Prominente im Vaterfreuden Interview – Hellmuth Karasek

Hellmuth Karasek, Jahrgang 1934, ist Journalist und Schriftsteller, Literatur- und Theaterkritiker. Mehr als 20 Jahre leitete er das Kulturresort des „Spiegel“. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er als Mitglied des „Literarischen Quartetts“ bekannt. Karasek erzählt im Interview mit Vaterfreuden von seinen Erfahrungen als Vater und diskutiert den Wandel der Vaterrolle.

Wie war Ihre spontane Reaktion, als Sie erfuhren, dass Sie Vater werden?


An die erste Reaktion kann ich mich nicht erinnern. Mir wurde ja mittlerweile  schon vier Mal gesagt, dass ich Vater werde. Aber ich weiß, dass ich mich immer wie verrückt gefreut habe. Es ist etwas Besonderes, ganz definitiv und jedes Mal eine Art neue Reise.

 


Wie alt waren Sie, als Sie zum ersten Mal Vater wurden? War das zu jung, zu alt oder genau richtig?


Landläufig wahrscheinlich zu alt. Aber ich denke, dass Vaterwerden in jeder Lebensphase anders erlebt und es einem immer etwas Neues gibt. Nur das Windelwechseln oder spielen mit Bauklötzen brauchte ich irgendwann nicht mehr. 

 


Waren sie bei der Geburt dabei? Wie war das?


Ja, das war für mich selbstverständlich und ich würde es jedem empfehlen. Es ist ein besonderer und nicht zu wiederholender Moment das eigene Kind in diesem, ersten Moment zu sehen.

 


Wie hat sich Ihre Partnerschaft verändert, seit Sie Kinder haben?


Man verändert sich ja bereits dadurch, dass man eben nicht mehr zu zweit lebt, nicht mehr nur auf die Bedürfnisse des Partners und der eigenen eingeht, sondern nun eben noch weitere Bedürfnisse bedenken muss. Ich denke, der Fokus verschiebt sich. Man lernt sich aber irgendwo auch besser kennen, denn man erlebt den Partner nun noch einmal in ganz neuen Situationen. 

 


Wer kümmert sich um die Kinder, wenn Sie arbeiten?


Das obliegt dann meiner Frau.

 


Was sind für Sie die typischen Väter-Aufgaben?


Eigentlich gibt es die für mich heute kaum noch. In den 50er Jahren waren das die Dinge, die man wahrscheinlich als Männeraufgaben angesehen hat. Also der Besuch im Fussballstadion oder das gemeinsame Autowaschen, eben solche Dinge. Heute hat sich das alles vermischt. Vielleicht sind Väter immer noch mehr für das Toben zuständig, aber für mich kommt das nicht mehr in Frage.  

 


Was können Väter besser als Mütter?


Aus meiner Sicht eigentlich überhaupt nichts. Vielleicht sind sie in manchen Situationen gelassener, wenn es um Dreck oder gefährliche Situationen geht, aber ich denke, das sind nur Details. Das meiste machen die Mütter weit besser.

 


Verfolgen Sie bestimmte Erziehungsgrundsätze? Welche Werte möchten Sie Ihrem Kind vermitteln?


Ich denke Respekt gegenüber anderen und Verständnis für andere Meinungen und Ansichten - ich denke, darauf läuft es hinaus. Weitere Theorien haben wir nicht angewendet. 

 


Welche Momente mit Ihren Kindern genießen Sie am meisten?


Wahrscheinlich die, wenn wir wirklich als Familie zusammen sind. Kein Rechner läuft, kein Telefon klingelt, niemand schnell wo hin muss. Die Momente, in denen man sich einfach umeinander kümmert.

 


Was wünschen Sie sich, dass Ihr Kind einmal über seine Erziehung sagt?


Hoffentlich, dass sie liebevoll war.

 

 

Was für ein Vaterbild hat Ihr Vater Ihnen vermittelt?


Sicherlich ein anderes, als ich nun vermitteln möchte. Ich stamme noch aus einer Zeit als Gehorsam und Respekt gegenüber den Eltern Naturrecht war. Daran ist natürlich nicht alles schlecht, aber es wurde eben damals auch noch mit der Hand oder dem Gürtel eingefordert.

 


Würden Sie sich freuen, wenn Ihr Kind in Ihre Fusstapfen treten würde?


Nein, wobei das nicht heißt, dass ich abrate, aber mir ist es weit wichtiger, dass jedes meiner Kinder seinen eigenen Weg geht. Das ist auch spannender für mich und hält mich wohl davon ab mich einzumischen.

 


Womit treiben Ihre Kinder Sie in den Wahnsinn?


In den Wahnsinn ist zuviel gesagt, aber ich bin kein digitaler Mensch. Ich schreibe per Hand und bin überhaupt ein Buch- und Papiermensch. Natürlich nehme ich damit in meiner Familie eine Sonderstellung ein und meine Kinder verstehen das auch nicht. Also, wenn die Rechner laufen, die Handys piepsen und überhaupt nur noch vom Internet die Rede ist, dann macht mich das manchmal wahnsinnig. Obwohl meine Frau mir ein Ipad gekauft hat, aber selbst da verliere ich mich gelegentlich. 

 


Was war Ihr schönster Vater-Moment? 


Da gibt es so viele, die kann ich hier unmöglich alle aufzählen. 

 


Was nervt sie am Vater-Sein?


Heute nichts mehr. Früher vielleicht das frühe Aufstehen bzw. das in der Nacht geweckt werden.