© artivista | werbeatelier - Fotolia.com

Alien inside – oder wie es sich anfühlt, schwanger zu sein

Kürzlich fragte mich mein Mann, wie es sich denn eigentlich so anfühlt, schwanger zu sein. Das war so im sechsten Monat. Wir erwarten gerade unser zweites Kind. Tja, wie fühlt sich das nun an? Jede Schwangerschaft ist anders, aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten. Hier der schonungslose, subjektive Tatsachenbericht.

Wenn der zweite Streifen auf dem Schwangerschaftstest erscheint, ist die Freude groß. Ja, es hat geklappt, wir werden Eltern!

 

Was passiert? Die ersten Symptome der Frühschwangerschaft stellen sich ein – alles riecht sehr intensiv und nicht immer lecker, die Brüste spannen und die Müdigkeit ist kaum zu ertragen. Man ist in vorsichtiger Erwartung, wohlwissend, dass die ersten drei Monate eine kritische Zeit sind, in der man die freudige Botschaft als Paar am besten noch für sich behält.

Wie fühle ich mich? Ich habe Glück und komme nahezu ohne Übelkeit aus. Auch das Verlangen nach Gurken mit Nutella stellt sich nicht ein. Und doch bin ich vorsichtiger und achte darauf, bei der Arbeit (noch) nicht ertappt zu werden. Ich achte verstärkt darauf, was ich esse und essen darf. Außerdem habe ich Angst vor einem Abgang, selbst schon erlebt, so wie 50 Prozent aller Frauen in ihrem Leben, wenn das bei einigen auch geschehen ist, ohne dass sie es bemerkt haben.

Im zweiten Schwangerschaftsdrittel wird Vieles besser

Wenn diese Zeit überstanden ist, wird es im zweiten Drittel besser. Was passiert? Die Schwangerschaft ist sicherer, man kann es nun Familie und Freunden und auch dem Arbeitgeber mitteilen. Oft sind zur Mitte der Schwangerschaft, also um die 20. Woche schon erste Kindsbewegungen zu spüren. Sorry, liebe werdende Väter, aber zu diesem Zeitpunkt ist davon von außen noch nichts zu sehen oder zu fühlen. Dafür wächst nun der Bauch und der Umstieg auf Umstandskleidung wird erforderlich. Zum Glück gibt es mittlerweile auch hübsche Kleidung für Schwangere und nicht nur geblümte Zirkuszelte oder unförmige Jeanslatzhosen. Also liebe Männer, geht mit Euren Frauen shoppen und kauft ihnen etwas Schönes.

Wie fühle ich mich? Besser! Die Müdigkeit geht zurück, dafür ist der Bauch noch nicht allzu rund und moderater Sport weiterhin möglich. Jetzt nochmals in den Urlaub zu fahren, ist ein günstiger Zeitpunkt denn auch fliegen geht noch recht gut, wenn man das möchte. Besser wird das Körpergefühl jedenfalls nicht mehr. Also nicht aufschieben!

Mittlerweile erhöht sich die Pinkelfrequenz deutlich, das Baby wächst und braucht Platz. Außerdem hat sich meine eigene Sensibilität erhöht. Ich bin näher am Wasser gebaut, was im Job nicht unbedingt förderlich ist.

Das dritte Schwangerschaftsdrittel – es wird echt beschwerlich

Im letzten Drittel der Schwangerschaft geht alles auf den Endspurt zu.

Was passiert? Der Bauch ist zu einer Kugel geworden, die Beweglichkeit nimmt immer weiter ab, die Kurzatmigkeit dafür zu. Jetzt schlagen die Schwangerschaftsbeschwerden erneut voll zu. Wenn sechs Wochen vorm errechneten Geburtstermin der Mutterschutz beginnt, ist man froh, da es noch genügend zu organisieren gibt. Nun wird auch die Taktung der Termine für die Schwangerschaftsvorsorge engmaschiger, was Zeit kostet. Am besten jetzt schon die Anträge für Elternzeit, Elterngeld, Kindergeld und Mutterschaftsgeld stellen bzw. vorbereiten.

