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Ganz ohne Bestechung geht es nicht – Deals mit dem eigenen Kind

Kinder zu erpressen oder zu bestechen geht gar nicht – das propagieren Erziehungsexperten schon seit Jahren. Alle halbwegs aufgeklärten Eltern wissen, dass es pädagogisch nicht sinnvoll ist und vor allem auch nichts nützt, dem Kind das Fernsehen zu verbieten, wenn es den Müll nicht runtergebracht hat oder frech war. Doch ganz ehrlich: So ganz ohne Bestechung und Erpressung kommt so gut wie kein Elternteil aus.

Wir wollen hier ein wenig das schlechte Gewissen nehmen, wenn Sie doch einmal zu „unlauteren“ Mitteln gegriffen haben, um Ihr Kind gefügig zu machen und den Alltag zu erleichtern. Wir möchten aber auch noch einmal ganz deutlich sagen, warum Erpressung und Bestechung als Erziehungsstil sehr negative Auswirkungen auf die Persönlichkeit des Kindes haben können.

 

Wann fangen Erpressung und Bestechung an?

Da wo Konsequenzen aufhören. Grenzen zu setzen und konsequent zu sein, ist ein wichtiges Erziehungsmittel, der Übergang zu Erpressung und Bestechung besteht aus einem schmalen Grat. Deutlich wird das an einem Beispiel:

„Wenn Du jetzt nicht sofort Dein Zimmer aufräumst, dann gehen wir morgen nicht zum Fußballspiel“ Das ist Erpressung, ganz eindeutig. Formuliert man diesen Satz so:

„Wenn Du jetzt nicht Dein Zimmer aufräumst, dann kannst Du später auch nicht zum Fußballspielen, da wir verabredet haben, dass dies zuerst erledigt wird“, wird daraus eine Konsequenz, die das Kind für sein Handeln zu tragen hat.

Auf den ersten Blick scheint das vielleicht Wortklauberei zu sein, auf den zweiten vermittelt es ein Lebens- und Erziehungsprinzip: Du bist verantwortlich für das, was mit Dir geschieht (natürlich nur soweit, wie Kinder das überblicken können!) und hast Dein Wohlergehen selbst in der Hand. Eine wichtige Lektion, die dem Kind in seinem späteren Leben noch sehr viel nützen wird.

Emotionale Erpressung – absolut tabu

Was definitiv nicht geht, ist die emotionale Erpressung in Form von Liebesentzug. „Wenn Du Deine Hausaufgaben nicht machst, hab ich Dich nicht mehr lieb“. Emotionale Erpressung löst beim Kind und beim Erwachsenen, der einmal aus ihm wird, starke Schäden aus, die bis zur Bindungsunfähigkeit reichen können. Aber auch hier gibt es Grenzen – es ist absolut in Ordnung, zu sagen, dass das Verhalten des Kindes einen wütend oder traurig macht, aber man sollte vermeiden, dem Kind Schuldgefühle zu übertragen oder eben die Konsequenz androhen, dass man es aufgrund seines Verhaltens nicht mehr liebt. Bei Kindern löst solches Verhalten große Selbstzweifel aus, das Selbstbewusstsein leidet. Aus dem Gefühl heraus, nicht mehr geliebt zu werden, weil man so ist, wie man ist, können Kinder einen regelrechten Selbsthass entwickeln.

Was ist für mich drin?

Kinder, die oft durch Erpressung oder auch Bestechung dazu gebracht werden, bestimmte Dinge zu tun oder zu lassen, entwickeln ein ausgesprochen materielles Weltbild und fokussieren sich auf ihren persönlichen Vorteil. „Was ist für mich drin?“ tritt dabei an die Stelle von „Wem tue ich damit etwas Gutes?“ Kinder, die das Prinzip Belohnung gegen Leistung verinnerlicht haben, verlernen, Dinge einfach nur für sich selbst oder für andere zu tun, weil sie schön sind, weil sie Spaß machen oder weil sich jemand das einfach so wünscht.

Komm, wir machen einen Deal – manchmal ist Bestechung doch verzeihlich

Gelegentlich müssen und wollen wir alle Kompromisse machen, vor allem in der Kindererziehung. Ein Kind, das mal mit einem Eis oder einer Zeitschrift „bestochen“ wird, damit es noch eine viertel Stunde länger brav im Biergarten mit sitzen bleibt, wird sicher keinen dauerhaften Schaden erleiden, auch ein „Ausrutscher“ seitens der Eltern, der in eine Erpressung ausartet, richtet noch keinen wirklichen Schaden an. Sparen Sie sich diese Tricks für besondere Fälle auf, dann wird Ihr Kind sich über die Vergünstigung freuen, dieses Verfahren aber nicht als übliches Erziehungsmittel ansehen. Ein weiterer großer Vorteil, den Sie haben, wenn Sie die Bestechung nur sehr sparsam einsetzen: sie wirkt!

Eltern machen Fehler und handeln manchmal wider besseren Wissens, weil es gerade so einfacher ist. Das ist nicht schlimm. Wichtig ist vor allem eins: Als Eltern dürfen Sie Zuneigung nicht durch Geschenke und Missbilligung nicht durch Liebesentzug oder materielle Strafen ersetzen. Ein Kind will und muss geliebt werden, für das, was es ist, um glücklich aufwachsen zu können.