Spielende Kinder – was für uns Erwachsene oft wie zielloses sich treiben lassen im Hier und Jetzt wirkt, ist für Kinder lebensnotwendig. Im Spiel ahmen Kinder nach, was sie bei Ihren Eltern gesehen haben. Wie alle anderen kindlichen Schritte ins Leben entwickelt sich auch das kindliche Spielverhalten mit dem Alter.
Spielverhalten von Babys und Kleinkindern – ein Überblick
Besonders das Spiel mit anderen Kindern ist entscheidend für die Entwicklung positiver sozialer Fähigkeiten. Der Grundstein dafür, dass Kinder später harmonisch miteinander spielen können, wird bereits in den ersten Lebenswochen gelegt. Die Eltern tragen entscheidend dazu bei, wenn sie sich von Anfang an mit dem Kind beschäftigen, es zur Reaktion anregen und ihm Möglichkeiten geben, sich selbst auszuprobieren. Dies können Streichel- und Kitzelspiele sein, die schon die Kleinsten zum Kichern bringen. Das Strampeln ohne Windel hilft dem Säugling, ein gutes Körperbewusstsein zu finden.
Eltern – die liebsten Spielpartner für Kleinkinder
Kleinkinder unter drei Jahren spielen am liebsten mit ihren Eltern oder anderen Erwachsenen oder mit wesentlich älteren Kindern. Das Interesse an Gleichaltrigen besteht zwar schon bei Kindern ab etwa sechs Monaten, doch ein Miteinander Spielen findet in diesem Alter noch nicht statt. Wenn es zu einer Interaktion kommt, dann ist es meist ein Geben- und Nehmen-Spiel als Zeichen der Kontaktaufnahme. Dieses Verhalten tritt auf, wenn Kinder etwa 10 bis 12 Monate alt sind. Ab diesem Alter beginnen Kinder, die sich mögen, nebeneinander zu spielen. Die Kinder nehmen sich wahr, schauen sich vielleicht auch gegenseitig beim Spielen zu, kommen aber noch nicht auf die Idee, miteinander zu spielen.
Entwicklungsschritte im Spielverhalten im ersten Lebensjahr
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, hat es seinen Körper kaum unter Kontrolle. Es kann schreien und saugen und mehr oder weniger unkoordiniert mit den Gliedmaßen fuchteln. Nach und nach entwickelt es spielerisch immer mehr Fähigkeiten durch Ausprobieren, zufälliges Entdecken und durch die Interaktion mit Eltern oder anderen Erwachsenen.
Erster bis dritter Lebensmonat
Hier spielen Kinder noch wenig, aber sie reagieren bald auf die Spieleinladungen der Erwachsenen, genießen sie und lachen darüber. Diese ersten Spiele gehen noch hauptsächlich von den Eltern aus: Sie singen, machen komische Geräusche, kitzeln und streicheln das Kind. Wird es dem Kind zu viel, beginnt es zu weinen oder wird unruhig.
Vierter bis sechster Lebensmonat
Die Kinder entwickeln immer mehr Fähigkeiten, sie beginnen Dinge zu greifen, können Rasseln schütteln und sie beschäftigen sich gerne mit ihren Händen und Füssen. Jetzt finden sie auch heraus, dass sie mit Geräuschen oder Gesten ihre Eltern zum Lachen bringen können – sie treten in Interaktion.
Siebter bis neunter Lebensmonat
Die Kinder werden selbstständiger und beweglicher und haben immer mehr Möglichkeiten mit Dingen zu spielen. Das tun sie zur Genüge und erforschen so die Welt: Wie reagieren Eltern, wenn man zum 30. Mal die Rassel aus dem Kinderwagen wirft, was kann man mit Essen anstellen und wie lässt sich mit den Knöpfen von Telefon oder Stereoanlage hantieren. Kinder ab 9 Monaten lieben das Kuckuck-Da-Spiel und trainieren so ihre Merkfähigkeit. Sie erforschen das Ursache- und Wirkungsprinzip im Spiel.
Zehnter bis Zwölfter Lebensmonat
Das Kind entdeckt seine Umwelt immer mehr und „bespielt“ alles, was es erreichen kann. Es beginnt, seinen Eltern Dinge zu zeigen und lässt sich gerne etwas zeigen. Es beginnt sich für Sing- und Fingerspiele zu interessieren.
Spielen mit anderen Kindern
Auch wenn Kinder in der Regel erst mit circa drei Jahren beginnen mit anderen Kindern zu spielen, gibt es doch frühe Formen, die unter Kleinstkindern in Kinderkrippen und Kindergärten entstehen. Geben und Nehmen und natürlich auch Wegnehmen sind frühe Formen des Spiels, die Intervalle, in denen dies stattfindet sind kurz. Anschließend wenden sich die Kinder wieder ihren eigenen Beschäftigungen zu oder nehmen Kontakt zu erwachsenen Personen auf.
Je älter die Kinder werden, desto mehr tritt das Spiel mit anderen Kindern in den Vordergrund. Dies gelingt umso besser, je mehr soziale Fähigkeiten sie in der Zeit davor erlangt haben. Dies ist auch nötig, um in Spielgruppen einzusteigen, die bereits bestehen. In der Regel findet die Kontaktaufnahme immer ähnlich statt: Nachdem das neu hinzugekommene Kind das Spiel der Gruppe eine Weile beobachtet hat, beginnt es das nachzuahmen, was die Gruppe tut - es spielt einfach mit. Wenn es dann noch eine gute Idee einbringt, auf die die anderen Kinder eingehen, dann ist das Kind in die Gruppe integriert.
Ab dem dritten Lebensjahr sind Rollenspiele fester Bestandteil des kindlichen Spiels. Sie ahmen zusammen mit anderen Situationen aus dem Alltag nach. Im Kindergarten nimmt diese Art des Spieles immer mehr zu. Während kleinere Kinder noch mal liebsten mit nur einem Partner spielen, steigert sich die Lust auf und die Fähigkeit zu Gruppenspielen bis zum Alter von sieben Jahren immer mehr.
Kinder spielen, um zu lernen. Hochrechnungen haben ergeben, dass Kinder bis zu ihrem sechsten Lebensjahr ungefähr 15.000 Stunden spielen müssen, um alles zu lernen, was bis dahin wichtig ist. Das entspricht 7 bis 8 Stunden Spiel pro Tag. Geben Sie Ihrem Kind also Zeit und Anregungen zum Spielen und helfen Sie ihm so, die Welt zu entdecken.
Zum Weiterlesen
http://de.wikipedia.org/wiki/Spiel