Soziale Kontakte sind das Salz in der Suppe des menschlichen Lebens. Wir reiben uns an Anderen, finden bei ihnen Bestätigung und Trost. Die ersten Freundschaften werden bereits im Kindergarten geschlossen und sind eine Übung für das spätere Leben. Doch was ist, wenn das eigene Kind Schwierigkeiten hat, Freunde zu finden?
Mein Kind hat keine Freunde
Warum Kinder keine Freunde in Schule oder Kindergarten finden, kann ganz verschiedene Gründe haben. Wann muss man sich um sein Kind Sorgen machen? Kann man ihm helfen, Freundschaften zu schließen und zu pflegen? Entscheidend ist auch, ob das Kind von sich aus den Kontakt zu anderen scheut oder vermeidet oder ob es durch sein Verhalten ausgegrenzt wird.
Freundschaften sind wichtig!
Freundschaften wechseln im Laufe der Kindheit oft und das ist kein Wunder, entwickeln und verändern sich doch Kinder vergleichsweise schnell – und die Art und Tiefe ihrer Freundschaften mit ihnen. In der Pubertät werden diese Beziehungen außerhalb der Familie wichtig, um sich abzugrenzen und neu zu orientieren und trotzdem jemanden zu haben, der einem nahe ist und den Rücken stärkt. Durch das Vertrauen in andere Menschen und das Vertrauen, dass die Jugendlichen zurückbekommen, wird das Selbstbewusstsein gestärkt. Allerdings lässt sich Freundschaft nicht erzwingen. Wenn Ihr Kind keine Freunde hat, sollten Sie sich überlegen – bei älteren Kindern auch gemeinsam – woran es liegen könnte.
Warum hat mein Kind keine Freunde?
Freunde zu haben, ist zwar gesellschaftlich etabliert, aber nicht unbedingt Pflicht. Manchen Kindern sind Eltern und Geschwister genug, sie brauchen nicht noch extra Freunde und sind mit sich selbst durchaus zufrieden. Eigentlich ein beneidenswerter Zustand, der allerdings auch leicht in Eigenbrötlerei umschlagen kann. Andere Gründe, warum Kinder keine Freunde haben, können eventuelle Handicaps und vor allem die daraus resultierenden Komplexe sein. Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, Brille oder körperlichen Behinderungen weichen von der Norm ab und bekommen dies möglicherweise deutlich zu spüren. Die Minderwertigkeitskomplexe, die daraus entstehen können, machen das Kind zum Außenseiter und Opfertypen haben selten Freunde.
Schließlich kann auch das eigene Verhalten des Kindes noch Grund dafür sein, dass es keine Freunde findet. Als Eltern sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass das Kind Ihr eigenes Verhalten anderen gegenüber spiegelt. Höflichkeit, Rücksicht und Offenheit lernen Kinder als erstes von den Eltern. Wenn also das Kind aufgrund seines Verhaltens Probleme mit anderen Kindern hat, dann sollten die Eltern das eigene Verhalten einmal kritisch unter die Lupe nehmen. Wie gehen Sie selbst auf andere zu? Wie verhalten Sie sich, wenn Sie neue Menschen kennenlernen? Sind Sie freundlich und offen oder eher verschlossen und distanziert?
So können Eltern helfen
In vielen Fällen fehlt einfach nur die Initialzündung. Schüchterne Kinder tun sich schwer, Kontakte zu knüpfen. Sehr lebhaften Kindern fehlt dagegen oft die Konzentration auf Andere, wenn das Umfeld zu viel Ablenkung bietet. Hier kann es hilfreich sein, wenn Eltern Verabredungen arrangieren, zum Beispiel indem ein bestimmtes Kind samt Elternteil zum Kaffeetrinken eingeladen wird oder man gemeinsam auf den Spielplatz oder ins Schwimmbad geht. Allerdings sollten diese Verabredungen in Absprache mit dem Kind und nicht wahllos getroffen werden. Es sollte eine Grundsympathie zwischen den Kindern und auch zwischen den Eltern erkennbar sein. Diese Methode funktioniert natürlich nur bei Klein- und vielleicht noch bei Grundschulkindern. Ihr Teenager dürfte eher entsetzt reagieren, wenn Sie ihm plötzlich potentielle Freunde vor die Nase setzen.
Hüten Sie sich außerdem davor, diese Freundschaftsanbahnungen zu oft zu veranstalten, damit überfordern Sie Ihr Kind und spiegeln ihm einen Mangel vor, der vielleicht gar nicht besteht. Vielen kleineren Kindern reichen die Kontakte im Kindergarten und sie sind ganz froh, am Nachmittag Ihre Ruhe zu haben. Wenn Ihr Kind deutlich darunter leidet, dass es keine Freundschaften schließt, dann überlegen Sie zusammen: Wie verhält es sich anderen gegenüber, was könnten die Gründe dafür sein, dass niemand mit Ihrem Kind spielen oder sich mit ihm verabreden will. Denn damit sich etwas verändert, ist es wichtig, dass Ihr Kind selbst erkennt, wieso es keine Freunde hat.
Praktische Tipps:
- Üben Sie mit dem Kind Konfliktlösung und bringen Sie ihm bei, dass man Konflikte über Kommunikation und Kompromisse löst, nicht mit dem Recht des Stärkeren.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sich gut ausdrücken kann. Dazu gehört auch, dass Sie mit ihm nicht in Babysprache reden und Sprachentwicklungsstörungen frühzeitig behandeln.
- Respektieren Sie Ihr Kind und seine Bedürfnisse, aber überbehüten Sie es nicht: Nicht jede kleinste Verletzung muss ein Riesengeschrei auslösen und es sollte nicht immer von allem das Größte und Beste bekommen, denn es erwartet dies dann auch außerhalb der Familie.
- Machen Sie Ihrem Kind vor, wie man Kontakt aufnimmt, indem Sie das selbst tun: Seien Sie freundlich zur Kassiererin an der Kasse, sprechen Sie jemanden an der Bushaltestelle an, um nach dem Weg zu fragen. Ihr Kind wird Ihren Tonfall nachahmen – freundliche Worte öffnen schon immer Tür und Tor, auch zu anderen Kindern.
- Kinder, die schwer in Ansammlungen von Menschen zurechtkommen, sollten das üben: Im Kaufhaus, im Schwimmbad oder im Zoo.
- Gemeinschaftsaktivitäten führen fast automatisch dazu, dass sich Freundschaften bilden: Mannschaftssportarten oder Theaterprojekte und alle anderen Freizeitaktivitäten, die Kooperation verlangen, sind hier sehr gut geeignet.
Wenn ein Kind ganz offensichtlich glücklich und zufrieden mit seiner Situation ist und selbst nicht darüber klagt, dass es keine Freunde hat, sollten Eltern sich nicht einmischen. Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit und seinen eigenen Weg, sich zu entwickeln. Geselligkeit und Freundschaften lassen sich keinesfalls erzwingen, schon gar nicht von den Eltern.
Zum Weiterlesen:
http://eltern.t-online.de/wenn-kinder-keine-freunde-finden/id_19432258/index
http://www.eltern.de/schulkind/erziehung-und-entwicklung/270961.html