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Schön, schöner, mein Kind

Warum halten Eltern ausgerechnet ihr Kind für das Schönste der Welt? Natürlich ist es klein und niedlich aber ist es wirklich das tollste, beste und schönste Baby der Welt? Für die Eltern immer. Und auch, wenn ganz objektiv gesehen wirklich alle Kleinen niedlich sind: Das besondere Empfinden von Eltern für ihre Kinde ist natürlich und in psychologischen Tests belegt. Unsere Zuneigung zu Kleinkindern verläuft nach einem altbekannten Schema und rührt aus der Anregung bestimmter Hirnregionen her.

PEKiP, Babyschwimmen, Krabbelgruppe - frischgebackene Eltern treffen sich in den ersten Monaten nach der Geburt Ihrer Kinder regelmäßig, um die Kleinen in Eltern-Kind-Kursen zu fördern, zu fordern und sich mit anderen Eltern auszutauschen. Da kommt es schon mal vor, dass man ganz automatisch Vergleiche zwischen sich, seinem Kind und anderen und deren Kindern anstellt. Wie gehen andere Eltern mit ihren Babys um? Wie weit sind andere Babys entwickelt? Und vor allem: Wie sehen die anderen Babys aus?

 

„Mein Baby ist das Schönste!“ - natürlich

Man soll ja nicht nur nach Äußerlichkeiten gehen, aber viele Eltern ziehen insgeheim Vergleiche, bei denen das eigene Kind grundsätzlich am besten abschneidet. Ob beim PEKiP, wenn Freunde mit Kind zu Besuch sind oder sogar wenn die eigenen Cousinen und Cousins auftauchen: „Mein Kind ist das Schönste!“. Natürlich finden Eltern das eigene Kind am schönsten, denn dafür gibt es Instinkte, die tief in uns verwurzelt sind.

Man findet das eigene Kind um ein Vielfaches schöner als andere. Dafür gibt es zwei Faktoren. Der erste Ansatz ist das Schema einer Reaktion Erwachsener, wenn sie Kinder betrachten. Das Kindchenschema, ein ebenso bekanntes wie natürlich nützliches Verhaltensmuster von Erwachsenen, das angeregt wird, wenn wir Kindergesichter anschauen. Konrad Lorenz, österreichischer Zoologe und Vertreter der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung, prägte den Begriff des Kindchenschemas im Jahre 1943.

„Mein Baby ist das Schönste!“ – aber warum?

Die Theorie besagt, dass die typischen Gesichtsformen der Jungen auf die Alten bestimmte Schlüsselreize auslösen. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere und sorgt im Wesentlichen dafür, dass Eltern instinktiv fürsorglich sind und ihre Kinder pflegen, füttern und unglaublich süß finden. All diese Gefühle lösen die niedlichen kindlichen Proportionen des Nachwuchses aus: Kleinkinder haben einen großen Kopf, große, runde „Kulleraugen“, eine kleine „Stupsnase“, runde rötliche „Pausbäckchen“ und eine weiche, flaumige Haut.

Der Blick auf all diese prominenten Merkmale eines Kindergesichts reicht, um die Älteren ins Schwärmen geraten zu lassen. Ganz natürlich und automatisch stellt sich Fürsorge ein, man will sich kümmern, beschützen und versorgen. Durch die Reaktionen im Hirn wird im ursprünglichen Sinne gewährleistet, dass Eltern ihre Kinder versorgen, der Nachwuchs überlebt und der Erhalt der Rasse gesichert ist. Letzterem Zweck dient das heute zwar nur noch im Reich der Tiere, aber die fürsorglichen Reaktionen der Erwachsenen kommen auch Menschenkindern sehr zu Gute.

Am stärksten sind diese Reaktionen auf Kinder natürlich bei den eigenen Eltern. Warum finden Eltern ihre Kinder am Schönsten? Während einer Untersuchung des University College in London, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „NeuroImage“ veröffentlicht wurden, regt der Anblick des eigenen Kindes Mütter ganz besonders an.
Die Forscher haben jungen Müttern Fotos von 20 verschiedenen Kindern gezeigt, darunter auch das des eigenen Kindes und die Hirnaktivitäten mittels Magnetresonanztomografie gemessen. Das Ergebnis: Beim Betrachten des eigenen Zöglings wurde der Nucleus accumbens besonders angeregt. Das ist die Hirnregion, die als Belohnungszentrum bezeichnet wird und normalerweise dann arbeitet, wenn Menschen verliebt sind.
Die romantische Reaktion: Die Gehirne der Eltern schalten beim Anblick des eigenen Kindes völlig auf Durchzug. Die Bereiche, die für kritische Bewertung zuständig sind, werden ausgeblendet und das reine Wohlwollen ist das Ergebnis. Wir grinsen, legen die Köpfe schief, streicheln, knutschen und lieben das Kind. Prima gemacht, Mutter Natur!

Eltern sind also blind vor Liebe. Jedoch müssen Sie ab sofort Ihr Kind nicht vor anderen Eltern verstecken. Das Kindchenschema greift auch unabhängig von Verwandtschaftsverhältnissen und schließlich finden wir ja auch kleine Tiere niedlich – auch das ist das Kindchenschema. Also: Keine Angst vor der Reaktion anderer Eltern. Oder gehen Sie auf andere Eltern zu und sagen „Mein Baby ist das Schönste!“?
Dieses Urteil fällen Eltern nicht gegen andere Kinder, sondern für das eigene Kind – und das ist gut und natürlich so!

Zum Weiterlesen:

www.welt.de/wissenschaft/article913063/Niedlich_ist_was_uns_aehnelt.html

www.focus.de/gesundheit/baby/news/hirnforschung-kindchenschema-wirkt-wie-kokain_aid_404919.html

www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,628330,00.html