Wenn die Partnerin, mit der man viele Jahre zusammengelebt hat, von einem Moment zum nächsten plötzlich geht, ist das ein schwerer Schlag. Die Gründe sind unterschiedlich, und oft hätte man es vielleicht auch ahnen können, hat aber die Augen vor den Fakten verschlossen. Völlig hilflos dagegen ist man, wenn die geliebte Partnerin unerwartet stirbt. Das Leben neu aufzubauen, ist dann ein Erlebnis vieler quälender Schritte.
Wenn Sie plötzlich weg ist – der Verlust der Partnerin
Es war scheinbar ein ganz normaler Morgen, als Bernd C. die Küche betrat, in der er mit seiner Frau schon so oft gefrühstückt hatte. Zumindest am Wochenende, denn die unterschiedlichen Arbeitszeiten in der Woche ließen ein gemeinsames Frühstück fast nie zu. An diesem Morgen lag ein Zettel auf dem Tisch. „Ich kann nicht mehr mit Dir zusammen sein und lasse mich scheiden“, das war alles. Bernd C. Sah auf den Zettel, kochte sich Kaffee, setzte sich hin und las wieder die Worte seiner Frau. Immer wieder. Das kann nicht sein, dachte er. Wieso verlässt sie mich? Gibt es einen anderen? Ist etwas passiert, von dem ich nichts weiß? Er las den Zettel noch einmal, noch etliche Male. Aber er kam zu keiner Antwort.
Plötzlich muss nicht unerwartet sein
Es kommt nicht von ungefähr, wenn es heißt, man müsse an seiner Beziehung arbeiten. Etwas schöner formuliert könnte man auch sagen, man muss sie pflegen, aber es läuft in jedem Fall darauf hinaus, dass man niemals aufhören sollte, sich mit der Partnerin und ihren Wünschen und Bedürfnissen zu beschäftigen. Immer wieder kommen Beziehungen quasi zum Erliegen, wenn der Alltag, das Berufsleben, die Kindererziehung die eigentliche Zweisamkeit in den Hintergrund rücken lässt. Die Frau von Bernd C. hatte keinen anderen Mann, das war nicht der Grund der Trennung. Aber sie hatte auch ihren eigenen Mann nicht mehr, so empfand sie es. Die Gespräche zwischen den Beiden waren schon seit Jahren nichts mehr wert, sie bewegten sich an der Oberfläche wie in einer Comedy-Serie. Bernd C. schenkte seiner Frau kaum noch Beachtung, gemeinsame Unternehmungen waren eine Seltenheit, kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten schon vor vielen Jahren langsam in der Versenkung verschwunden. Die Frau hatte es nie offen angesprochen, sie hatte aber kleine Signale gesendet. Zuerst war sie es noch gewesen, die versucht hatte, die Beziehung lebendig zu halten. Doch ihre Ambitionen wurden nicht gewürdigt, Bernd C. ignorierte sie oft genug. Der Zettel auf dem Küchentisch war also bei näherem Hinsehen nichts, was aus heiterem Himmel geschah, sondern etwas, das sich angekündigt hatte. Bernd C. aber hatte es nicht kommen sehen.
Wenn der Tod sie holt
Es sind immer die anderen, die vom plötzlichen Tod der geliebten Partnerin betroffen sind. So hofft man zumindest. Das Unmögliche wird ausgeschlossen, weil es zu undenkbar ist. Umso grauenvoller ist es, wenn die Partnerin plötzlich stirbt. Mit dem Tod verändert sich alles, die Vergangenheit bekommt eine völlig neue Bedeutung, die Zukunft ist ungewiss, scheinbar überhaupt nicht zu meistern. Doch am schwierigsten ist die Gegenwart. Es sind so viele kleine Dinge, die plötzlich unfassbar schwer wirken, allem scheint der Sinn zu fehlen. Andreas K. musste erleben, wie seine Frau ganz plötzlich an einem Hirnschlag starb. Er sagt dazu:
„Alles geriet aus den Fugen. Ich konnte lange Zeit kaum einkaufen gehen. Jedes Mal hatte ich das Gefühl, meine Frau sucht gerade etwas in einem anderen Gang und wir treffen uns gleich am Einkaufswagen wieder. Aber sie kam natürlich nicht.“
Das Einschlafen am Abend, das Aufwachen, gemeinsame Unternehmungen, Kochen, Sport, Urlaub – all diese Dinge aus der Vergangenheit reichen in die Gegenwart hinein, wenn die Partnerin unerwartet stirbt. Es fällt schwer, sich wieder an Dingen erfreuen zu können, wenn der Gegenpol, der so wichtig war, fehlt. An eine neue Beziehung denken viele Männer lange nicht, wenn die Partnerin gestorben ist. Dabei kann sie oft helfen, über das Geschehene hinwegzukommen.
Schweres Erbe für die neue Partnerin
Nach einer unfreiwilligen Trennung hat es die neue Partnerin erfahrungsgemäß schwer. Besonders wenn ein Todesfall der Grund für den Verlust war. Bernd C. und Andreas K. haben sich trotzdem nach einer Weile auf eine neue Beziehung eingelassen. Für Andreas K. war es besonders schwer, aber die neue Partnerin half ihm, den Verlust mit ihr gemeinsam zu verarbeiten.
- Das Thema seiner verstorbenen Frau war kein Tabu. Beide sprachen darüber, beide waren sich einig, dass es nicht um Ersatz oder Nachfolge ging, sondern um einen neuen Abschnitt.
- Andreas K. und seine neue Partnerin besuchten Orte, an denen er mit seiner Ex-Frau besonders gern gewesen war. Während die Besuche ohne Begleitung bei Andreas K. immer wieder alte Wunden aufgerissen hatten, war er später in der Lage, mit positiven Gefühlen an seine Ehe zurückzudenken.
- Es dauerte sehr lange, bis das neue Paar sich entschloss, eine gemeinsame Wohnung zu nehmen. Als es aber so weit war, gab es keinerlei Zweifel an der Entscheidung.
Bernd C. musste zwar ebenfalls mit einem schweren Verlust zurechtkommen, er hatte aber die Möglichkeit, seine Fehler der Vergangenheit in Zukunft zu vermeiden. Es war zunächst seine Ex-Frau, mit der nach einer Weile wieder Gespräche stattfanden. Sie ließ nie einen Zweifel daran, dass sie nicht wieder zu Bernd C. zurückkehren würde. Sie sagte ihm aber trotzdem, dass er -früher einmal- ein wirklich toller Mann für sie gewesen sei. Inzwischen ist er das auch für seine neue Partnerin. Diesmal aber arbeitet er daran, dass es auch so bleibt. Oder, schöner formuliert: er pflegt die Beziehung.