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Körperliche Entwicklung – Wie weit ist mein Kind?

Alle Eltern wollen, dass ihr Kind sich normal entwickelt. Wenn der Sohn ein bisschen langsamer wächst oder die Tochter schon mit neun Jahren anfängt, zu menstruieren, werden sie oft unsicher. Was ist normal? Wie groß sind die Spielräume in der körperlichen Entwicklung eines Kindes?

Grundsätzlich hat jedes Kind sein ganz eigenes Entwicklungstempo, das sich kaum verändern lässt. Die Spielräume sind dabei groß und Entwicklungstabellen können nur grobe Anhaltspunkte geben. Diese Tatsache sollte jedoch kein Hinderungsgrund sein, den Kinderarzt zu konsultieren, wenn man über die Entwicklung seines Kindes besorgt ist.

 

Kontrollinstrument U-Untersuchungen

Die sogenannten U-Untersuchungen sind Vorsorgeuntersuchungen, die in den ersten 6 Lebensjahren des Kindes in festgelegten Abständen stattfinden. Der Kinderarzt prüft bei diesen Untersuchungen, ob das Kind körperliche oder geistige Auffälligkeiten zeigt und ob die Entwicklung altersgerecht verläuft. Im gelben Untersuchungsheft, das jedes Kind bei seiner Geburt erhält, finden sich auch entsprechende Diagramme und Tabellen, die der Arzt für seine Beurteilungen zugrunde legt. Dort wird schnell ersichtlich, dass es Spielräume gibt. Die Realität zeigt oft, dass die kindliche Entwicklung noch bei weitem variabler sein kann als in den Diagrammen angegeben. Denn viele Kinder entwickeln sich schubweise: Sie lernen gerade sprechen – dann liegen motorische Weiterentwicklung und manchmal auch das Wachstum gerade auf Eis. Wenn das Kind dann sprechen kann, geht die Entwicklung in anderen Bereichen wieder voran.

Was ist normal?

Diese Frage lässt sich also schwer beantworten. Es ist selten, aber durchaus normal, wenn ein Kind erst mit 18 Monaten anfängt zu laufen oder bis zum Ende des dritten Lebensjahres kaum spricht. Auch im Größenwachstum gibt es Variationen, denn die Größe eines Kindes hängt von vielen Faktoren ab. Kleine Eltern haben in vielen Fällen auch kleine und zarte Kinder, das zeigt sich in der Regel bereits im Kleinkindalter, auch Frühgeburten entwickeln sich oft langsamer, sowohl im Größenwachstum als auch in der geistigen Entwicklung. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind sich im Vergleich zu anderen Kindern deutlich zu langsam entwickelt, dann sollten Sie unbedingt zum Kinderarzt gehen. Panik ist allerdings unangebracht. Wichtig ist jetzt, zu überprüfen, ob die Entwicklungsverzögerungen organische oder krankheitsbedingte Ursachen haben. Wird dies ausgeschlossen, dann hilft erst einmal abwarten und Ruhe bewahren. Wie gesagt: Die Entwicklung eines Kindes ist individuell und lässt sich kaum beschleunigen. Das gilt für die körperliche Entwicklung und das Wachstum noch mehr als für die geistige.

Wachstumsschübe

In gewissen Abständen, aber auch in bestimmten Lebenssituationen neigen die meisten Kinder zu Wachstumsschüben, die teilweise sogar mit Schmerzen verbunden sind. In den ersten Lebensjahren ist ein Wachstumsschub meist auch mit einem Entwicklungsschub verbunden, der entweder gleichzeitig oder leicht zeitlich versetzt auftritt. Entwicklungsbedingt treten Wachstumsschübe in folgenden Altersphasen auf:

  • Der erste Wachstumsschub erfolgt etwa mit sechs bis acht Wochen. Plötzlich reicht dem Baby die Trinkmenge nicht mehr, es hat häufiger Hunger und will mehr. Dass das Baby gewachsen ist merkt man zum einen daran, dass es Strampler eine Nummer größer braucht, zum anderen, dass es sich auch geistig und motorisch weiterentwickelt.
  • Der zweite Schub erfolgt zwischen der 12. und 13. Lebenswoche. Wieder braucht das Baby mehr zu trinken und wächst in körperlicher und geistiger Hinsicht.
  • In der 22. Lebenswoche (Anfang 6. Lebensmonat) sind die meisten Babys schon ziemlich aktiv. Der Nahrungsbedarf steigt.
  • Weitere Wachstumsschübe finden im 8. und 10. Monat statt.

