Die täglichen Hausaufgaben schweben wie ein Damoklesschwert über vielen Familien. Lustlose Kinder, genervte und überforderte Eltern prägen allzu oft das nachmittägliche oder abendliche Bild in den Familien und überschatten die meist knapp bemessene gemeinsame Zeit.
Stressfaktor Hausaufgaben
Sinn der täglichen Hausaufgaben ist zum einen eine Überprüfung, zum anderen eine Vertiefung des Lernstoffes. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Kinder ihre Hausaufgaben selbst lösen. Allerdings sollten die Eltern Unterstützung leisten, wenn das Kind überfordert ist, den Lernstoff nicht verstanden hat oder die Fragestellung nicht nachvollziehen kann. Durch die oft unzureichende Situation an den öffentlichen Schulen wird die eigentliche Funktion der Hausaufgaben und auch die Kompetenz der Eltern oft überstrapaziert. Was in der Schule an Unterrichtsstoff nicht geschafft wurde, sollen Kinder zuhause nacharbeiten. Dabei müssen Eltern nicht selten eine lehrerähnliche Funktion übernehmen. Diese Situation schafft Stress, die Kinder verweigern sich und die Eltern sind genervt, spüren sie doch auch die eigene Inkompetenz. Oft lässt sich an dieser Situation nicht viel ändern, so dass Eltern Strategien entwickeln müssen, mit denen die Hausaufgaben möglichst zügig und ohne Stress erledigt werden.
Die richtige Anfangszeit für Hausaufgaben
Ein Schultag ist vom Maß der Anstrengung durchaus mit einem Arbeitstag vergleichbar. Kein Wunder also, dass Kinder nach der Schule erschöpft sind und erst einmal eine Pause brauchen. Gönnen Sie Ihrem Kind eine Erholungs- und Ruhephase, die zeitlich über das Mittagessen hinausgeht. Allerdings sollte dieser Zeitraum klar geregelt sein und das nicht nur in Bezug auf den Zeitrahmen, sondern auch hinsichtlich der Aktivitäten, die in dieser Zeit begonnen werden. Meist müssen die Kinder ihren Bewegungsdrang stillen, also ist eine Runde toben durchaus in Ordnung, das gleiche gilt für Lesen oder Musik hören. Größere Unternehmungen, wie zum Beispiel, sich mit Freunden treffen oder auch eine Bastelarbeit beginnen, sollten vermieden werden, da das Kind dann oft den gesteckten Zeitrahmen für die Pause nicht einhalten kann. Auch sollte die Zeit nicht zu lang sein – wie lang genau, müssen Sie mit Ihrem Kind zusammen festlegen.
Was hast du auf?
Ein häufiges Problem ist, dass das Kind gar nicht weiß, was es eigentlich an Hausaufgaben auf hat. Meist werden die Aufgaben am Ende der Stunde gegeben. Zu diesem Zeitpunkt sind die Kinder oft schon mit ihren Gedanken ganz wo anders und tragen die Hausaufgaben gar nicht oder nur unvollständig in das Hausaufgabenheft ein. Hier kann ein Anruf bei Klassenkameraden helfen, der allerdings nicht zur Gewohnheit werden sollte. Wenn die Einträge oft fehlen, kann der Lehrer vielleicht eine Zeitlang helfen und das Hausaufgabenheft ergänzen. Um dem Kind klar zu machen, dass das Aufschreiben und Merken der Hausaufgaben in seinem eigenen Verantwortungsbereich liegt, kann man es aber durchaus auch die Konsequenzen spüren lassen, die entstehen, wenn die Hausaufgaben nicht erledigt sind. Vorher sollte man allerdings überprüfen, ob beim Kind keine Defizite wie zum Beispiel Wahrnehmungsstörungen oder Probleme mit der Feinmotorik vorliegen.
Für die Strukturierung der Hausaufgaben kann ein entsprechender Planer hilfreich sein. Dies kann zum Beispiel ein übersichtlicher Wand- oder Tischkalender sein, in den alle Hausaufgaben eingetragen werden.
http://www.ruv.de/de/download/themenparks/pdf/hausaufgabenplan.pdf
Das trödelnde Kind
Trödeln Kinder bei den Hausaufgaben, kann das verschiedene Gründe haben. Oft haben sie einfach keine Lust, sind müde oder haben keine Motivation, da an dem entsprechenden Tag keine Unternehmungen mehr anliegen. Oft ist der Grund für die Trödelei auch einfach Überforderung. Die Kinder verstehen nicht, was sie tun sollen, wissen aber auch keinen Lösungsweg, manchmal finden sie auch einfach nur den Anfang nicht. Hier können die Eltern helfend und erklärend eingreifen. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Lösungen erklärt werden, die auch in der Schule vermittelt werden. Meist kann man die Dinge auf vielerlei Art tun – zu viele Möglichkeiten verwirren das Kind aber nur, vor allem dann, wenn es sowieso schon Verständnisprobleme hat.
Ist ein Kind einfach nur faul oder hat schlichtweg keine Lust, dann kann man zu einer vorher festgelegten Endzeit die Hausaufgaben auch abbrechen. Die Verantwortung dafür trägt dann das Kind und es muss gleichermaßen mit den Folgen leben, die nicht erledigte Hausaufgaben nach sich ziehen können. Die Richtzeiten, in der Hausaufgaben erledigt sein sollten, unterscheiden sich je nach Jahrgangsstufe. Unter Berücksichtigung der individuellen Arbeitsgeschwindigkeit des Kindes kann man in etwa von folgenden Zeiten ausgehen:
• 1. Klasse: 30 Minuten täglich
• 2. Und 3. Klasse: 45 Minuten täglich
• 5. Und 6. Klasse: 90 Minuten täglich
• 7. Bis 10. Klasse: 120 Minuten täglich
• Ab der 11. Klasse: 180 Minuten täglich
Sollten diese Zeiten dauerhaft weit überschritten werden, obwohl das Kind einigermaßen zügig arbeitet, ist ein Gespräch mit dem jeweiligen Klassenlehrer ratsam.
Der ideale Arbeitsplatz
Hier gilt es einen Mittelweg zu finden. Weder darf der Arbeitsplatz für die Hausaufgaben zu überladen sein, Ablenkungen wie Spielzeug sollten möglichst nicht im Sichtfeld sein, noch darf es sich um einen abgeschotteten reizarmen Raum handeln. Dort sucht das Kind dann nur Gründe, um sich dieser Atmosphäre zu entziehen, konzentriertes Arbeiten ist schwer möglich. Auch wenn nach landläufiger Meinung Musik bei den Hausaufgaben kontraproduktiv ist, hilft es einigen Kindern doch, wenn im Hintergrund leise und unaufdringliche Musik läuft.
Hausaufgaben sind oft ein leidiges Thema, das sich je nach Kind und Entwicklungsstufe zu einem kleinen Familiendrama ausweiten kann. Bemühen Sie sich, mit Ihrem Kind zusammen Lösungswege zu finden und bleiben Sie vor allem dafür offen, dass manchmal nicht das Kind, sondern die Schule die Probleme mit den Hausaufgaben verursachen kann.
Zum Weiterlesen:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,532588,00.html