© yanlev - Fotolia.com

Hochschulreife ohne Gymnasium – Studieren ohne Abitur

 Die meisten Eltern wünschen sich für ihr Kind einen möglichst hohen Bildungsabschluss, damit ihm später alle Berufswege offen stehen. Doch manchmal spielt das Kind nicht mit und es „reicht nur“ für die Haupt- oder Realschule. Doch nur keine Panik – auch ohne Abitur stehen Kindern alle Möglichkeiten offen.

Wer die Schule mit dem Abitur abschließt, dem stehen theoretisch alle Ausbildungswege offen. Von der Friseurlehre bis zum Jurastudium ist alles möglich. Doch auch Kinder, die nicht das Gymnasium besucht haben, können später studieren. Durch die vielen Bildungswege in Deutschland gibt es dafür unterschiedliche Möglichkeiten, die innerhalb der Bundesländer noch einmal variieren können, denn Bildung ist Ländersache.

 

Realschule + Fachoberschule = Fachhochschulreife

Kinder, die den harten Bedingungen auf dem Gymnasium nicht standhalten oder erst gar keine Empfehlung vom Grundschullehrer bekommen haben, landen oft auf der Realschule. Von dort aus können sie nach dem Abschluss der 10. Klasse nahtlos auf eine Fachoberschule weitergehen. Die dauert in der Regel zwei Jahre, ist mit einem Praktikumsteil kombiniert und führt am Ende zur Fachhochschulreife. Dies ist eine eingeschränkte Hochschulreife, die dem Schüler ermöglicht, die Fachhochschule zu besuchen und dort einen Bachelor- bzw. Masterstudiengang zu belegen. Hat man dort die Abschlussprüfung abgelegt, stehen dem Absolventen auch verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, an der Uni weiterzustudieren. Dies handhaben die Universitäten recht unterschiedlich, so dass eine gezielte Nachfrage nötig ist. 

 

Ohne Abi an die Hochschule – Studieren an den AKAD Hochschulen

Als größter deutscher Verbund der Fernhochschulen bietet AKAD verschiedene Möglichkeiten und Studiengänge an, mit denen Schulabgänger auch ohne Abitur oder Fachhochschulreife studieren können. Es werden Fernstudiengänge in den Bereichen Technik, Sprache und Wirtschaft angeboten, die Annahme als Student erfolgt nach einer bestandenen Hochschulaufnahmeprüfung, bzw. einer Hochschuleignungsprüfung, wenn eine Berufsausbildung vorhanden ist. Ist dies nicht der Fall, muss der Anwärter sich erst um die Zulassung zu einer IHK-Ausbildungsprüfung bemühen und diese dann auch bestehen.

 

Das duale System – Berufsausbildung mit Fachhochschulreife

In einigen Bundesländern gibt es für ausgewählte Berufe ein duales System, bei dem während der Berufsausbildung die Fachhochschulreife erworben wird. Diese Möglichkeit steht Schülern offen, die die Realschule besuchen. Damit eine solche Ausbildung möglich wird, müssen sich der Schüler und der Ausbildungsbetrieb bei der Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer bewerben. Eingereicht wird die Bewerbung durch den Betrieb. In der Regel wird das Halbjahreszeugnis der 10. Klasse und eine Bereitschaftserklärung der Ausbildungsstätte verlangt. Auch diese Vorgehensweise wird in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt, Ansprechpartner sind in der Regel IHK und HWK, die Arbeitsagenturen und die Berufsbildungszentren.

 

Studienplätze an der Uni für die „Lucky Loser“

Einige Universitäten haben ein bestimmtes Kontingent an Studienplätzen, die an Anwärter ohne Abitur vergeben werden. In der Regel werden hier Bewerber bevorzugt, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufspraxis verfügen. Es werden nicht viele Plätze vergeben, aber versuchen kann man es aber allemal.

 

Studieren ohne Abitur in Hamburg und Brandenburg

Was das Studieren angeht, haben die Bundesländer Brandenburg und Hamburg eine besonders liberale Einstellung. Hier gibt es jeweils ausgewählte Studiengänge, die auch Bewerber ohne Fachhochschulreife oder Abitur absolvieren können. Dazu gehören zum Beispiel der Bachelor of Arts für Europäische Betriebswirtschaftslehre, der Bachelor of Laws für Wirtschaftsrecht oder der Bachelor of Science für Logistikmanagement. 

 

Studieren im Ausland

Wer in Deutschland keinen Studienplatz ohne Abitur ergattern kann, der kann es im englischsprachigen Ausland versuchen. Dazu muss neben den üblichen Bewerbungsunterlagen ein Sprachzertifikat mit eingereicht werden, das über den sogenannten TOEFL-Test erworben werden kann. 

Insgesamt stehen die Chancen zu studieren auch dann für Ihr Kind nicht schlecht, wenn es kein Abitur gemacht hat. Der Weg ist sicher nicht so geradlinig, aber das schadet Ihrem Kind nicht. Im Gegenteil: Es macht schon früh die Erfahrung, dass man (fast) jedes Ziel erreichen kann, wenn man sich nur ausreichend bemüht und gewillt ist, auch einmal ungewöhnliche Wege zu gehen.