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Kinderängste ernst nehmen – jede Angst hat ihren Grund

Kinder sind wissbegierig und neugierig, sie werden in den unterschiedlichen Lebensphasen aber auch immer wieder von Ängsten geplagt. „Du brauchst doch keine Angst haben“ ist ein Spruch, den Kinder oft viel zu häufig hören. Eltern wissen meist nicht, was sie damit anrichten können.

Im ersten Lebensjahr ist es die Angst vorm Alleinsein und vor Fremden, später kommen Alpträume und die Angst vor der Dunkelheit und dem Monster unterm Bett hinzu. Ängste begleiten uns das ganze Leben, wichtig ist es, Kinderängste ernst zu nehmen, ohne sie zu schüren. Wie diese Gratwanderung gelingt, möchten wir im folgenden erklären.

 

Das Wesen der Angst

Die Angst hat viele Definitionen, vor allem hat sie kein bestimmtes Ziel – ganz im Gegensatz zur Furcht. Angst ist ein diffuses Gefühl und gerade das macht sie oft so bedrohlich. Nicht umsonst gibt es den Zustand der „Angst vor der Angst“. In der Psychoanalyse wird die Angst als äußeres Resultat eines inneren Konfliktes angesehen. Behavioristische Theorien sehen Angst als erlernte Reaktion und in den kognitiven Lehren wird die Bewertung einer Situation oder eines Objektes als Ursprung der Angst angesehen. Welche Definition über den Ursprung der Angst man immer auch annimmt, das Ergebnis ist das Gleiche: Ein Gefühl, das lähmt und so bedrohlich wirkt wie kaum etwas anderes. Kleinkinder, die sich noch nicht mit Logik und Bewusstsein über die Angst hinwegretten können, empfinden dieses Gefühl als absolut und lebensbedrohlich und brauchen in einer angstbesetzten Situation Schutz und Trost.

 

Jede Kinderangst hat ihren Ursprung

Oft ist es für uns Erwachsene überhaupt nicht ersichtlich, warum unser Kind Angst hat: Vor einer Person, einem Tier, dem Schatten hinter der Tür oder dem einsamen Gang zur Toilette. Es gibt ja keinen objektiven Grund dafür. Aus dieser – sehr erwachsenen – Haltung heraus hören unsere Kinder deshalb immer wieder „Du brauchst doch keine Angst haben!“ oder schlimmer noch „Stell Dich nicht so an!“ oder „Sei doch nicht so ein Angsthase!“. Dabei vergessen Eltern, dass es zwar keinen für sie sichtbaren Grund gibt, für das Kind aber sehr wohl. Und genau darum geht es in diesem Moment. Nicht um unsere kopfgesteuerte Analyse einer Situation, sondern um die Gefühlswelt des Kindes, die für es in diesem Augenblick absolut real ist. Kinder verarbeiten Situationen anders als wir Erwachsene und sie sehen die Welt anders. Da kann die Brille der freundlich-lächelnden Frau zu gruseligen Zusatzaugen werden und auf dem Weg zur Toilette lauern Füchse, Wölfe oder andere Tiere auf das vorbeischleichende Kind. Auch wenn wir zu wissen glauben, was real ist oder nicht – für das Kind ist das in diesem Augenblick die Welt.

 

„Du musst doch keine Angst haben!“

Hört ein Kind diesen oder ähnliche Sätze, dann wirkt das selten beruhigend, denn Angst bei Angst hat man kein Wahl – man hat sie. Es gibt keine Entscheidungsmöglichkeit für ein Gefühl, denn Gefühle sind da, wenn sie da sind. Aber etwas anderes passiert jedes Mal: Das Kind hört diesen oder einen ähnlichen Satz und versteht folgendes: Ich fühle etwas Falsches, meine Gefühl sind nicht richtig, ich kann ihnen nicht trauen. Wer darüber kurz nachdenkt, wird sich schnell darüber im Klaren sein, was dies für Auswirkungen hat. Nicht nur das Gefühl der Angst, sondern auch alle anderen Gefühle des Kindes und späteren Erwachsenen werden angezweifelt – der Mensch kann seinen Gefühlen und damit sich selbst nicht vertrauen. Im schlimmsten Fall kann sich aus der ständigen Negierung des Angstgefühls durch die Eltern sogar eine Störung entwickeln: So wird über die Angst (und auch über andere Gefühle) ständig gegrübelt: Ist sie berechtigt oder nicht? Der Angst wird ein hohes Maß an Aufmerksamkeit geschenkt und das kann sie zusätzlich noch verstärken, soweit, bis eine echte Angststörung vorliegt.

 

Tipps gegen die Angst

Kinderängste
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Angst ist Teil unseres Lebens und vor allem auch der kindlichen Entwicklung. Sie sollte angenommen, aber nicht überbewertet werden, Kindern sollte man Wege zeigen, mit Ängsten umzugehen und ihnen vor allem immer wieder versichern: Ich sehe und respektiere Deine Angst und bin für Dich da, um Dich zu schützen und zu trösten. Wenn Ihr Zweijähriger also nächstes Mal ängstlich und weinend auf ihren Schoß flüchtet, weil er sich vor dem Monster unterm Bett fürchtet, dann ersparen Sie sich den Spruch, der ihnen auf den Lippen liegt. Halten Sie ihn und wenn er sich beruhigt hat, gehen Sie mit ihm los, nach dem Monster gucken – am besten mit einer Taschenlampe. Hat Ihr Kind Angst vor Blitz und Donner, spenden Sie ebenfalls Schutz und erklären Sie ihm den Grund für den Krach oben am Himmel.

Eines sollten Sie auf jeden Fall beherzigen: Nutzen Sie die Angst niemals als Mittel der Erziehung. Wer Kinderängste auch noch schürt, handelt grausam und unverantwortlich und kann großen Schaden in der Kinderseele anrichten. Sie zerstören damit das Vertrauen, das Ihr Kind in Sie setzt.