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Fremdeln – Ihr Kind entwickelt sich

Das Fremdeln, eine Phase, die etwa um den achten Lebensmonat auftritt, ist für Eltern wie auch das Umfeld oft irritierend. Das so zutrauliche Baby wird plötzlich sehr wählerisch, bei wem es Nähe zulässt und selbst Papa wird manchmal wie ein Wildfremder behandelt. In Wirklichkeit zeigt diese Phase jedoch, dass Ihr Baby wächst und gedeiht.

Aus dem selig lächelnden Baby wird plötzlich ein wählerischer Skeptiker, der nur noch die nächsten Vertrauten an sich heranlässt. Dies zeigt, dass Ihr Kind etwas Wichtiges gelernt hat: Es kann vertraute von weniger vertrauten oder fremden Personen unterscheiden. Dies ist ein wichtiger Entwicklungsschritt - und auf keinen Fall ein Indiz für übermäßiges Verwöhnen oder falsche Erziehung.
 

 

Fremdeln oder die Achtmonatsangst

Da die Fremdelphase meist mit etwa acht Monaten eintritt, hat sich der Begriff der Achtmonatsangst entwickelt. Das Baby zeigt – mitunter von einem Tag auf den anderen – plötzlich gänzlich andere Verhaltensweisen gegenüber „Fremden“. Alle, die nicht zum unmittelbaren und nächsten Umfeld des Kindes gehören, werden misstrauisch beäugt. Nimmt Oma (die dreimal die Woche kommt) ihren Enkel auf den Arm, wird das mitunter mit lautem Geschrei quittiert. Teilweise beginnt die Abwehrhaltung bereits schon dann, wenn Oma Ihrem Enkel nur zulächelt oder ihn ansieht.

Für die Betroffenen ist dies anfangs meist recht verstörend und wirkt auch ein bisschen wie eine persönliche Beleidigung – dies ist es allerdings keinesfalls. Als Eltern und auch als Oma, Opa, Onkel oder Tante sollten Sie stolz auf den Sprössling sein, denn in seinem Gehirn ist nun die Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung deutlich ausgeprägt. Gleichzeitig hat das Fremdeln auch eine wichtige Schutzfunktion. Das Baby lässt sich nun längst nicht mehr so widerstandslos „wegklauen“ wie das in früheren Monaten der Fall gewesen wäre. Außerdem sichert es, dass das Krabbelkind sich nie aus Sichtweite von Mama, Papa oder einer anderen engen Bezugsperson bewegt.
 

Fremdeln heißt auch neugierig sein

Die Fremdelphase wird oft fast ausschließlich mit Angst vor scheinbar fremden Personen assoziiert. Aber sie ist auch noch etwas anderes, nämlich Neugier. Fühlt das Kind sich sicher – zum Beispiel auf Mamas Arm – wird es immer wieder zu der Person hinschauen, sie genau beobachten und nach einer Zeit auch Kontakt aufnehmen. Oft dauert dies nur wenige Minuten und schließlich streckt das Kind sogar strahlend die Arme aus und möchte selbst auf Omas Arm. Je mehr die Erwachsenen dem Kind das eigene Tempo überlassen und ihm Schutz und Sicherheit gewähren, solange es dies braucht, umso schneller wird es sich auf mehr einlassen können. Meist läuft dann auch die Fremdelphase weit weniger dramatisch und intensiv ab.

 

Ihr Kind braucht volle Rückendeckung

Die aufregende Fremdelphase übersteht Ihr Kind umso schneller und leichter, je mehr Rückendeckung es von Ihnen erhält. Ausgesprochen wichtig: Üben Sie keinen Zwang aus! Wenn Ihr Kind nicht zu einer anderen Person will, dann muss es auch nicht. Andernfalls könnte Ihr Kind das Vertrauen in Sie verlieren. Nehmen Sie Ihr Kind mit seinen Ängsten ernst und machen Sie es nicht lächerlich vor anderen. Selbst die Kleinsten spüren bereits sehr deutlich, wenn Eltern ihnen „in den Rücken fallen“. Ist Ihr Kind bereits auf dem Arm einer fremden Person gelandet, dann holen Sie es sich zurück, sobald Sie sein Unwohlsein spüren oder sehen. Deutliches Zeichen ist – noch vor dem Schreien – ein Versteifen des ganzen Körpers.

Erklären Sie den Betroffenen, was Ihr Kind gerade durchmacht. Gerade engagierte Großeltern sind oft beleidigt und verständnislos. Bitten Sie um etwas Geduld und haben Sie vor allem keine Schuldgefühle. Vielmehr sollten Sie sich und andere damit beruhigen, dass auch dies nur eine Phase im Leben Ihres Kindes ist, die früher oder später wieder vorbeigeht. Meist genauso plötzlich wie sie begonnen hat.