© emmi - Fotolia.com

Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Viele Kinder sind, vor allem in den ersten Lebensjahren „mäkelige“ Esser. Das ist noch kein Grund zur Besorgnis. Zeigt sich allerdings bei Kindern und Jugendlichen über längere Zeit auffälliges Essverhalten, sollten Eltern eingreifen.

Essstörungen können viele Ursachen haben. Damit Magersucht, Bulimie, Frustessen oder Fettsucht wirkungsvoll bekämpft werden können, muss man wissen, warum sie auftreten. Dabei kommen sowohl körperliche als auch seelische Gründe in Frage.

 

Essstörungen bei Kleinkindern

Kleinkinder und Säuglinge wirken oft so, als hätten sie eine Essstörung. Sie essen nur wenige Nahrungsmittel, etwa ausschließlich Leberwurstbrote, Nudeln ohne Soße oder Kartoffeln. Dies ist grundsätzlich kein Problem, sondern in der Tatsache begründet, dass kleine Kinder oft vorsichtig allem Neuen gegenüber sind. Oft sind auch wählerische Eltern ein Vorbild. Essen die Eltern selbst nur ausgewählte Nahrungsmittel, machen es die Kinder einfach nach. In vielen Fällen löst sich dieses scheinbare „Problem“ im Laufe der Zeit von selbst. Allerdings kann auch ein Teufelskreis angeschoben werden – nämlich dann, wenn die Eltern Druck auf das Kind ausüben und versuchen, ihm bestimmte Nahrungsmittel aufzudrängen. Das lustvolle Erlebnis Essen wird dadurch mit Streß und Druck verbunden. Dies kann ein Kind direkt in eine Essstörung hineintreiben. Deshalb sollte man die eingeschränkte Nahrungsmittelauswahl akzeptieren und versuchen, über die Vorlieben des Kindes die so wichtige Nährstoffversorgung zu sichern. Falls Kinder nicht einmal eine Sorte Obst oder Gemüse mögen, dann eben mit verdünnten Fruchtsäften. In den meisten Fällen lassen sich dadurch langfristige Störungen vermeiden.

Anzeichen für Essstörungen

Es gibt einige Anzeichen, bei denen Eltern unbedingt hellhörig werden sollten. Wenn phasenweise eigenartiges Essverhalten zum Dauerzustand wird, braucht ihr Kind Hilfe. Sehen Sie genau hin, wenn

  • Ihr Kind Nahrung komplett verweigert und das über mehrere Tage.
  • Ihr Kind Essen erbricht, ohne dass eine Krankheit wie zum Beispiel Magen-Darm-Grippe vermutet werden kann.
  • Ihr Kind viel zu wenig isst.
  • Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind das Essen als Ersatzbefriedigung nutzt und aus Frust oder zum Trost isst.

Zuallererst sollten organische Krankheiten ausgeschlossen werden. Anschließend führt der Weg über den Zugang zu Ihrem Kind. Sie müssen – am besten mit Hilfe eines entsprechenden Therapeuten – herausfinden, wo die Ursachen für die Essstörungen liegen.

Magersucht – Anorexie

Die Magersucht ist vor allem bei Mädchen eine der häufigsten Essstörungen. Erste Anzeichen zeigen sich in der Regel in der Pubertät. Meist macht der Teenager eine erste Diät und rutscht dann in eine Abwärtsspirale hinein, isst immer weniger und wird immer dünner. Die Magersucht ist eine echte Suchterkrankung, die soweit gehen kann, dass eine künstliche Ernährung angeordnet wird, um das Leben des Kindes zu retten. Damit es nicht dazu kommt, sollten Sie bei den ersten Anzeichen, dass Ihr Kind an Anorexie leidet, reagieren:

  • gezielte und drastische Reduktion der Nahrungszufuhr
  • extremes Betreiben von Sport
  • Einnahme von Abführmitteln oder Appetithemmern, Erbrechen
  • deutliches Untergewicht (aber Achtung: In manchen Entwicklungsphasen wirken Kinder sehr dünn, das kann auch an plötzlichen Wachstumsschüben liegen)
  • panische Angst vor Gewichtszunahme
  • keine Einsicht in die offensichtliche Störung im Essverhalten

Magersucht ist meist in falschen Vorbildern aus Werbung, Film und Fernsehen begründet. Der Wunsch, einem Ideal zu entsprechen, entsteht unter anderem aus mangelndem Selbstwertgefühl  oder dem Wunsch, die Kontrolle zu haben – wenn schon nicht über das Leben, dann wenigstens über das eigene Gewicht. Für eine dauerhafte Gesundung müssen erst andere, echte Lösungen gefunden werden, die das gestörte Essverhalten ersetzen und wirklich nützen. Dies ist meist nur im Rahmen einer Therapie möglich.

