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Die häufigsten Fehler rund um das Kinderzimmer

Die Kinder sollen es so schön wie möglich haben, an nichts soll es ihnen in ihrem kleinen Reich fehlen. Entsprechend sind die Einrichtung und die Ausstattung des Kinderzimmers von den besten Absichten getragen, allerdings nicht immer mit den besten Ergebnissen.

Die kindlichen Bedürfnisse im Fokus

Ein Grund dafür, dass bei der Gestaltung des Kinderzimmers auch durchaus etwas daneben gehen kann: Die eigentlichen Bedürfnisse des Nachwuchses gehen in dem Bestreben, eine perfekte Umgebung zu schaffen, doch unter. Ein Blick in die Katalog-Welten, die eben solche, vermeintlich perfekte Umgebung zeigen, macht das Problem deutlich.

Das Kinderzimmer soll sich nach Möglichkeit in den Stil der gesamten Wohnung einfügen, dabei spielt Stil für die Kleinen lange Zeit gar keine Rolle. Ob die Möbel vom Designer stammen, die Ausstattung die „hyggelige“ Atmosphäre der restlichen, in skandinavischem Schick gehaltenen Räume aufgreift oder die Einrichtungsstücke farblich ohne Brüche harmonieren: Für den Nachwuchs spielt das in den ersten Jahren keine Rolle.

Deshalb sollten die Bedürfnisse der Kinder immer an erster Stelle stehen und zwar gemäß ihrem Alter: Man darf nicht vergessen, dass sich die Kleinen sehr schnell entwickeln und sich die Ansprüche, die sie dadurch an ihre Umgebung zu Hause stellen, ebenso schnell verändern. Für Schulkinder beispielsweise ist es bereits wichtig, das eigene Zimmer auch wirklich als Rückzugsort nutzen zu können, wo es seine Privatsphäre hat. Das Zimmer muss als Lernumgebung geeignet sein, gleichzeitig bleibt das Thema Spielen wichtig.

So gehört im Prinzip schon mit dem Kindergartenalter ein Schreibtisch zur Ausstattung des Kinderzimmers dazu, wo es malen kann. Spätestens mit dem Eintritt in die Schule ist der eigene Arbeitsplatz für die Hausaufgaben ohnehin Pflicht und mit dem Wechsel auf eine weiterführende Schule sollte der auch geeignet sein, dort einen Computer unterbringen zu können. Gespielt wird im Kinderzimmer natürlich trotzdem noch viele Jahre, auch wenn das zunehmend in den Hintergrund tritt. Das kann durchaus zu einem Spagat werden und erfordert von den Eltern deshalb, bei der Einrichtung mit der Entwicklung der Kinder Schritt zu halten.

Babyzimmer
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Fehler #1: Den Räumlichkeiten zu früh zu viel Bedeutung beimessen

Oft fangen die Probleme rund um die Räumlichkeiten für das Kind schon an, bevor das überhaupt das Licht der Welt erblickt hat. Ohne Frage ist es ein ganz natürliches Bedürfnis der Eltern, ihrem Sprössling von Anfang an ein ideales Umfeld zum Aufwachsen zu bieten, gerne als „Nestbautrieb“ umschrieben. In der Praxis heißt das wiederum für viele werdende Eltern: Hektische Suche nach einer neuen Wohnung. 

Die liegt im Idealfall in einer Gegend, die einerseits alle wichtigen Einrichtungen für das tägliche Leben bietet, von der Betreuung über die medizinische Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu Schulen und die andererseits all das mit einem Höchstmaß an Sicherheit (wenig motorisierter Verkehr, kurze Wege, keine Kriminalität) verbindet. 

Auch die Ansprüche an die Wohnung sind dann häufig dementsprechend hoch, alles soll so schön wie möglich sein. Unter anderem glauben viele Eltern deshalb, dass ein fertig eingerichtetes, perfekt hergerichtetes Baby-/Kinderzimmer unbedingt dazugehört. Damit sich die Kleinen vom ersten Tag an wohlfühlen können. 

