© Jasmin Merdan - Fotolia.com

Papa kann‘s auch – wenn Mama ihn lässt

Eigentlich wollen Frauen ja den „Macher“ als Mann. Sie wollen ihn bewundern für sein toughes Auftreten im Job, seine smarte Intelligenz in Gesprächen, seine Überlegenheit in brenzligen Situationen – nur im Umgang mit den Kindern: Da kann der Held kaum etwas richtig machen. Da ist er der absolute Looser. Glauben einige Frauen.

Wieso trauen einige Mütter den Vätern nichts zu, wenn es um Erziehung geht? Mal ein „Machtwort“ sprechen – ja bitte. Aber Regeln vorschlagen oder in die Mutterrolle einmischen – nein danke.

 

Finger weg!

Einige Mütter wehren sich gerne mit Händen und Füßen gegen das Einmischen der Väter in die täglichen Fragen und Probleme der Erziehung. „Maternal gatekeeping“ nennen Familienforscher dieses Verhalten. Das Prinzip „Du kommst hier nicht rein!“ im Familienkosmos - Mama als Türsteherin quasi. Im Klartext: „Entweder ermutigt sie den Vater und leitet ihn an. Oder sie stoppt einen aktiven Vater – kritisiert etwa dessen Umgang mit dem Kind oder lässt ihn mit dem Nachwuchs nur selten allein“, heißt es auf den Punkt gebracht in einem GEOWissen-Artikel.

Fürsorge versus Herausforderung

„Pass doch bitte auf“, hört man die Mama oft sagen. „Lass ihn doch“, winkt Papa ab. Diese Aussagen charakterisieren so ziemlich genau den ewigen Konflikt zwischen der mütterlichen und der väterlichen Rolle im alltäglichen Erziehungs-Nebeneinander. Die Mutter gibt sich sprichwörtlich mütterlich, fürsorglich, aufopfernd. Der Vater bleibt gerne gelassener und zugleich herausfordernder. Bei der Frau kommt dieses Verhalten allerdings eher als negativ und verantwortungslos, im besten Falle als unvorsichtig an.

Kapitulation?

Der Vater, der seine Rolle im Familienkarussell immer noch nicht gefunden zu haben scheint, hat schlechte Karten, wenn es um seine Positionierung innerhalb des Dreiecks Vater-Mutter-Kind geht. Vor allem dann, wenn die Mutter vollends in ihrer Rolle aufgeht. Sie bürdet sich jegliche Verantwortung für das Kind auf die eigenen Schultern und lehnt jegliche Unterstützung von der väterlichen Seite her ab. Ja, noch mehr – sie wehrt sich oftmals ganz aktiv dagegen, indem sie den Mann quasi in Erziehungsfragen kastriert. Windelwechseln? Bäuerchen machen lassen? Strampler anziehen? Alles falsch. Gib mal her. Sooooo muss das aussehen. Vor so einem gatekeeper kapituliert irgendwann der penetranteste Eindringling.

Eine Frage des Selbstbewusstseins

Aber klar. Sie ist die Mutter. Sie ist den Männern mindestens neun Monate voraus. Und die Brust kann der Papa dem Baby auch nicht geben. Und schon heißt es 2:0. Nach der Geburt bleibt in den meisten Fällen die Frau zu Hause und der Mann geht in die Arbeit.  Zeit, die dem Vater mit dem Kind fehlt und die ihm von der Mutter als spätere Unkenntnis im Umgang mit den Kids ausgelegt wird. Man(n) muss die Frau aber auch verstehen: Sie macht den Haushalt, kocht, kümmert sich um die Hausaufgaben, trocknet Tränen, föhnt Haare, sitzt in Elternsprechstunden und in Wartezimmern von Kinderärzten. Und dann kommt da plötzlich dieser Mann und sagt „Lass ihn doch“?? Für Frauen bedeutet das oftmals einen verletzenden Einschnitt in ihre Kompetenz und alleinigen Quell ihres Selbstbewusstseins. Dies empfinden Frauen häufig stärker, wenn sie ihren Beruf aufgegeben haben und sich ausschließlich nur ums Kind kümmern.

Väter als wertvolle Hilfe

Auch der GEOWissen-Artikel stellt fest: „Je geringer dieses Selbstbewusstsein war, desto eher neigten Frauen dazu, die Verantwortung für das Kind vollständig an sich zu ziehen, den Vater wie eine Hilfskraft zu betrachten und rigorose Standards zu setzen, wie das Kind zu behandeln sei.“ Dabei versäumen Frauen es zu erkennen, welch wertvolle Hilfe und unglaubliches Anerkennungsmodul sie sich in Form eines aktiven Vaters durch die Lappen gehen lassen, wenn sie den Mann von der Erziehung ausschließen. Denn nur, wenn der Vater aktiv kennen lernen kann, was der tägliche Umgang mit Kindern bedeutet, kann er auch die Rolle der Mutter und deren Wert erst würdigen und anerkennen.

Nicht kampflos aufgeben!

Die Väter sind deshalb aufgefordert, sich dem „maternal gatekeeping“ nicht kampflos und sich auf die Bequemlichkeit besinnend zu ergeben. Wenn Papa der Meinung ist, dass der 8-jährige Sohn den alten Baum im Garten hochklettern kann, dann sollte er Mama klar machen, warum es so wichtig ist, dass der Junge auch mal solche Herausforderungen wahrnimmt. Auch und selbst wenn Muttern dann zitternd unter dem Birnbaum steht. Eine Studie zeigte beispielsweise, dass Mütter ihren 16-jährigen Sprösslingen das gleiche zutrauten wie Väter bereits den Zwölfjährigen.

Entwicklungspsychologen fordern deshalb das aktive Einmischen der Väter. Denn sie sehen in ihnen ein ermutigendes Moment für die Söhne und Töchter. Und mit Mut erkundet man die Welt. Und am Ende des Tages kommt ein entschlossenes Kind voll Selbstvertrauen ja auch einer treu sorgenden Mutter zu Gute.