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Selbstständigkeit statt Elterntaxi - warum es Sinn macht, dass Kinder nicht immer von Eltern gefahren werden

Aus Angst, aus praktischen Gründen oder weil es scheinbar nicht anders geht, bringen viele Eltern Ihre Grundschulkinder Tag für Tag in die Schule, zum Fußballtraining oder zum Treffen mit dem besten Kumpel. Gut gemeint ist hier allerdings nicht unbedingt gut gemacht, denn Kinder, die im Elterntaxi transportiert werden, entgeht so einiges.

Die Unfallkassen der Länder informierten erst kürzlich darüber, dass Kinder, die morgens zu Fuß zur Schule gehen, deutlich besser und schneller lernen. Nach Aussagen der Kassen scheinen diese Kinder sogar räumliche Zusammenhänge besser begreifen zu können als die, die täglich mit dem Elterntaxi transportiert werden. Ein weiterer Aspekt ist die Bewegung an der frischen Luft, die die Kondition und die Abwehrkräfte stärkt.

 

Früher war alles anders – Schulwege gestern und heute

Wir erinnern uns – viele der heutigen Eltern haben ihren Schulweg ganz anders in Erinnerung. Da waren morgendliche Fußmärsche oder auch die zwanzigminütige Fahrradtour zur Schule eher die Regel als die Ausnahme. Im Laufe der Zeit hat sich hier vieles verändert. Ein Teil der Kinder fährt mit dem Bus, andere werden per Elterntaxi zur Schule gebracht und auch wieder abgeholt. In einer Ausgabe der Welt vom September 2006 wurden Zahlen genannt: Jedes vierte Grundschulkind wurde mit dem Auto der Eltern zur Schule gebracht. Diese Tendenz ist geblieben, die Gründe dafür sind vielfältig.

Elterntaxi – Gründe gibt es viele

Einige Eltern haben schlichtweg Angst um Ihr Kind: Sie befürchten, es könne im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder kommen oder sonst welchen Gefahren ausgesetzt sein, die heutzutage überall lauern. Natürlich besteht ein gewisses Risiko, wenn ein Grundschulkind sich allein im Straßenverkehr bewegt, dies ist aber nicht deutlich höher als an anderen Orten und die Tatsache bleibt bestehen, dass wir unsere Kinder unmöglich vor allen Gefahren dieser Welt schützen können. Üben Sie mit Ihrem Kind den Schulweg, bereiten Sie es so gut und gründlich wie möglich vor und vertrauen sie ihm. Neben den anderen Vorteilen, den der selbstständige Gang in die Schule hat, wird auch das Selbstbewusstsein Ihres Kindes deutlich gestärkt. Es darf und kann selbstständig sein und erfährt daraus eine enorme Stärkung der Selbstachtung.

Es ist aber doch so praktisch! Natürlich, wenn die Schule Ihres Kindes auf Ihrem Arbeitsweg liegt, bietet es sich an, das Kind zu bringen. Dennoch bleiben die genannten Aspekte bestehen: Wenn Ihr Kind selbstständig seinen Schulweg meistert – ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Bus – gewinnt es an Selbstvertrauen, hat die Möglichkeit, sich schon vor Unterrichtsbeginn mit seinen Freuden auszutauschen und gewinnt an Kondition durch mehr Bewegung. Also sollten Sie zusammen mit Ihrem Kind überlegen, ob und wie sich die Fahrt in die Schule anders regeln lässt.

Dies gilt auch für den dritten Fall – dass Ihr Kind ohne Elterntaxi nur schwer oder mit großen Einschränkungen zur Schule kommen könnte. Das betrifft häufig Familien, die auf dem Land leben. Oft fahren die Busse und Bahnen so ungünstig, dass fürs Kind lange Wartezeiten anstehen. Die lassen sich vermeiden, wenn das Elterntaxi fährt.

Der angstfreie Schulweg

Für alle Eltern, die Ihr Kind aus Sorge in die Schule bringen, ist Eigeninitiative angesagt. Gemeinsam ist der Schulweg sicherer. Schließen Sie sich doch mit anderen Eltern aus der Nähe zusammen und organisieren Sie einen gemeinsamen Treffpunkt für die Kinder. Dorthin können Sie auch mit dem Auto gebracht werden. Gemeinsam starten die Kinder dann zum Endspurt in die Schule. Das ermöglicht es auch schon jungen Kindern, zu Fuß und ohne Eltern in die Schule zu gelangen. Möchten Sie Ihr Kind partout nicht allein gehen lassen, dann fahren Sie wenigsten mit ihm zusammen mit dem Fahrrad. Sie können sicher sein, dass Ihr Kind gut ankommt und gönnen ihm und sich selbst die so wichtige körperliche Bewegung.

Leben auf dem Land – den Schulweg gemeinsam organisieren

Wer auf dem Land lebt und seinem Kind keine ewigen Busfahrten zumuten möchte, dem bleibt kaum etwas anderes als das Elterntaxi. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten, sich und den Kindern die Sache zu erleichtern und neue Inputs zu schaffen. Im eigenen Dorf oder in der näheren Umgebung gibt es sicher andere Familien in der gleichen Situation. Schließen Sie sich zusammen und wechseln Sie sich in Sachen Elterntaxi ab. Das spart Zeit und Kosten, ermöglichst Ihrem Kind zumindest die Kommunikation mit anderen Kindern vor Schulbeginn und schont außerdem die Umwelt.

Denken Sie daran: Ein Kind, das selbstständig zur Schule geht gewinnt so einiges an Sicherheit und Selbstvertrauen. Diese Variante ist deshalb immer zu bevorzugen, denn im Elterntaxi verschiebt sich lediglich das Unfallrisiko auf die Zeiten, in denen Ihr Kind doch selbstständiger Verkehrsteilnehmer ist. Was für den Schulweg gilt, gilt selbstverständlich auch für alle anderen Wege, die Ihr Kind gehen will oder muss.