Sicher ein schöner Gedanke, der allerdings mit dem einen oder anderen „Aber“ verbunden ist:

  1. Ganz gleich, wie sorgfältig geplant der Umzug ist, ganz gleich, wie viele Helfer bereitstehen, um eine schwangere Mutter, die tunlichst nichts schleppen sollte, zu ersetzen: Jeder Umzug in eine neue Heimstätte ist mit einer Menge Arbeit und Stress verbunden, eine Renovierung kann noch dazu ein Gesundheitsrisiko insbesondere für Mutter und Kind darstellen. Ganz reibungslos geht eine solche Aktion nie vonstatten und wird so leicht zu einer Belastung, die in der Vorbereitung auf die Geburt womöglich besser vermieden werden sollte.
  2. Ungeachtet dieser Problematik stellt sich die Frage, wie sehr das neue Familienmitglied wirklich ein eigenes Zimmer braucht. Was es nämlich tatsächlich braucht, ist die Grundausstattung mit Beistellbett, Wickelbett und Kleidung. Alles andere ist wenigstens in den ersten Monaten uninteressant. Das betrifft nicht nur die Einrichtung, sondern das Kinderzimmer an sich, denn wie viel Zeit wird ein Säugling dort wohl verbringen? Was davon überhaupt wahrnehmen? Spannend wird es erst mit dem Umzug vom Beistell- ins richtige Kinderbett, das eben häufig im eigenen Zimmer steht.

So groß der Wunsch daher auch sein mag, möglichst frühzeitig das Zuhause für den Nachwuchs vorzubereiten, es hat höchstwahrscheinlich noch etwas Zeit, um damit wirklich zu beginnen. Bis die Kleinen soweit sind, dass ein eigenes Zimmer für sie wirklich sinnvoll ist, und sei es nur, damit das Wohnzimmer zumindest gelegentlich auch als solches zu erkennen ist und nicht von Spielzeug beherrscht wird, dauert es in jedem Fall noch eine Weile.

Malarbeiten
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Fehler #2: Zu viel Farbe, zu wenig Farbe

Bei der farblichen Gestaltung des Kinderzimmers, wenn sie denn endlich ansteht, bewegen sich Eltern gerne zwischen zwei Extremen, die beide vermieden werden sollten. Fehlannahme Nummer 1: Kinder lieben Farbe, also darf das Zimmer auch schön bunt werden. Gerne auch mit den typischen geschlechtsspezifischen Schwerpunkten, was dann bei Mädchen gerne Pinktöne in verschiedensten Abstufungen bedeutet. Ebenfalls nicht unproblematisch: Möglichst alle Lieblingsfarben der Kleinen an den Wänden unterbringen. Da die Vorlieben bei Kindern schnell wechseln können, ist Farbchaos quasi vorprogrammiert.

Umgekehrt sollte das Kinderzimmer auch nicht nach Erwachsenenmaßstäben gestaltet werden. Zwar ist schlichtes Weiß mit minimalen und gedeckten Farbakzenten gerade sehr angesagt, für Kinder kann eine solche Umgebung aber eher trist erscheinen. Das gilt vor allem für strahlend weiße Wände, die erst einmal keine Wärme ausstrahlen.

Ideal ist daher ein gesunder Mittelweg. Farbe ist super, sie sollte aber den Raum nicht beherrschen und stattdessen eine möglichst positive Wirkung auf das Kind haben. Gedeckte Farbtöne ermöglichen genau diesen Spagat, sorgen für Wohlfühlatmosphäre ohne dabei zu knallig zu wirken. Ähnliches gilt übrigens für Tapeten. Für das Kinderzimmer ist die Versuchung groß, zu Motivtapeten zu greifen, was grundsätzlich nicht verkehrt ist. Zu unruhig sollte das Kinderzimmer allerdings dadurch nicht werden, immerhin ist es ja nicht nur ein Raum, um sich auszutoben, sondern auch um zu ruhen.

 

Fehler #3: Zu hell, zu dunkel

Lichtdurchflutete Räume finden nicht nur Eltern gut, auch für die Kleinen ist es wichtig, ausreichend Tageslicht in ihrem Zimmer zu bekommen. Am Anfang, weil das Auge noch nicht vollständig entwickelt ist und zu viel Zeit in zu dunklen Räumlichkeiten schon in ganz jungen Jahren den Grundstein für eine Fehlsichtigkeit legen kann (wovor am besten aber immer noch das Spielen im Freien vorbeugt). Später verhält es sich mit dem Thema Helligkeit im Kinderzimmer nur wenig anders, wie mit der Lichtversorgung am Arbeitsplatz, angenehme Lichtverhältnisse mit möglichst viel natürlichem Licht sind daher zu bevorzugen.