Ess-Brech-Sucht - Bulimie

Diese Erkrankung ist auch als Ess-Brech-Sucht bekannt und äußert sich in ungeregelten und unkontrollierbaren Ess-Attacken, bei denen Unmengen an Nahrung konsumiert werden. Oft entsteht die Erkrankung in Folge einer Diät. Der angestaute Heißhunger führt zu unmäßigem Essen. Die Attacken wiederum führen zu einer großen Angst vorm Dickwerden und damit häufig zum Erbrechen im Anschluss an die Attacke. Andere Maßnahmen sind wie bei der Magersucht eine extremes Sportpensum oder die Einnahme von Abführmitteln. Dadurch kommt es nicht zu einer deutlichen Gewichtszunahme und die Erkrankung ist nicht offensichtlich. Eltern erkennen an folgenden Anzeichen, dass Ihr Kind unter Bulimie leidet:

  • Essattacken und anschließendes Erbrechen, extremes Sporttreiben oder die Einnahme von Abführmitteln
  • große Angst vorm Dicker werden
  • verschiedene körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen, Magenschmerzen, Verdauungsstörungen, Schlafstörungen
  • Depressionen, Gereiztheit, Rückzugsverhalten
     

Die Bulimie ist in der Regel psychisch bedingt. Das Essen dient als Abflussventil für Frust, Druck oder Kummer. Auch hier ist es erforderlich, dem erkrankten Kind im Rahmen einer Therapie andere Wege aus belastenden Gefühlslagen zu weisen.

Mit der Bulimie verwandt ist die sogenannte Binge-Eating-Disorder. Diese Form der Ess-Sucht geht ebenfalls mit maßlosem Essen einher, allerdings wird nichts gegen die Kalorienzufuhr getan. Als Folge davon kommt es zu großer Gewichtszunahme, es besteht die Gefahr der Fettsucht.

Fettsucht - Adipositas

Hat ein Erwachsener einen Body-Mass-Index von mehr als 30, spricht man bereits von Fettsucht. Das Übergewicht wird dann als körperlich belastend und gesundheitsschädlich eingeordnet. Für Jugendliche und Kinder gibt es abhängig von Größe, Alter und Geschlecht gesonderte Tabellenwerte. Liegen organische Ursachen vor, wird die Adipositas nicht zu den Ess-Störungen gezählt. Sie kann durch Erbfaktoren, falsches Ernährungsverhalten, Medikamenteneinnahme oder Bewegungsmangel verursacht werden.

Entsteht die Fettsucht aus einer der erwähnten Ess-Störungen muss sie entsprechend therapeutisch behandelt werden. Diäten oder der Aufenthalt in einer Abnehmklinik sollten hier erst an zweiter Stelle stehen. Denn oft wird das Problem dadurch nur verstärkt. Bevor den Kindern der Ausweg Ess-Störung genommen wird, müssen sie erst seelisch und psychisch geheilt werden und lernen, ihre Probleme auf andere Art und Weise zu lösen.

Neben den allgemein bekannten Ess-Störungen gibt es noch spezielle Formen, wie zum Beispiel zwanghaft gesund zu essen (Orthorexie) oder die Biggerexie, eine männliche Ess-Störung, bei der es darum geht, durch extreme Ernährungsvorschriften, Medikameneneinnahme und extremen Sport mehr Muskelmasse zu bekommen. Doch ganz gleich, um welche Ess-Störung es sich handelt: Ein wichtiger Teil, der zur Genesung beiträgt, ist die Liebe und Unterstützung  durch die Eltern. Helfen Sie Ihrem Kind, aus dem Teufelskreis Ess-Störung zu entkommen.

 

Zum Weiterlesen:
http://www.therapienetz-essstoerung.de/index.php?id=88