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Pucken – endlich ruhige Nächte oder Quälerei fürs Baby?

Das Pucken – also das enge Wickeln von Säuglingen in Decken oder Tücher – gibt es schon lange. Mittlerweile wird die Technik immer populärer, vor allem bei Eltern sogenannter Schreibabys. Sie sollen durch die enge Wickeltechnik das Gefühl im Mutterleib zurückbekommen und sich dadurch beruhigen.

Gepuckt wird schon seit Jahrhunderten und in fast allen Zivilisationen. Grundgedanke hinter dieser Wickelmethode ist die Annahme, dass Neugeborene Grenzen brauchen und sich behaglicher fühlen, wenn es ähnlich eng wie im Mutterleib zugeht. Gerade für sehr unruhige Babys wird das Pucken oft sogar von Kinderärzten empfohlen. Allerdings werden – ebenfalls von Ärzten – immer wieder Bedenken angemeldet. Kinder zu pucken gilt dann als Quälerei und sogar als gesundheitsschädlich.

 

 

Was ist pucken und wie geht das?

Beim Pucken wird ein Baby so eng in ein Tuch oder eine Decke eingewickelt, dass es sich nicht mehr bewegen kann, es wird quasi stillgelegt. Die Arme liegen am Körper an und auch die Beine werden fest aneinander gewickelt. Der Effekt ist in der Regel, dass zappelige Babys sich beruhigen und in kürzester Zeit einschlafen. Wichtig ist, dass vor allem die Arme wirklich eng am Körper anliegen und das Baby sich nicht befreien kann. Dies lässt sich nur durch eine wirklich feste Wickeltechnik erreichen. Weiterhin muss so gepuckt werden, dass sich die Decke oder das Tuch auch bei wirklich kräftigen Bewegungen nicht löst. Allerdings darf auch nicht so eng gepuckt werden, dass das Baby nicht mehr richtig atmen kann. Hilfestellung kann meist die Hebamme leisten. In der Regel kennen sich die Geburtshelferinnen mit dem Pucken aus, können die richtige Technik zeigen und Fragen zum Pucken beantworten. 

 

Was bewirkt das Pucken?

Wird ein Kind geboren, stehen große Veränderungen an, vor allem für das Kind. Es gelangt aus einer dunklen und begrenzten Welt in einen riesigen hellen grenzenlosen Raum. Die meisten Babys, vor allem dann, wenn sie ausreichend Körperkontakt haben, kommen mit diesem Umstand recht schnell klar. Sensiblere Neugeborene können von der neuen Situation allerdings überfordert sein und reagieren mit anhaltendem Schreien und Schlaflosigkeit für die ganze Familie. Für diese Kinder kann das Pucken die Lösung sein. Durch die enge Wickeltechnik wird die Geborgenheit und Enge im Mutterleib simuliert. Oft kann man direkt zusehen, wie ein gepucktes Neugeborenes sich in Sekundenschnelle beruhigt und selig entschlummert. 

 

Pucken so lange wie nötig

Es gibt keine Regeln, wie lange ein Kind gepuckt werden sollte. Die Grenzen setzt hier das Baby selbst. In den ersten drei bis fünf Lebensmonaten ist das Pucken als Einschlafhilfe gut geeignet, ab dann kann langsam entpuckt werden, am besten allmählich. Spätestens in diesem Alter verschwindet in der Regel auch der Moro-Reflex, ein Schutzreflex, der zu unkontrollierten Bewegungen führt, die den Schlaf des Babys stören. Durch immer leichtere Wicklungen kann getestet werden, wann das Baby noch gut einschläft und wann es wieder unruhiger wird. Manche Babys haben sich so an das Pucken gewöhnt, dass sie auch noch im sechsten oder siebten Monat nur so einschlafen möchten. Warum auch nicht. Generell kann so lange gepuckt werden, wie das Kind die Enge für einen ruhigen Schlaf braucht.

 

Pucken mit Sack oder Tuch

In der Regel genügt ein festgewebtes, nicht zu dickes Tuch, um das Baby darin fest einzuschlagen. Stimmt die Technik, kann es sich nicht selbst befreien. Keinesfalls dürfen Sie jedoch Sicherheitsnadeln verwenden, um die Decke zu fixieren. Die Gefahr, dass das Baby sich verletzt, ist viel zu groß. Als Alternative werden häufig Pucksäcke angeboten. Allerdings bieten sie meistens nur wenig Hilfestellung, da die Arme frei bleiben. Und gerade die müssen eng am Körper anliegen, soll das Kind erfolgreich einschlafen. Wer also mit einem Pucksack arbeiten will, muss ein Modell wählen, dass auch die Arme mit einbezieht. 

 

Leidet mein Kind, wenn es gepuckt ist?

Uns Erwachsenen, die wir unsere Bewegungsfreiheit so schätzen, kommt der Gedanke, eng eingewickelt zu sein, fast grausam vor. Für viele – aber längst nicht alle – Babys ist dagegen genau das Gegenteil der Fall. Ob Ihr Baby leidet, wenn es gepuckt ist, können Sie selbst sehen. Wie wirkt Ihr Kind? Fängt es an zu lachen, wenn es gepuckt wird, entspannt es sich und schläft kurze Zeit friedlich ein? Dann leidet es sicher auch nicht. Kinder, die die Enge beim Pucken nicht ertragen können, zeigen das dagegen sehr deutlich. Natürlich sollten Sie dann reagieren und Ihr Kind aus der unangenehmen Enge befreien, allerdings nicht, ohne ihm vorher eine Weile die Chance zu lassen, sich an diesen Zustand zu gewöhnen und ihn vielleicht doch gar nicht so schlecht zu finden.

 

Was Ärzte übers Pucken sagen

Es ist etwas irritierend. Wurde das Pucken lange Zeit sogar von Kinderärzten empfohlen, wartet die Medizin aktuell mit verschiedenen Horrormeldungen auf. So soll das Risiko einer Fehlbildung der Hüftgelenke erhöht werden, auch das Risiko von Atemwegserkrankungen steigt laut einer Studie auf das bis zu vierfache an. Pucken bedeutet langes Liegen auf dem Rücken, was wiederum eine Abflachung des Hinterkopfs bewirken könne. Durch den verminderten Hautkontakt würde die Gewichtszunahme geringer ausfallen, auch die Entwicklung würde verlangsamt werden. Bis auf das Risiko der Hüftdysplasie und der Atemwegserkrankungen erscheinen die übrigen Bedenken irrelevant, verbringen doch viele Babys – gepuckt wie ungepuckt – die Nächte allein und fern von mütterlichem oder väterlichem Hautkontakt in ihrem Kinderbett.

 

Ob Sie Ihr (Schrei)-Baby pucken möchten oder nicht, können nur Sie selbst entscheiden. Wie bei anderen kontroversen Themen sollten Sie auf Ihr Bauchgefühl hören und darauf achten, was Ihrem Baby guttut – und das sind vor allem ruhige und geborgene Nächte und gut ausgeschlafene Eltern.