig mit. Die Alltagsgestaltung ist schwierig, weil kaum gemeinsamer Alltag stattfindet. Trotzdem ist es möglich, mit all den Widrigkeiten umzugehen. Nur einfach ist es ganz sicher nicht.

 

Paul hat eine Frage

Paul ist noch zu klein, um das zu verstehen. Sein Papa Thomas ist am Wochenende zuhause, an den übrigen Tagen fehlt er dem kleinen Jungen. Paul versteht nicht, warum Papa am Sonntagabend seine Tasche packt und wegfährt. Er weiß auch noch nicht, was Wochentage sind und wie lange es dauert, bis Papa wieder da ist. Paul will von seinem Papa einfach nur wissen: „Warum fährst Du weg?“

Lisa ist unzufrieden

Für Thomas ist es zuweilen ein Eiertanz, den er nur verlieren kann. Wenn er sich ausgiebig mit Paul beschäftigt, um die wenige Zeit mit ihm zu nutzen, kommt es vor, dass seine Frau Lisa sich vernachlässigt fühlt. Sie weiß, dass die Situation schwierig ist, sie weiß auch, dass Paul seinen Papa an den Wochenenden braucht. Und wenn sie gut in Form ist, dann nimmt sie die Sache gelassen, macht etwas für sich oder klinkt sich ein in die Aktivität, die ihr Mann gerade mit dem gemeinsamen Sohn unternimmt. Aber es gibt auch andere Tage, da ist Lisa einfach unzufrieden. Wenn sie eine schwere und stressige Woche hinter sich hatte und Trost braucht, wenn sie sich einmal anlehnen will und nicht erst warten möchte, bis der Kleine schläft. In diesen Momenten helfen pragmatische Sichtweisen Lisa wenig, sie braucht einfach Zuneigung, Wärme, Verständnis und Zärtlichkeit. Die Uhr tickt erbarmungslos und es kommt immer wieder vor, dass die kleine Familie am Sonntag gemeinsam am Bahnhof steht, auf den Zug wartet und Lisa hat nichts von dem bekommen, was sie so sehr gebraucht hätte. Das sind dann diese Wochenenden, die überhaupt nicht schön sind. Für niemanden in der Familie.

Arbeit macht kein Wochenende

Eigentlich hat Thomas es ganz gut im Griff. Er kann abschalten am Wochenende und die Arbeit in der fremden Stadt lassen, in die er am Schluss des Wochenendes wieder reisen muss. Aber immer klappt es eben nicht. Manchmal sind es Dinge, die am Freitag liegengeblieben sind, die ihn von Freitag bis Sonntag beschäftigen. Zuweilen sind es Aktionen, die vor ihm liegen. Eine wichtige Besprechung oder Präsentation am Montag kann schon einmal dazu führen, dass der Kopf einfach nicht frei wird am Wochenende. Kommt dann noch Stress oder Streit mit seiner Frau hinzu, sind die Nerven angespannt wie Drahtseile.

Eifersucht macht es auch nicht leichter

Einen Monat lang litt die Beziehung von Lisa und Thomas ganz besonders. Und Paul litt mit, weil er es nicht verstand. Thomas verbrachte viel Zeit mit seinem Sohn, für Lisa blieb jedoch zu wenig übrig. Aber das viel größere Problem war, dass er in den wöchentlichen Telefonaten am Abend erwähnt hatte, mit einer Kollegin Essen gewesen zu sein. Es war ein reines Geschäftsessen, aber über eine lange räumliche Distanz können in einem Menschen Gedanken und Bilder entstehen, die eigentlich gar nicht passen zur harmonischen Beziehung, in der man einander glaubt. Genau das war Lisas Problem. Eigentlich vertraute sie ihrem Mann, daher tat sie sich schwer damit, ihm ihre Eifersucht zu gestehen. Thomas dagegen nahm zwar die Spannungen zwischen sich und Lisa wahr, er kam aber nicht gleich dahinter, woher sie rührten. Letztlich fasst Lisa sich ein Herz, erzählte davon und beide sprachen darüber. Es wurde sehr schnell klar, dass kein Grund für Eifersucht bestand. Trotzdem nahmen sich beide vor, früher darüber zu sprechen, wenn den anderen etwas bedrückt. Und sie kamen zu einem weiteren Schluss.

Sich auf das Wesentliche besinnen

Dieser an der Familienharmonie nagende Monat der Eifersucht hatte durchaus etwas Gutes. Die Gespräche zwischen Thomas und Lisa wurden wieder wertvoller, die Beiden nahmen sich in der Zeit nach der kleinen Krise mehr Zeit für sich. Außerdem wurde Paul größer, er begann zu verstehen, wie die Situation entstanden ist und dass sie vorerst nicht zu ändern ist. Die Drei unternahmen viel gemeinsam am Wochenende, an den Abenden nutzten Lisa und Thomas irgendwann auch endlich das Angebot der Schwiegereltern, als Babysitter einzuspringen, damit sie einmal zu zweit weggehen können. Besonders Thomas hatte sich eine ganze Weile mit dieser Vorstellung schwergetan. Es gibt sie natürlich immer noch, die Momente der Schwäche, bei Lisa, bei Thomas und auch bei Paul, der traurig ist, wenn er weiß, dass sein Vater nun wieder eine Woche lang weg ist. Trotzdem kommt die Familie mittlerweile besser mit der Situation zurecht. Und irgendwann hoffen alle darauf, dass Thomas einen Job findet, zu dem er schneller kommt. Am besten zu Fuß oder mit dem Rad.