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Rosa oder hellblau - über Unisex-Kleidung und geschlechtsneutrales Spielzeug

Haben Sie auch eine Abneigung gegen die Farbe Rosa und allzu püppchenhafte Kleidung bei Ihrer Tochter? Dann wissen Sie, dass es gar nicht so leicht ist, dem zu entkommen. Ein junger Vater berichtet von seinen Erfahrungen und stellt die Frage, welche Werte und welches Geschlechterbild man seiner Tochter denn vermitteln will.

Alles begann mit einem Body, das ist ein Strampler ohne Beine, den ich schon vor der Geburt meiner Tochter gekauft hatte. Geschlechtsneutral in grau-weißen Streifen gehalten, mit langen Ärmeln, damit die Kleine auch nicht friert, von einer bekannten Modemarke, die auch Kleidung für Erwachsene herstellt. Da das Teil im Sonderangebot war, konnte ich nicht widerstehen.

Kurze Zeit später war unsere Tochter auf der Welt und das Bekleidungsdrama nahm seinen Lauf. Der gekaufte Body sah ohne Kind ja hübsch aus, leider wollten Baby und Body keine Freunde werden. Egal, wie ich auch an dem Teil zog und zerrte, es war einfach viel zu eng geschnitten und die Ärmel waren deutlich zu lang. Jeder, der schon einmal ein Baby angezogen hat, weiß, dass das nicht immer einfach ist. Jetzt muss ich noch erwähnen, dass unsere Tochter keineswegs ein großes oder gar dickes Baby war – im Gegenteil, sie war unter den 10 Prozent der kleinsten Neugeborenen. Trotzdem wollte der Body nicht passen und war augenscheinlich eine Fehlkonstruktion. Also weg damit!
 

 

Rosa, hellblau und überall Bärchen

Neue Kleider mussten her, aber bitte nicht in rosa oder hellblau. Das stellte sich allerdings als Herausforderung dar, denn offensichtlich sollte gleich erkennbar sein, ob es ein Junge oder Mädchen ist, denn die meiste Babykleidung ist nun einmal rosa oder hellblau. Nun gut, es ist wenigstens noch etwas in weiss oder gelb zu finden, über die Bärchenaufdrucke mag man sich streiten oder auch nicht.

Je älter mein Kind wurde, desto schwieriger wurde die Mission Unisex-Kleidung. Für Mädchen kommen mit zunehmendem Alter Kätzchen, Einhörner und Rüschen auf die Klamotten. Bei Jungs nehmen Piraten, Rennautos oder Monster Überhand. Wo geht es bitte zur Abteilung mit geschmackvoller Kleidung? Ich fühle mich als Konsument nicht ernst genommen und versuche mein Glück im nächsten Geschäft.

Ist es zu viel verlangt, dass ich meine Tochter nicht als Prinzessin oder Discobarbie kleiden möchte? Dass ich ihr eben nicht von Anfang an vermitteln will, dass sie vor allem niedlich auszusehen hat?

Interessant sind auch die Schnitte der Kleidung – kürzlich habe ich eine rote Hose für meine Tochter gekauft, die sich bequem anfühlte, weicher Stoff, schön kuschelig. Die Überraschung kam beim ersten Anziehen. Das Ding war so eng geschnitten, dass ich sie von oben rein quetschen musste, um überhaupt über die Windel zu kommen. Mittlerweile kaufe ich ihr bevorzugt Jungen-Hosen, die sind wenigstens weit geschnitten und bieten genug Bewegungsspielraum.
 

Beim Spielzeug geht es weiter

In unserem Freundeskreis gibt es viele Kinder im Kindergartenalter. Lego ist da ein beliebtes Geschenk. Doch was sehe ich da im Spielzeuggeschäft? Mittlerweile gibt es Lego speziell für Mädchen, „Lego Friends“, mit Steinen bevorzugt in pink und lila. Die dazugehörigen weiblichen Spielfiguren tragen kurze Röcke, haben lange Haare und geschminkte Kulleraugen. Sie halten sich bevorzugt im Schönheitssalon oder im Café auf. Hier leben längst vergangene Gender-Stereotype wieder auf. Für Jungen gibt es dafür Star Wars, Feuerwehr und Technik. Hilfe, sowas verschenke ich nicht!

 

Das lesende Einhorn

Also weiter in, den nächsten Buchladen. Bücher sind immer ein schönes Geschenk, egal ob für Jungen oder Mädchen. Doch was schaut mich da aus großen Kulleraugen an, als ich die Kinderbuchabteilung betrete? Ein riesiges Einhorn mit Glitzer im Fell, eingebettet in ein Meer aus rosa! Am liebsten würde ich schreiend fliehen, aber ein Geschenk muss her.

In der anderen Ecke der Kinderabteilung finden sich jede Menge Piraten, Ritter und natürlich Star Wars. Neben Darth Vader-Aufklebern gibt es Schwerter und Ritterrüstungen aus Pappe. Ganz klar, das ist das Angebot für Jungs.
Letztlich finde ich nach einiger Suche noch ein brauchbares Buch, das weder Einhörner noch Star Wars thematisiert und auch gut ankommt.
 

Welche Werte möchte ich meinem Kind vermitteln?

Kinder brauchen Vorbilder abseits von Rollenklischees. Wenn es schon bei Kleidung und beim Spielzeug immer schwieriger wird, so sollten Eltern zu Hause vorleben, wie es auch anders geht. Wenn Papa auch mal backend in der Küche steht und Mama berufstätig ist, hat Spielzeug wenig Einfluss auf die Entwicklung von Geschlechterbildern.

Natürlich wird auch bei unserer Tochter die rosa Phase kommen, aber es bleibt zu hoffen, dass das dann nur eine Phase sein wird und wir entsprechende Rollenklischees zu Hause eben nicht vorleben. Was wir uns für unser Kind wünschen, ist eine starke Persönlichkeit und Individualität, unabhängig vom Geschlecht – und das gilt natürlich immer, egal, ob Junge oder Mädchen.