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Mein Papa ist Kindergärtnerin – Väter in klassischen Frauenberufen

Automechanikerinnen, Schreinerinnen oder Geschäftsführerinnen sind in Deutschland immer noch selten, aber längst keine Exotinnen mehr. Anders sieht es aus, wenn Männer in klassischen Frauenberufen arbeiten. Kindergärtner, Arzthelfer oder Hausmänner stoßen nicht selten auf Erstaunen und Unverständnis. Was sagen eigentlich die Kinder dazu?

Männer in Frauenberufen sind noch immer die große Ausnahme. Meist ist die Bezahlung zu schlecht und das Prestige gering. Das schreckt viele Männer ab, sind sie doch so erzogen, dass ein richtiger Mann einen entsprechenden Status repräsentieren muss. Ein Mann, der als Erzieher, Sekretär oder Arzthelfer arbeitet, gilt schnell als unmännlich und im schlimmsten Fall als Versager.

 

Männliche Exoten auf dem weiblichen Arbeitsmarkt

 

Die Gründe, warum ein Mann sich für einen Frauenberuf entscheidet, sind unterschiedlich. Oft rutschen sie da einfach so rein: Der eine lernt Friseur, weil seine Mutter einen Friseurladen betreibt, der andere macht eine Lehre als Florist, weil er keine andere Ausbildungsstelle findet. Tom, 32, wollte damals eigentlich Tontechnik in Berlin studieren. Dann wurde seine Tochter geboren und ein Wegzug aus der Provinz kam nicht mehr in Frage. Er machte eine Ausbildung an der örtlichen Erzieherschule und arbeitet heute als Kindergärtner – seine Tochter findet das prima, denn sie geht in die Einrichtung, an der ihr Papa arbeitet und genießt es, ihn den ganzen Tag in der Nähe zu wissen. Das Umfeld guckt erst mal komisch, wenn Tom seinen Beruf nennt, aber daran ist er bereits gewöhnt.

 

Papa als Hausmann

 

Auch bei den Hausmännern entspringt die Entscheidung, das Elterngeld in Anspruch zu nehmen und ein Jahr zuhause zu bleiben, teilweise mehr der finanziellen Notwendigkeit als einem wirklichen Wunsch. Wenn die Frau mehr verdient liegt es einfach nahe, dass Papa sich im ersten Jahr um das Kind kümmert. Allerdings gibt es durchaus auch Männer, die sich bewusst die Zeit für ihr Kind nehmen wollen. Den Kindern ist es meist egal, sie sind zu klein, um sich darum zu kümmern, ob ihr Papa ein Exot ist. Anders sieht die Sache aus, wenn ein Vater sich auch dann noch um Haushalt und Kinder kümmert, wenn der Nachwuchs größer wird. Im Kindergarten und in der Grundschule ist man dadurch sowohl als Mann wie auch als Kind wieder eine Seltenheit.

 

Fühlt sich Papa gut, dann fühlt sich auch das Kind wohl

 

Grundsätzlich finden die Kinder den Papa als Hausmann so gut, wie er sich selbst fühlt. Wenn sie spüren, dass ihr Vater hinter dem steht, was er tut, werden sie durch eventuelle Hänseleien über den „laschen Papa“ nicht gleich aus der Bahn geworfen. Vielleicht sind andere Kinder sogar neidisch, weil sie ihren Vater nur abends und am Wochenende sehen.

Das Gleiche gilt für Männer, die in klassischen Frauenberufen arbeiten. Geht ein Mann souverän und selbstbewusst mit dieser Besonderheit um, dann fühlt sich das Kind sicher und kann sich mit dem Vater und seinem Beruf identifizieren.

 

Männer in Frauenberufen – Vorurteile

 

Obwohl wir in den Zeiten des Gender Mainstreaming leben, herrschen nachwievor Vorurteile gegen Männer, die in Berufen arbeiten, die klassischerweise Frauen zugeordnet werden. Sie gelten schnell als unmännlich oder gar weibisch, weil sie sich außerhalb ihrer vorgeschriebenen Geschlechterrolle bewegen – und das auch noch im Beruf, der in Deutschland doch gerade bei Männern einen so großen Teil des persönlichen Status bestimmt.

Da muss man denn eben einfach drüberstehen, findet Tom. Er liebt seinen Beruf, freut sich, dass er seine Tochter täglich sieht und hat in der Arbeit mit Kindern seine Berufung gefunden. Auch wenn er mehr durch Zufall hineingerutscht ist, ist er froh, dass er diesen Weg gewählt hat und würde um nichts auf der Welt tauschen wollen.

 

Zum Weiterlesen:

http://www.menshealth.de/life/berufs-ausbildung/maenner-in-frauenberufen.92323.htm

http://www.sueddeutsche.de/leben/leben-als-hausmann-ist-ihre-frau-gar-nicht-da-1.1010865

http://de.wikipedia.org/wiki/Gender_Mainstreaming