Helle Räume könnten allerdings zu der falschen Schlussfolgerung führen, auf eine ausreichende Beleuchtung zu verzichten, die alle an sie gestellten Anforderungen erfüllt. Mit einer Deckenlampe ist es deshalb bei Weitem nicht getan, denn Lampen sorgen im Kinderzimmer, ganz so wie im Wohnzimmer der Eltern, auch für das nötige Maß an Gemütlichkeit, um sich dort richtig wohlzufühlen. Das bei allem, was das Kind in seinem Zimmer so treibt.

Dazu gehört aber unter anderem das Schlafen, was bei den kleineren Schützlingen den Mittagsschlaf miteinschließt. In diesem Fall ist ein heller Raum nicht gerade ein Vorteil, spätestens in den Sommermonaten mit viel Sonnenlicht und langen Tagen kann das sogar, bezogen auf den Schlaf der Kinder, als nachteilig erweisen. Wer also Licht sagt, muss auch Verdunkelung sagen. Vorhänge allein sind da häufig nicht ausreichend und sollten die üblichen Rollläden oder Jalousien fehlen, ist es sinnvoll, an dieser Stelle nachzurüsten. 

Lesefreuden
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Fehler #4: Zu starre Strukturen

Das Problem des Erwachsenenmaßstabs wiederholt sich auch gerne bei der Zusammenstellung der Einrichtung. Heißt also, dass alle Möbel ihren festen Platz haben, aus dem sich ein stimmiges Gesamtbild ergeben soll. Ein solches Konzept lässt sich im Kinderzimmer allerdings nur bedingt, wenn überhaupt, durchsetzen. Was nicht allein am, verständlicherweise, fehlenden Vorstellungsvermögen der Kinder liegt, warum genau die Möbel, die sie täglich nutzen, unbedingt einem bestimmten Stil folgen müssen:

  • Zum einen wachsen die Ansprüche an die Kindermöbel mit dem Kind und das bedeutet: recht schnell. Häufigere Veränderungen des Mobiliars und seines Arrangements sind daher abzusehen. Allerdings lässt sich hier bis zu einem gewissen Alter vorbeugen, denn es gibt durchaus „mitwachsende“ Kindermöbel.
  • Zum anderen ist ein Kinderzimmer ein Multifunktionsraum, der einige Flexibilität erfordert. Was unter anderem heißt, dass Kindern die Möglichkeiten offenstehen sollten, ihren Raum auch ganz nach ihren Wünschen nutzen zu können, um sich zu verstecken, um Rollenspiele zu spielen, um kreativ zu sein, zu kuscheln und zu ruhen. Gut möglich, dass dabei jedes noch so durchdachte (erwachsene) Raumkonzept gelegentlich die eine oder andere Umgestaltung erfährt.

Um das Thema Wandgestaltung noch einmal kurz aufzugreifen, die kann auch ein wenig „Flexibilität“ vertragen und zwar in dem Sinne, dass sie nicht zu festgelegt ist. Das gilt besonders für die Gestaltung mit aktuellen „Helden“ der Kinder. Für die Kleineren ist Bob der Baumeister vielleicht noch der Größte, ein Vorschulkind lacht darüber aber nur noch und wendet sich womöglich dem Star Wars-Universum zu und den Disney-Prinzessinnen. 

So oder so, die Vorlieben in dieser Hinsicht haben selten übermäßig lange Bestand, ein „Frozen“-Themenraum oder eine Sam der Feuerwehrmann-Themenwelt sind deshalb unter Umständen nur kurze Zeit interessant. Dann erinnern sie die jungen Bewohner nur noch daran, dass sie eigentlich immer noch kleine Kinder sind, auch wenn sie längst versuchen, erwachsener zu sein.

„Kinder“zimmer ernstnehmen

Abschließend bleibt eigentlich nur noch einmal der Rat, der bereits eingangs gegeben wurde: Beim Kinderzimmer steht das Kind im Mittelpunkt, die elterlichen Vorstellungen vom Wohnen lassen sich in allen anderen Räumen umsetzen, hier aber nicht. 

Wer es schafft, die geschilderten Fehler zu vermeiden, ist auf dem besten Weg, ein wirklich kindgerechtes Zimmer zu schaffen. Immer wieder aufs Neue. Wenn sich die Bedürfnisse verändern, muss sich eben auch das Zimmer mit seiner Einrichtung verändern. Dabei hilft nichts besser, als sein Kind genau zu beobachten und ihm zuzuhören und selbstverständlich ein bisschen Geduld für die Umbau- und Renovierungsarbeiten.

 

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