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Das Kindchenschema – ein Trick der Natur, der das Überleben von Babies sichert

Große Augen, runde Gesichter und ein unschuldiger Gesichtsausdruck – das bringt fast alle Erwachsenen zum Schmelzen. Das sogenannte Kindchenschema, so wird die spezielle „Optik“ von Babys und Kleinkindern, aber auch Tierkindern bezeichnet, sieht nicht nur süß aus, sondern hat auch eine wichtige biologische Funktion. Sie sichert Kindern das Überleben.

Der Begriff Kindchenschema stammt aus den 1940er Jahren und stammt von Konrad Lorenz. Er bezeichnete damit die ganz charakteristischen Gesichtszüge und Kopfformen und die besonderen Proportionen von Kleinkindern. Deren Anblick löst beim Menschen einen ganz speziellen Mechanismus aus.

 

Charakteristika des Kindchenschemas

Der österreichische Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat verschiedene Merkmale benannt, die optisch zum kindlichen Entwicklungsstand gehören und bei Erwachsenen ganz bestimmte positive Gefühlsreaktionen auslösen, nämlich Zuwendung und Pflegeverhalten. Im Einzelnen handelt es sich dabei um folgende Punkte:

  • Im Vergleich zum Körper großer Kopf mit ausgeprägten Wölbungen an Stirn und Hinterkopf
  • Große Augen, die tief angeordnet sind
  • Kleiner Nasen- und Kinnbereich
  • Kurze Arme und Beine
  • Unbeholfene Bewegungen

Zu den körperlichen und optisch sichtbaren Merkmalen gehören auch ganz charakteristische Verhaltensweisen, die schon Säuglinge mitbringen. Eines der wichtigsten ist das erste Lächeln, mit dem ein Baby den ersten Schritt tut, um aktiv auf andere Menschen zuzugehen. Aber auch sehnsüchtig ausgestreckte Arme lassen Erwachsene wie Butter dahinschmelzen.

Wichtig fürs Überleben

Babys sind darauf angewiesen, dass sich jemand um sie kümmert, ansonsten sterben sie. Das Kindchenschema sorgt dafür, dass bei den Eltern und anderen Erwachsenen der Pflegeinstinkt erwacht. Außerdem werden beim bloßen Anblick Beschützerinstinkt und Fürsorgeverhalten entwickelt. So ist aus evolutionsbiologischer Sicht die Versorgung des Babys gesichert. Es wird nicht vernachlässigt und vergessen. Nachgewiesen wurde dieser Effekt in verschiedenen Verhaltensstudien. Die Grundlage für die Wirkung des Kindchenschemas liegt unter anderem in der Gehirnregion, in der das Belohnungszentrum angesiedelt ist. Glückshormone werden frei und alle Eltern kennen den Effekt, dass der Anblick eines strahlenden und pausbäckigen Kindergesichts uns regelrecht „high“ macht.

Auf wen wirkt das Kindchenschema besonders stark?

In Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass Frauen im Alter zwischen 19 und 26 Jahren besonders stark auf das Kindchenschema reagieren. Männer und Frauen, die die Wechseljahre bereits hinter sich haben, reagieren dagegen weit weniger stark. Hormone sind laut Wissenschaftler die Erklärung für dieses Phänomen. Je höher der Östrogen- und Progesteronspiegel ist, umso mehr sprechen Frauen auf die Niedlichkeit an. Das ergibt Sinn: Denn damit stellt die Natur sicher, dass Frauen sich auch gerne und zuverlässig um ihre Kinder kümmern.