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Kinder und die Religion - Die Gretchenfrage

Wann waren Sie zuletzt in der Kirche? Es gibt viele Eltern, die selbst nicht gläubig sind, diese Einstellung strikt verfolgen oder auch nur noch zu bestimmten Anlässen die Kirche besuchen. Aber was ist mit den Kindern? Inwieweit sollten Eltern, die selbst nicht gläubig sind, ihre Kinder an Gott, Glauben und Kirche heranführen?

Für Eltern, die nicht gläubig sind, gibt es in Bezug auf die Kinder verschiedene Handlungsvarianten. Gott und die Kirche können solange ignoriert werden, bis das Kind von außen damit konfrontiert wird oder aber die Eltern vermitteln die Inhalte der christlichen Lehre zumindest in Grundzügen, damit das Kind frühzeitig eine Entscheidungsgrundlage für oder gegen den christlichen Glauben hat.

 

Taufe ja oder nein?

Auch hier entscheiden Eltern unterschiedlich. Es gibt viele Familien, in denen die Kinder getauft werden, „weil das einfach schon immer so war“. In einigen Teilen Deutschlands, besonders in den neuen Bundesländern, sind dagegen im Vergleich relativ wenige Kinder getauft, da dies in DDR-Zeiten nicht üblich war. Eltern, die sich bewusst gegen den christlichen Glauben entschieden haben, verzichten meist auf die Taufe, da sie ein bloßes Lippenbekenntnis wäre. Die Entscheidung für oder gegen Gott und die Kirche können die Kinder dann später treffen, denn eine Taufe ist in jedem Alter möglich. Allerdings ist sie Grundbedingung dafür, dass ein Kind später konfirmiert wird oder die Kommunion erhält.

Glauben vermitteln

Nicht-christliche Eltern, die den Wunsch haben, ihrem Kind etwas über Gott und den christlichen Glauben mitzuteilen, haben schnell ein Problem. Denn wie spricht man über etwas, an das man selbst nicht glaubt, ohne abwertend zu wirken. Zum Teil erfolgt die Vermittlung in den Schulen, wobei die Bundesländer verschiedene Regelungen haben: In Bayern und Baden-Württemberg ist der Religionsunterricht obligatorisch, in anderen Bundesländern wird er außerschulisch geregelt. Den Unterricht halten oft Pfarrer, manchmal aber auch reguläre Religionslehrer ab. Im Unterricht werden die Grundlagen der christlichen Religion vermittelt, aber der Glaube an sich ist etwas, das man nicht lernen kann. Jeder muß Glauben für sich selbst finden. Kinder, die den Religionsunterricht besuchen, haben trotzdem viele Fragen, zum Beispiel, wie es sich anfühlt, an Gott zu glauben. Ob Gott über alle Menschen wacht und ob man mit Gott sprechen kann. Diesen Fragen müssen sich Eltern stellen - und es gibt es kein Rezept dafür, wie sie das tun. Allerdings spüren Kinder sehr deutlich, ob Eltern die Wahrheit sagen oder ihnen etwas vormachen. Darum kann der Rat nur sein zu versuchen, ehrlich, aber so wertfrei wie möglich über die eigenen Gedanken zu Gott, der Kirche und dem Christentum zu sprechen. Denn Ihr Kind sollte die Chance haben, sich ein eigenes Bild zu machen und ein eigenes Gefühl zu entwickeln.

Die zehn Gebote

Die christlichen Gebote an sich sind nützliche Lebensregeln, die für ein friedliches und rücksichtsvolles Miteinander sorgen. Die meisten Menschen leben ohnehin danach. Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst deinen nächsten lieben wie dich selbst, du sollst nicht stehlen – all das sind moralische Grundregeln unserer Gesellschaft, die in der Regel befolgt werden. Also braucht man den christlichen Glauben ohnehin nicht? Dies ist die große Frage, die jeder letztlich für sich selbst beantworten muss. Eine theoretische Vermittlung dieser Werte findet in einigen Bundesländern über alternative Fächer statt, die im Gegensatz zum Religionsunterricht wert- und dogmenfrei sind. Ein Beispiel dafür ist das Unterrichtsfach LER, das seit 1996 an brandenburgischen Schulen unterrichtet wird. Lebensgestaltung – Ethik – Religion ist ein weltanschaulich neutrales Fach, dass den Religionsunterricht zwar nicht ersetzen soll, den Schülern aber einen Einblick in wichtige kulturelle Themen, Glaubensfragen und unterschiedliche Wert- und Normvorstellungen geben soll.

Brauchen Kinder Gott?

Kinder suchen und brauchen Sicherheit, die sie in Ritualen und teilweise mythischen Vorstellungen finden. Der Gedanke an einen beschützenden Gott im Himmel ist für sie vor allem in der sogenannten magischen Phase keine Schwierigkeit. Sie erkennen die Macht Gottes an und fühlen sich sicher, wenn er da oben über sie wacht. Vor diesem Hintergrund kann der christliche Glaube ein Halt für Kinder sein. Sind die Eltern gläubig, dann wird dieser Halt den Kindern ganz selbstverständlich vermittelt, sind sie es nicht, wird sich das Kind andere Sicherheiten im Leben suchen – bevorzugt die, die ihm die Eltern durch ihre eigene Lebensweise vermitteln.

Wenn das Kind älter wird und sich von der Vorstellungswelt der Eltern abkoppelt und eigene Werte entwickelt, dann finden manchmal auch nicht-gläubig aufgewachsene Kinder den Weg zum christlichen Glauben. In diesem Fall sollten Sie Ihr Kind in seinem Weg unterstützen und ihm ermöglichen, die offiziellen Regularien wie Taufe, Kommunion oder Konfirmation, die für einen offiziellen Eintritt in die Kirche erforderlich sind, zu erhalten. Denn jedes Kind geht irgendwann seinen eigenen Weg.