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Betreuungsgeld: Was denken eigentlich die Väter darüber?

Das Betreuungsgeld ist in aller Munde. Kontrovers, teilweise sogar unsachlich wird diskutiert, ob die Maßnahme nun gut ist oder nicht. Die Meinungen könnten kaum weiter auseinander liegen und jeder redet irgendwie mit. Doch wie steht es eigentlich mit den Vätern? Auch sie haben Anspruch auf das Betreuungsgeld. Ihre Meinung dazu wird jedoch in den Medien kaum bemerkt, geschweige denn publik gemacht. Wir wagen einen Blick auf die Ansichten der Väter.

Bevor die Sicht der Väter zum Betreuungsgeld betrachtet wird, ist eine kurze Zusammenfassung über die Thematik sinnvoll. Zunächst einmal können Väter wie Mütter die Leistung beziehen, sie sind also gleichermaßen daran beteiligt. Erhalten sollen es Familien mit Kindern, wenn sie ihre Kinder in deren ersten drei Lebensjahren zuhause erziehen und auf einen Kindergartenplatz verzichten. Ein etwas genauerer Blick hat jedoch zu der Kritik geführt, dass es nun doch Einschränkungen geben soll. Denn bei Hartz-IV-Empfängern soll das Betreuungsgeld auf die Leistungen der Arbeitsagenturen angerechnet werden. Die Debatten über das Betreuungsgeld dauern an, nach dem jetzigen Stand der Dinge soll es jedoch im Jahr 2013 eingeführt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch der Beschluss über das Gesetz noch im Juli 2012. Die Höhe des Betreuungsgeldes wurde auf 100 Euro festgesetzt, ab 2014 sollen es 150 Euro sein. Die politische Führung des Landes betont, dass es ihr nicht darum gehe, ein bestimmtes Familienmodell zu forcieren. Kritiker werfen der Regierung aber genau das vor. Der Kampf wird erbittert geführt und ist sicher noch nicht am Ende angekommen. Nun aber zu den Vätern.

 

Fragt uns Väter!

Die Rolle von Vätern hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Sie wollen beteiligt sein, und zwar sowohl an der Erziehung als auch bei familienpolitischen Fragen. So weit herrscht weitgehend Einigkeit hinsichtlich der Meinung von Vätern. Bezüglich des Betreuungsgeldes gehen die Meinungen jedoch stark auseinander. Von vorbehaltloser Zustimmung bis kategorischer Ablehnung sind alle Standpunkte vertreten. Allerdings ergab sich beim Väterzentrum Berlin eine Sichtweise, die auf die meisten Väter zutrifft. Eberhard Schäfer vom Väterzentrum berichtete, dass fast alle Väter der grundsätzlichen Ansicht sind, dass Kinder in den ersten beiden Lebensjahren zuhause bleiben sollten. So gesehen ein schlagkräftiges Argument für das Betreuungsgeld. Allerdings reicht die Tatsache, dass sowohl Väter als auch Mütter Anspruch auf die staatliche Leistung haben, nicht aus, um allgemeines Wohlwollen zu erzielen. Denn es steht ja noch die Frage der Wirtschaftlichkeit im Raum. Und die beschäftigt Väter zunehmend.

 

Das Ernährerproblem

Das Betreuungsgeld mag auf der einen Seite bei vielen Vätern nicht so schlecht ankommen, wie es in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Trotzdem werden es voraussichtlich oft die Frauen sein, die zuhause bleiben und das Betreuungsgeld mitnehmen. Da Frauen in vielen Partnerschaften weiterhin weniger verdienen als Männer, wird den Familien oft gar nichts anderes übrig bleiben, als auf die klassische Rollenverteilung zu setzen. Dabei sind die 100 bzw. 150 Euro kaum Anreiz - unterm Strich entscheidet die gesamte wirtschaftliche Situation. Und die wird in den meisten Fällen dazu führen, dass Väter arbeiten gehen und Frauen zuhause bleiben.

 

Väter kämpfen um Zeit

Nicht erst seit das Betreuungsgeld diskutiert wird, mischen Väter in der Familie und der Erziehung mit. Die Vaterrolle hat sich gewandelt und viele Väter suchen nach Möglichkeiten, so viel Zeit wie möglich mit dem Nachwuchs zu verbringen. Flexible Arbeitszeiten, das Arbeiten von Zuhause aus und Teilzeitarbeit sind in den letzten Jahren von vielen Vätern genutzt worden, um mehr Zeit mit ihren Kindern zu haben. Am ewigen Kampf mit der Zeit wird wohl auch das Betreuungsgeld nichts ändern, denn wenngleich der finanzielle Anreiz ein Argument der Politik sein mag, mehr Zeit gewinnen Väter dadurch nicht. Es wird also mit oder ohne Betreuungsgeld nach wie vor darum gehen, das gemeinsame Familienleben so zu gestalten und zu organisieren, dass auch Väter möglichst viel von ihren Kindern haben.

 

Zuhause muss nicht gut sein

Sowohl Väter als auch Experten durchdenken unterschiedliche Varianten und Faktoren, wenn es ums Betreuungsgeld geht. So sieht nicht jeder nur positive Auswirkungen, wenn Kinder in den ersten drei Lebensjahren zuhause bleiben. Begründet wird die Skepsis mit Eltern, die sowieso mit der Kindererziehung überfordert sind. Oft kann der Gang in die Kita für Kinder solcher Familien ein rettender Anker sein, um nicht zu vereinsamen und in Kontakt mit anderen Kindern und professionellen Erziehern zu kommen. Die Gefahr, dass der finanzielle Anreiz gerade Familien mit innerhäuslichen Problemen dazu verleiten könnte, ihre Kinder zuhause zu lassen, sehen Väter durchaus mit Sorge. Dieser Ansicht schließen sich Experten übrigens an.

 

Ein Ende der Diskussionen

Was Familien zusteht und was nicht, wie viel Geld es wann wofür gibt, diese und ähnliche Fragen stehen schon seit Jahrzehnten im Raum. Einen möglichen Ausweg aus dieser Falle sieht Peter Thiel. Er fordert ein bedingungsloses Grundeinkommen für Kinder und Jugendliche, bis sie das 18. Lebensjahr erreicht haben. Dadurch sollen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen führe, so Thiel, das Grundeinkommen zu einem deutlich geringeren Verwaltungs- und Bürokratieaufwand. Zum anderen würde im Falle von Scheidungen der ganze Streit um Unterhaltszahlungen wegfallen. Eine breite Lobby hat Thiel mit dieser Forderung jedoch bislang nicht – weder unter Vätern noch bei Müttern. Und die Politik hält sich diesbezüglich ganz aus der Diskussion heraus.