Wie fühle ich mich? Die Müdigkeit ist wieder da, der Bauch juckt aufgrund der gedehnten Haut, an Sport ist nicht mehr zu denken. Viele Bewegungen sind nur noch eingeschränkt möglich. Wegen der Verdrängung der Organe durch das wachsende Baby ist Sodbrennen an der Tagesordnung. Oft gibt es jetzt Wassereinlagerungen, gerade in den Beinen, was nun durch das Tragen von supersexy Kompressionsstrümpfen etwas gemildert wird. Ganz toll…

Der Bauch ist mittlerweile so groß, dass ich nur noch meine Fußspitzen sehen kann. So geht es also Männern mit Bierbauch, die ihre Genitalien auch nicht mehr sehen können.

Die Gedanken drehen sich nun um die bevorstehende Entbindung und die ersten Tage mit dem Kleinen. Kleiner Hinweis liebe Männer: Schwangere sind nicht per se vergesslicher, sie haben nur anderes im Kopf als vorher (wo soll ich entbinden, was muss in die Kliniktasche, ist zu Hause alles vorbereitet, geht es dem Baby gut etc.).

Schön ist nun, dass die Bewegungen des Kindes auch für den werdenden Papa spürbar sind, wenn er seine Hände auf den Bauch der Partnerin legt. Oft kann man auch kleine Wölbungen sehen, die von den Füßen kommen. Das sieht dann schon ein bisschen wie im Film „Alien“ aus und ist nicht immer angenehm. Fühlt sich an, als ob einem der eigene Körper nicht mehr gehört, frau ist vielmehr Alien-Brutstätte geworden.

Die letzten Wochen – ich fühle mich wie Winnie Pooh

Endspurt - In den letzten Wochen vor der Entbindung schwankt Frau zwischen Nestbautrieb und Erschöpfung.

Was passiert? Einerseits ist die Beweglichkeit nun stark eingeschränkt, andererseits gibt es immer noch etwas zu erledigen und vorzubereiten. Auch die Nächte sind meist unruhig, da das Baby oft abends aktiv wird, wenn die mütterlichen Bewegungen abnehmen. So sollte das Ausruhen tagsüber zu einer festen Gewohnheit werden.

Wie fühle ich mich? Ich mag nicht mehr, bin hitzeempfindlich und fühle mich wie Winnie Pooh, der Bär (dick, fett, kugelrund und gesund). Der Bauch ist riesig, selbst die Umstandskleidung ist irgendwie unbequem. Ich bewege mich nur noch im Watschelgang vorwärts. Beim Essen kann ich mir jede Serviette sparen, es landet vorher doch alles auf dem dicken Bauch. Ach ja, die Pinkelfrequenz hat sich nochmals erhöht, auch nachts. Eine prima Vorbereitung auf die Zeit mit Baby, könnte man sagen.

An erholsamen Schlaf ist wegen des Körperumfangs schon seit längerem nicht mehr zu denken. Selbst das Drehen von einer auf die andere Seite wird jetzt zum Kraftakt. Auf dem Rücken liegen geht auch nicht mehr, da dort eine große Vene verläuft und es daher in Rückenlage zu Kreislaufproblemen kommen kann. Übungs- und Senkwehen kommen jetzt täglich. Die bange Frage, ob es nun los geht, begleitet diese Wehen meist. Aber erst, wenn es regelmäßige Wehen sind, wird es Zeit, den Klinikkoffer zu schnappen und sich auf den Weg zu machen. Einerseits habe ich Respekt vor der Entbindung, andererseits sollte es doch jetzt bitte los gehen.

Wie es dann weiter geht, werde ich an anderer Stelle schonungslos berichten…