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Soziale Kontakte mit Kind - Eltern sein, Freundschaften pflegen

Wenn das Baby kommt, müssen einige Freunde gehen. Das denken zumindest manche Freunde. Gerade für Pionier-Pärchen mit dem ersten Kind im Freundeskreis ist es oft schwierig, den Anschluss ans gewohnte soziale Gefüge zu behalten. Manche kommen mit dem Nachwuchs im Freundeskreis besser klar, dann kann man Freunde und Kind vereinen. Andren fällt es schwer zu akzeptieren, dass bei Aktivitäten auf ein Kind Rücksicht genommen werden muss. In dem Fall müssen Eltern sich wohl oder über umgewöhnen – vielleicht an andere Eltern.

Als meine Frau und ich das erste Mal unsere Freunde besuchten und unseren Sohn dabei hatten, war ich gespannt, wie sie alle sich wohl verstehen würden. Wir haben einen großen, freundlichen und humorvollen Freundeskreis, waren aber auch die ersten mit Kind. Eigentlich war ich sehr zuversichtlich, dass das Kind mit freudigen Gesichtern und offenen Armen empfangen werden würde…

 

Wie reagieren die Freunde auf das Kind?

Es ist eine große, wichtige Frage im Leben einer jungen Familie: „Sind wir als Familie immer noch Freunde unserer Freunde, oder waren wir es nur als Pärchen?“ Natürlich freuen sich alle, dass man ein Kind bekommen hat, alle wollen den kleinen Racker sehen. Doch ein Kind bringt auch Anstrengungen mit sich und verändert nicht nur das Leben der Eltern, sondern auch das des Freundeskreises. Ein Kind schreit, wird früh wach, braucht viel Zeit und Aufmerksamkeit. Manche Freunde könnten sich dann plötzlich dabei erwischen, dass sie zwar froh sind, dass die Familie mal da war, aber noch froher sind, dass sie jetzt wieder weg ist.

Doch es geht auch anders. Nicht nur mit anderen Eltern, sondern auch mit anderen Freunden. Manche Freundeskreise sind natürlich auch offen für eine derartige Veränderung im sozialen Gefüge und freuen sich über den neuen kleinen Freund.
Klar ist es schade, wenn Verabredungen ausfallen. Natürlich ist es nicht mehr so wie früher, denn die Frau muss stillen und eine langfristige Abendplanung ist nicht möglich. Aber natürlich sind es nach wie vor die guten alten Freunde, mit denen man immer schon Spaß hatte und mit denen man auch sicher wieder Spaß haben wird.

 

Neuer sozialer Alltag mit Kind

Und auch für die Eltern ist es schwierig. Wie viel kann man einem kleinen Kind zumuten? Ab welchem Alter kann man mit ihm mal 150km fahren und bei anderen Leuten übernachten? Soll man überhaupt noch irgendwo zusagen?
Das Kind hat in den ersten Monaten eigentlich keine Lust, sich an neue Umgebungen zu gewöhnen. Wenn Sie Ihr Kind also mit auf Achse nehmen und es zu sehr strapazieren, kann es sein, dass das Kleine unleidlich wird, wenig schläft und dafür viel schreit. Doch soll man alles absagen und alle sozialen Kontakte meiden? Wo verläuft der Grad zwischen Abschotten und Freundeskreis?

Ein Beispiel: Da sitzen Sie, wollen mit dem bewährten Doppelkopf-Pärchen Karten spielen und nach wenigen Runden muss Mami stillen oder Papi muss das Baby in den Schlaf wiegen. Schon wieder Pause. Um elf ist Schlafenszeit für Mami.
Nachts geht es weiter: Das Kind schreit. Sie müssen zwischendurch raus und morgens früh aufstehen und sind eben keine Partylöwen mehr, sondern um sieben schon mit dem Frühstück fertig. Die Doppelkopf-Freunde stehen dagegen erst um zehn auf und wundern sich. Die haben einen Eindruck bekommen, wie die Uhr jetzt tickt – im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Guten Freunden gibt man viele Küsschen

Und dann wird es spannend, wie ist der erste Eindruck? Der Besuch neigt sich dem Ende, die Familie bricht ihre Zelte ab. Sie als Vater räumen mehrere Taschen oder Koffer, Reisebett, Windeln, Spielzeug und Kinderwagen ins Auto und steigen völlig verschwitzt ein. Auf der Rückfahrt denken Sie sich „das war ein schönes Wochenende!“ und haben das Gefühl, dass das Ihre Freunde auch gedacht haben.
Da würde es schon wehtun, wenn Sie merken, dass Sie langsam aber sicher ins Abseits geraten. Beiläufig wird man noch eingeladen, aber nicht wirklich erwartet. Die alten Freunde finden dann neue Freunde und das müssen Eltern dann vielleicht auch.

Keine Angst, so muss es ja nicht laufen! Sie können sich abwechseln auf einer Party. Papa kommt, Mama geht oder umgekehrt. Wenn Verwandte in der Nähe wohnen, können Sie durchaus auch mal wieder als Paar etwas unternehmen. Wenn das Baby abgestillt ist, geht das sowieso wieder sehr viel besser. Dann kann man auch einmal über einen Babysitter nachdenken.
Klar will niemand nicht ins Abseits geraten, aber die richtigen Freundschaften kann doch nichts erschüttern. Vielleicht haben einige Ihrer Freunde ja insgeheim ähnliche Pläne …

Als meine Frau und ich zum ersten Mal unseren Sohn vorstellten, wurde direkt gemutmaßt, dass er meinem kahlköpfigen Trauzeugen verdächtig ähnlich sähe. Alle hatten Spaß an diesem anzüglichen Gedanken. Nur mein Sohn nicht, der hatte nämlich nur verstanden, dass das hier auch seine Freunde waren!
Wenn Sie das Kind in Ihr soziales Leben einplanen und ihm die Welt zeigen, findet es das schon OK. Sie sollten es nur nicht stressen und mit ihm jeden Tag woanders hinfahren, aber gelegentliche Besuche schaden nie – schon gar nicht der Freundschaft. Und richtige Freundschaften vergehen bestimmt nicht, nur wegen ein bisschen Geschrei.