Mit einem Jahr können viele Babys laufen. Mit einer Faustformel lässt sich nun in etwa die endgültige Größe eines Kindes errechnen. Allerdings ist das Ergebnis aufgrund der hohen Abweichungen eher als ungenau einzuschätzen.

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Wer recht genau wissen will, wie groß sein Kind einmal werden wird, kann anhand von Körpergröße und Skelettalter genauere Prognosen erhalten. Diese Untersuchung wird durch einen Arzt durchgeführt. Grundlage ist meist ein Röntgenbild des Handknochens.

Weitere Wachstumsschübe sind bei Mädchen etwa im Alter von sieben und zwölf Jahren, bei Jungen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren zu erwarten. Mit etwa 16 Jahren kommt das Größenwachstum bei Mädchen meist zum Erliegen, Jungs wachsen noch weiter, bis sie etwa 18 Jahre alt sind. Schübe im Größenwachtum treten oft auch auf, wenn ein Kind krank war, nach einem Urlaub oder nach sonstigen besonderen Ereignissen.

Starke Wachstumsschübe können mit Wachstumsschmerzen einhergehen. Diese Schmerzen treten häufig in den Beinen, manchmal auch am ganzen Körper auf und können lediglich symptomatisch behandelt werden. Oft helfen die Gabe eines homöopathischen Mittels (Calcium Phosphoricum), warme oder kalte Umschläge oder Massagen, in sehr schlimmen Fällen kann man die Beschwerden nur mit Schmerzzäpfchen lindern.

Wachstumsschübe in der Pubertät führen oft zu unharmonischen Proportionen. Die Kinder werden plötzlich sehr lang und schlaksig und müssen ihre Motorik erst an die neue Größe anpassen. Die daraus entstehende Unsicherheit kann zu Minderwertigkeitsgefühlen und Komplexen führen.

Wachstumsstörungen

Wenn das Wachstum eines Kindes erheblich vom Durchschnitt abweicht, könnte eine Wachstumsstörung vorliegen. Allerdings ist der Normalbereich sehr breit gefächert – deshalb sollte man nicht verfrüht in Panik geraten. Nur etwa fünf Prozent aller Kinder leiden unter echten Wachstumsstörungen. Selbst wenn die Eltern eines Kindes sehr groß sind, das Kind dagegen eher klein geraten scheint, kann das „normal“ sein. Das Größenwachstum überspringt oft auch eine Generation. Vielleicht gab es einen kleinen Großvater, der dem Kind seine Körpergröße vererbt hat.

Ist in der Wachstumskurve Ihres Kindes ein Knick zu erkennen oder weicht es stark von den Durchschnittswerten ab, könnte eine Störung vorliegen. Zuerst sollte man sich bei einem Knick überlegen, ob es besondere Ereignisse gab: Schwere Krankheiten können das Wachstum für kurze Zeit bremsen oder stoppen, bei Jungs kommt es oft erst im Laufe der Pubertät zum Wachstum zur endgültigen Größe. Liegt der konkrete Verdacht auf eine Wachstumsstörung vor, nutzt der Kinderarzt verschiedene diagnostische Möglichkeiten wie Röntgenbilder oder Blutuntersuchungen. Denn auch hormonelle Störungen können Ursache für ein verzögertes Größenwachstum sein.

Ob Wachstumsstörungen behandelt werden können, hängt von der Ursache der Störung ab. Möglich ist zum Beispiel eine Behandlung mit Hormonen, die entweder das Größenwachstum fördern oder auch bremsen (familiärer Großwuchs). Allerdings sollten bei Hormonbehandlungen immer die möglichen Nebenwirkungen berücksichtigt werden. Hormone können Krebs auslösen und gerade die Verabreichung von Sexualhormonen in der Pubertät kann die Kinder stark belasten. Genetische Wachstumsstörungen wie familiärer Kleinwuchs lassen sich nicht behandeln.

Wenn Sie denken, dass Ihr Kind nicht richtig wächst, heißt es erst einmal Ruhe bewahren und der Sache auf den Grund gehen. Vergessen Sie dabei auch Ihr Kind nicht. Wenn Kinder nicht der Norm entsprechen, gibt das oft Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Reden Sie mit Ihrem Kind über die Abweichungen und wie es ihm damit geht und zeigen Sie ihm gerade jetzt immer wieder Ihre Liebe und Ihren Respekt.

 

Zum Weiterlesen:
http://www.netmoms.de/magazin/services/babyentwicklungskalender/der-grosse-wachstumsschub/
http://www.knetfeder.de/kkp/entwuebersichtfenster.html