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Erziehung mit Konsequenz und Liebe – der autoritative Stil

Klare Regeln und Anforderungen, aber auch ein hohes Maß an Vertrauen und Zuwendung sind die Grundpfeiler des autoritativen Erziehungsstils, der von den Erziehungswissenschaften als optimal angesehen wird. Das Kind wird in seinen Bedürfnissen und Gefühlen geachtet, lernt aber gleichzeitig klare Grenzen kennen, in denen es sich in Ruhe entwickeln kann.

Im Laufe der Geschichte wurde den unterschiedlichsten Erziehungsmethoden die Fahne hochgehalten. Galt lange Zeit die autoritär-diktatorische Erziehung mit seinen engen Grenzen und Strafe als Erziehungsmittel als die einzig wahre, kam in den 1960er Jahren der antiautoritäre Erziehungsstil auf, bei dem den Kindern überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt wurden, was in vielen Fällen zu Orientierungslosigkeit oder übertriebener Selbstbezogenheit führte. Der autoritative Erziehungsstil hat von allem ein bisschen und arbeitet in erster Linie mit sehr viel Liebe und Verständnis, aber auch Konsequenz.

 

Die Mitte finden

Der autoritative Erziehungsstil wird manchmal auch demokratischer Erziehungsstil genannt, wird den Kindern doch in vielen Dingen ein Mitspracherecht eingeräumt und die Freiheit, viele Dinge auszutesten und sich selbst zu erproben. Wichtige Entscheidungen werden zusammen besprochen und die Kinder werden mit ihren Meinungen und Bedürfnissen gehört und respektiert. Gleichzeitig setzen die Eltern einen konsequent definierten, aber niemals starren Rahmen aus Regeln und Grenzen, die das Verhalten des Kindes und seinen Umgang mit Anderen steuern und begrenzen. Autorität und Freiheit, Konsequenz und Verständnis halten sich hier die Waage und gewährleisten zum einen die freien Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes, zum anderen aber auch eine klare Einordnung in die Familie und die Gesellschaft.

Elemente des autoritativen Erziehungsstils

Der autoritative Stil stellt hohe Anforderungen an das Kind, bietet ihm aber im Gegenzug ein hohes Maß an Unterstützung. Bei aller Konsequenz und manchmal sogar erforderlicher Strenge ist die Stimmung jedoch nicht feindselig, sondern immer liebevoll – aus dem Respekt dem Kind gegenüber. Wer sein Kind autoritativ erziehen will, sollte Formulierungen wie „Du darfst nicht.“ Oder „Du musst jetzt“ aus seinem Wortschatz streichen. Mit Erklärungen wird erst an die Einsicht des Kindes appelliert und klare Anweisungen gegeben, welches Verhalten gerade angemessen ist. Auf die Befolgung wird dann wieder klar und konsequent bestanden.

Gerade für Eltern, die noch autoritär oder vielleicht auch im Gegenteil anti-autoritär erzogen wurden, ist es nicht leicht, diese Regeln zu befolgen. Denn nicht nur die Anforderungen an das Kind sind hoch, auch die Eltern müssen ein großes Maß an Sozialkompetenz und Konsequenz aufbringen und dürfen vor allem nicht in alte Erziehungsmuster, die sie selbst erfahren haben, zurückfallen.

Besonders in Bezug auf die Durchsetzung der Grenzen tun sich viele Eltern schwer. Hilfreich ist es hier, so wenig Grenzen wie irgend möglich zu setzen, denn gute Erziehung misst sich nicht an der Quantität der Regeln und Gesetze, sondern an der Fähigkeit, diese einzuhalten. Überlegen Sie genau, was Sie wirklich an Ihrem Kind stört und welche Grenzen unumgänglich sind. Alles andere sollten Sie außen vor lassen. Denn Kinder lernen durch Nachahmung und lassen einige „unangemessene“ Verhaltensweisen meist schnell von selbst fallen, wenn es ihnen anders vorgelebt wird.

Autoritativ erzogen – fit fürs Berufsleben

In den Führungsebenen des Managements wird das, was in der Kindererziehung als autoritativ bezeichnet wird, partnerschaftlich genannt. Es gibt eine Hierarchie und es gibt Regeln und Grenzen, die eingehalten werden müssen. Erwachsene, die als Kinder autoritativ erzogen wurden, finden sich meist mühelos in dieses System ein, es ist ihnen bekannt. Sie akzeptieren die Regeln, allerdings nicht als kritiklose Befehlsempfänger, sondern aus der Einsicht heraus, dass Grenzen und deren Einhaltung sinnvoll sind.

In der aktuellen Lehrlingssituation wird die Folge eines autoritären oder auch anti-autoritären Erziehungsstils oft frappant deutlich: Lehrlinge müssen – wie alle anderen Angestellten auch – pünktlich zur Arbeit erscheinen. Diese Regel sollte selbstverständlich sein. Wird sie nicht eingehalten, dann muss der partnerschaftliche Umgang verlassen werden und auf den autoritären Stil zurückgegriffen werden. Dieser ist zwar gegenüber einem (fast) erwachsenen Menschen hochgradig unangemessen; wenn aber in der Erziehung kein Wertesystem und keine Grenzen vermittelt wurden, bleibt Disziplinierung durch Strafe oft der einzige Weg, um die verpasste Sozialisation nachzuholen.

Der autoritative Erziehungsstil schafft eine enge Eltern-Kind-Bindung und ist geprägt von Sicherheit und Vertrauen. Auch wenn es nicht leicht ist, alle Vorgaben umzusetzen: Es lohnt sich. Denn in vielen Studien hat sich erwiesen, dass derart erzogene Kinder über eine hohe Sozialkompetenz und ein gutes Selbstwertgefühl verfügen und sich in unserer Welt ausgezeichnet zurechtfinden.

Zum Weiterlesen:

http://www.kindererziehung.com/Paedagogik/Erziehungsstile/Demokratischer-Erziehungsstil.php

http://www.focus.de/schule/familie/erziehung/paedagogik-der-autoritative-erziehungsstil_aid_315948.html