Psychische Widerstandsfähigkeit und die Kunst große Krisen zu bewältigen, wird in der Psychologie als Resilienz bezeichnet. Menschen mit dieser Eigenschaft verfügen über starke persönliche und soziale Ressourcen, auf die sie im Bedarf zurückgreifen können. Resilienz kann schon bei Kindern gefördert werden. Einige Kinder bringen diese Eigenschaften ganz von selbst mit.
Resilienz bei Kindern und wie man sie fördert
Die Resilienzforschung ist ein ziemlich neues Forschungsgebiet, das seinen Ursprung auf Kauai, einer der hawaiianischen Inseln, hat. Dort wurde in einer Langzeitstudie über 40 Jahre untersucht, wie sich schwierige Startbedingungen auf das spätere Leben auswirken. Ein Drittel der untersuchten Personen kam trotz ungünstiger Kindheitsbedingungen richtig gut zurecht. Das Ergebnis der sogenannten „Kauai-Studie“ war, dass diese Kinder wohl mit besonderen Schutzfunktionen ausgestattet waren. Heute weiß man: Die Wurzeln dieser Schutzmechanismen fußen zum Teil in der Persönlichkeit, werden aber auch durch die Umwelt mitgeprägt.
Das resiliente Kind
Wie stark die Resilienz bei einem Kind ausgeprägt ist, lässt sich gut an seinem Verhalten beobachten. Resiliente Kinder reagieren auch in schwierigen Situationen stabil und überlegt. Sie verhalten sich so, dass Sie Ihre eigene Person schützen. Folgende Beispiele weisen darauf hin, dass der Schutzschild Ihres Kindes gut ausgeprägt ist:
- Ihr Kind kann über seinen Kummer reden und ihn verarbeiten, anstatt an anderer Stelle zu explodieren.
- Es vertraut seinen eigenen Empfindungen und Gefühlen.
- Es kann negative Gefühle in positive Emotionen umgestalten, zum Beispiel indem es „das Gute“ auch an einer nicht so schönen Sache erkennt.
- Ihr Kind kann sich gegen Angriffe und Ungerechtigkeiten angemessen wehren.
- Es kann Schwierigkeiten aus sich heraus meistern.
- Das Kind kommt mit Niederlagen und Rückschlägen zurecht.
Im Ergebnis führt Resilienz zu einem starken Lebens- und Überlebenswillen und einer positiven Haltung zum Leben. Die beschriebenen Beispiele und Eigenschaften sind bei Ihrem Kind nicht angeboren, bzw. lassen sich erst im Laufe der Entwicklung erkennen. Allerdings können Sie die Ausbildung der seelischen Widerstandsfähigkeit Ihres Kindes schon ab dem Säuglingsalter fördern.
Resilienz ist erlernbar!
Auch wenn die Resilienz zum Teil angeboren ist, können Sie als Eltern gute Voraussetzungen schaffen, damit sich diese Eigenschaft Ihres Kindes gut und vollständig entwickeln kann. Ein wichtiger Aspekt der Resilienz liegt darin, dass das Kind in seine eigene Stärke und seine Fähigkeiten vertraut. Dies können Eltern fördern, zum Beispiel durch kontinuierliche Zuwendung, die das Urvertrauen und die Bindung stärkt, sowie durch eine angemessene Bedürfniserfüllung und Zutrauen ins Kind. Schon früh können Sie Ihrem Kind Aufgaben übertragen, um sein Selbstwertgefühl zu stärken. Loben Sie es für Eigeninitiative und für alles, was es sich selbst erarbeitet. Fördern Sie Erfolgserlebnisse – aber so, dass sie sich für Ihr Kind auch wirklich wie solche anfühlen.
Kinder erlangen die Fähigkeit zur Resilienz, wenn sie Herausforderungen selbständig meistern, es geht also nicht darum, es ihrem Kind besonders leicht zu machen, um ihm Niederlagen zu ersparen. Ganz im Gegenteil: Aus einer Niederlage kann Ihr Kind gestärkt hervorgehen, wenn es Trost und Unterstützung von Ihrer Seite erhält, aber auch die Möglichkeit, eigenständig mit dem Gefühl des Versagens umzugehen.
Lob statt Kontrolle
Zuhause wie auch in der Schule fördert ein hohes Maß an Selbstbestimmung und Eigenständigkeit das Selbstwertgefühl des Kindes. Dabei geht es nicht darum, dass es keine Grenzen und Regeln gibt, sondern darum, dass Ihr Kind im Rahmen der von Ihnen möglichst flexibel und weit gesteckten Möglichkeiten sich selbst ausprobieren und seine Fähigkeiten und Fertigkeiten kennenlernen kann. Das geht am besten, wenn es selbst bestimmen kann, was es wann wie lernt oder erarbeitet. Erfolge werden mit Lob bedacht, bei Misserfolgen helfen Trost und gute Ratschläge dem Kind dabei, den Rückschlag zu verarbeiten.
Das Kind sollte sich dennoch nicht allzu sehr selbst überlassen bleiben. Beobachten Sie, was es braucht, greifen Sie ein, wann es nötig ist und lassen Sie es gewähren, wenn es gut zurechtkommt. Einmischung und gutgemeinte Hilfsangebote zur „falschen“ Zeit bewirken lediglich, dass Ihr Kind sich von Ihnen nicht in seinen Kompetenzen anerkannt fühlt – und das ist schlecht fürs Selbstwertgefühl.
Übrigens: Je mehr Sie selbst als Eltern über diese nützliche Fähigkeit verfügen, umso leichter können Sie diese natürlich auch an Ihr Kind weitergeben. Resilienz lässt sich auch noch im Erwachsenenalter erlernen, zum Beispiel durch spezielle Trainings, in denen Sie lernen können, Ihre eigenen Stärken besser zu erkennen. Wenn Sie sich selbst als wenig resilient einschätzen, dann hilft Ihrem Kind ein stabiler Freund, Lehrer oder eine andere Bezugsperson dabei, die eigene Resilienz als hilfreiche Fähigkeit im Leben zu entwickeln.