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Das "Gespräch unter Männern" - Vater und Sohn

Das „Gespräch unter Männern“ ist weit mehr als nur eine Floskel, die hin und wieder milde belächelt wird. Es ist vielmehr die Basis der Beziehung zwischen Vater und Sohn. Es prägt nicht nur das gegenseitige Verstehen, sondern wirkt sich auch auf die Zukunft aus. Und zwar auf die von Vater und Sohn.

Es dauert viele Jahre, bis aus einem kleinen Jungen ein Mann geworden ist, der eigene Entscheidungen trifft und vielleicht irgendwann selbst seine Erfahrungen an den Nachwuchs weitergibt. Bis es soweit ist, spielt der Vater im Leben des Sohnes eine wichtige Rolle. Die Gespräche zwischen Vater und Sohn bereiten das Kind nicht nur auf das spätere Leben vor. Sie prägen auch sein Selbstbild, sein Frauenbild, ja, im Grunde sogar sein Weltbild. So wie die Mutter für jeden Jungen eine wichtige Rolle spielt, so füllt auch der Vater seine aus. Beide sollten nebeneinanderstehen, ohne sich zu bewerten.

Wann ist Mann ein Mann?

Mit seinem Hit hat Herbert Grönemeyer es prägnant auf den Punkt gebracht. Schon lange, vielleicht sogar schon immer kreist das Denken um die Frage, was einen Mann eigentlich ausmacht, wann ein Mann tatsächlich ein Mann ist. Dabei spielen Genetik und Erziehung eine ebenso bedeutende Rolle wie das Verhalten der Medien und die Botschaften der Werbeindustrie. Für einen Jungen aber gibt es zunächst einmal nur einen Mann: den Vater. Er demonstriert, wie ein Mann ist, zumindest für den Sohn. Für Kinder bedeutet es viel, aus dem Verhalten der Erwachsenen zu lernen, und so imitiert der Sohn auch das Verhalten des Vaters und übernimmt seine Ansichten. Ihr Sohn wird genau beobachten, wie Sie mit Ihrer Frau umgehen (aber auch, wie Ihre Frau mit Ihnen umgeht). Er macht das nicht aus einem Bedürfnis der Kontrolle heraus, sondern weil er von Ihnen lernt, sich im wahrsten Sinne ein Frauenbild formt. Denn zunächst einmal weiß Ihr Sohn nicht, wann der Mann ein Mann ist.

Zeit. Time. Le Temps. Tiempo.

Es ist überall gleich, in allen Ländern dieser Erde – Kinder brauchen Zeit. Und Söhne brauchen die Zeit mit dem Vater. Um mit ihm zu reden, um zuzuhören, etwas zu erzählen, manchmal auch, um einfach zu spielen und zu toben oder traurig zu sein. Sie lernen dabei, sich anzulehnen, aber auch sich abzugrenzen, die eigene Persönlichkeit zu bilden. Die Rolle des Vaters ist dabei enorm wichtig, deswegen ist der Zeitfaktor so bedeutsam.

  • Verbringen Sie ausreichend viel Zeit mit Ihrem Sohn. Nehmen Sie sich lieber zwei Stunden Zeit, die nur Ihrem Jungen gelten, als häufiger einmal „zwischen Tür und Angel“. Denn nur, wenn Sie sich die Zeit nehmen, können Gespräche entstehen, die etwas bringen.
  •  Seien Sie nicht der „Übervater“, der auf alle Fragen eine Antwort hat. Ihr Sohn darf (und soll) ruhig lernen, dass Sie nicht immer wissen, was zu tun ist oder welche Antwort die richtige auf eine Frage ist. Sie können auch mit Ihrem Sohn gemeinsam Antworten entdecken oder entwickeln, wenn Sie so wollen, ist dies das erste „Teamwork“ für Ihren Jungen.
  •  Halten Sie sich mit Kritik zurück. Im Alltag ist das nicht immer möglich, denn schließlich müssen Grenzen eingehalten werden. Das funktioniert oft nicht ohne Kritik. Aber das Gespräch mit Ihrem Sohn ist ein anderer Rahmen. Hier geht es darum, Verständnis zu zeigen, aktiv zuzuhören und lieber Lösungswege aufzuzeigen, als ein bestimmtes Verhalten Ihres Sohnes zu erzwingen. Im besten Fall ermutigen Sie ihn sogar dazu, selbst nach Lösungen zu suchen, gemeinsam mit Ihnen.

Völlig von der Rolle

Wenn Ihr Sohn erst einmal in der Pubertät ist, sind Ihnen in den meisten Fällen die Hände gebunden, denn die Hormone bestimmen, wo es langgeht. Jugendliche sind nun einmal oft völlig von der Rolle, wenn die Pubertät kommt. Trotzdem und gerade deshalb ist es so wichtig, schon vorher eine gute und intensive Beziehung zu Ihrem Sohn aufzubauen. Alles, was Sie in den ersten Jahren richtig gemacht haben, wird Ihnen auch in der schwierigen Zeit der Pubertät helfen können. Dabei werden Sie lernen müssen, dass die Kommunikation sich verändert. Ihr Sohn spricht anders, manchmal fällt es schwer, zu verstehen, dass mit dem Wort „mies“ das genaue Gegenteil gemeint ist. Ihr Versuch, sich der Sprache anzupassen, ist ein Tanz auf dünnem Eis. Und vermeintlich „lockere“ Sätze wie „Wie sieht's denn mit einer Freundin aus?“ fördern das Verhältnis auch nicht unbedingt.

  • Nehmen Sie sich auch in der Pubertät Ihres Sohnes genügend Zeit für ihn, aber ohne sich dabei aufzudrängen.
  •  Besonders in der Pubertät braucht Ihr Sohn das Gefühl, wichtig zu sein und ernst genommen zu werden. Kritik kann gravierende Auswirkungen habe, denn viele Kinder neigen in dieser Zeit zu vermindertem Selbstvertrauen. Hören Sie zu, fragen Sie Ihren Sohn, wie er sich fühlt und helfen Sie, Lösungswege zu finden und das Selbstvertrauen zu stärken.
  •  Lassen Sie Ihrem Sohn die Zeit, sich mit den Themen zu beschäftigen, die Sie besprochen haben. Oft braucht er eine Weile, bis er wieder mit Ihnen darüber reden will oder kann. Dabei geht es um Interesse Ihrerseits an den Belangen Ihres Sohnes. Andererseits wird zu häufiges Nachfragen Sie sicher nicht ans Ziel bringen.

Das „Gespräch unter Männern“ ist nur dann ein Grund für ein mildes Lächeln oder sogar bedeutungslos, wenn es nicht stattfindet. Es bildet die Grundlage der Beziehung zwischen Vater und Sohn. Ein Leben lang.